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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Zusagen sonstiger Vergünstigungen o<strong>de</strong>r Unterstützungen<br />

Auch Zusagen an<strong>de</strong>rer Vergünstigungen o<strong>de</strong>r Unterstützungen<br />

sind bis auf eine Ausnahme nicht ersichtlich.<br />

Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um die vom BND veranlaßte<br />

Ausstellung von Decknamenpapieren, <strong>de</strong>n sog.<br />

Gutmann-Papieren.<br />

Hierzu hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>s<br />

festgestellt:<br />

Einer <strong>de</strong>r dringendsten Wünsche Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

war die Ausstellung von regulären Ausweispapieren<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Diese Papiere<br />

sollten aber möglichst nicht auf seinen eigenen<br />

Namen lauten, son<strong>de</strong>rn er war im Hinblick auf die<br />

vermutete Gefahr für seine Person durch ehemalige<br />

MfS-Angehörige an einer neuen I<strong>de</strong>ntität interessiert.<br />

Der BND lehnte es jedoch ab, <strong>de</strong>m Wunsch nach einer<br />

neuen I<strong>de</strong>ntität zu entsprechen.<br />

Selbst die Ausstellung von regulären Ausweispapieren<br />

kam zunächst nicht in Betracht. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

konnte keinen offiziellen Wohnsitz angeben;<br />

überdies scheute er sich zu dieser Zeit, seine<br />

I<strong>de</strong>ntität preiszugeben, da er sich weiterhin bedroht<br />

fühlte. Der BND seinerseits legte Wert darauf, die Person<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis bis zum Abschluß <strong>de</strong>r<br />

Befragung vor <strong>de</strong>r Öffentlichkeit abzuschirmen.<br />

Schon seit Dezember 1989 hatte <strong>de</strong>r BND durch einen<br />

Informanten Hinweise, daß das Leben von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski durch kompromittierte Personen<br />

<strong>de</strong>s früheren Staats- <strong>und</strong> Regierungsapparates<br />

<strong>de</strong>r DDR, insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>n Führungskreisen <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen MfS, gefähr<strong>de</strong>t sein könnte.<br />

En<strong>de</strong> Januar 1990 bat BND-Präsi<strong>de</strong>nt Dr. Wieck <strong>de</strong>shalb<br />

<strong>de</strong>n Staatsminister beim B<strong>und</strong>eskanzler <strong>und</strong> Koordinator<br />

für die Nachrichtendienste, Dr. Stavenhagen,<br />

in einem kleineren Kreis Fragen <strong>de</strong>r Sicherheit<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis zu erörtern. Dieses Gespräch<br />

fand am 6. Februar 1990 im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

statt. Da es in <strong>de</strong>m Gespräch u.a. um <strong>de</strong>n Wunsch Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis nach einer Namensän<strong>de</strong>rung<br />

in <strong>de</strong>m gesetzlich vorgesehenen Verfahren ging,<br />

sagte Staatssekretär Neusel vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern zu, in dieser Angelegenheit auf <strong>de</strong>n Staatssekretär<br />

im bayerischen Innenministerium Dr. Günther<br />

Beckstein zuzugehen. Bei näherer Prüfung ergab<br />

sich allerdings, daß sich die Namensän<strong>de</strong>rung nicht<br />

schnell <strong>und</strong> diskret genug durchführen ließ.<br />

Weil nach Auffassung <strong>de</strong>s BND die Sicherheit Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> die Absicherung <strong>de</strong>r Befragung<br />

nicht mehr gewährleistet erschienen, entschied<br />

Dr. Wieck am 12. Februar 1990, die Eheleute<br />

Schalck-Golodkowski vorläufig mit Decknamenpapieren<br />

auf <strong>de</strong>n Namen Gutmann auszustatten. Der<br />

Mädchenname von Sig rid Schalck-Golodkowski war<br />

aus praktischen Grün<strong>de</strong>n gewählt wor<strong>de</strong>n, da sie ihn<br />

bereits früher verschie<strong>de</strong>ntlich benutzt hatten <strong>und</strong><br />

auch schon in ihrer neuen Umgebung unter ihm aufgetreten<br />

waren. Die Dokumente - je ein Reisepaß <strong>und</strong><br />

ein Führerschein - wur<strong>de</strong>n auf Vermittlung <strong>de</strong>s<br />

Münchner Verbindungsreferenten <strong>de</strong>s BND vom<br />

Kreisverwaltungsreferat <strong>de</strong>r Stadt München am 15.<br />

Februar 1990 ausgestellt <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkow-<br />

-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ski noch am gleichen Tag von seiner BND-Kontaktperson<br />

ausgehändigt. Für das Kreisverwaltungsreferat<br />

war nicht erkennbar, daß es sich um Papiere für<br />

das Ehepaar Schalck-Golodkowski han<strong>de</strong>lte. Die<br />

Ausstellung <strong>de</strong>r Decknamenpapiere war eine vorübergehen<strong>de</strong><br />

Maßnahme, die baldmöglichst been<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, d. h. sobald eine Klarnamenanmeldung<br />

möglich war.<br />

Am 28. Februar 1990 berichtete Dr. Wieck Staatsminister<br />

Dr. Stavenhagen über die bis dahin gewonnenen<br />

Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r Befragung Dr. Schalck-Golodkowskis.<br />

Staatsminister Dr. Stavenhagen wur<strong>de</strong> bei<br />

dieser Besprechung nicht über die Ausstellung von<br />

Decknamenpapieren unterrichtet. Er hat ausgesagt,<br />

er habe erst im Sommer 1991 von <strong>de</strong>m Vorgang<br />

„Gutmann-Papiere" erfahren, als <strong>de</strong>r BND seine Akten<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß übersandt habe.<br />

Diese Aussage scheint zwar im Wi<strong>de</strong>rspruch zu einem<br />

am 6. März 1990 vom BND-Mitarbeiter Dr. Burgdorf<br />

gefertigten Protokoll über die Besprechung vom 28.<br />

Februar 1990 zu stehen, nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Staatsminister<br />

über die Ausstellung <strong>de</strong>r Ausweispapiere für das Ehepaar<br />

Schalck-Golodkowski unterrichtet wur<strong>de</strong>. Dr.<br />

Burgdorf hat jedoch später richtiggestellt, daß das<br />

Thema vorläufiger Ausweispapiere nur am Ran<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> äußerst knapp angesprochen wor<strong>de</strong>n sei; die<br />

mißverständliche Formulierung sei entstan<strong>de</strong>n, weil<br />

er sein Protokoll später unter großem Zeitdruck erstellt<br />

habe. Dies <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r<br />

Besprechung anwesen<strong>de</strong>n BND-Mitarbeiters<br />

Foertsch, <strong>de</strong>r bestätigt hat, daß das förmliche Über<br />

siedlungsverfahren <strong>de</strong>s Ehepaars Schalck-Golodkowski<br />

zur Sprache gekommen sei, ohne daß auf die Beschaffung<br />

<strong>de</strong>r Decknamenpapiere auf <strong>de</strong>n Namen<br />

„Gutmann" hingewiesen wor<strong>de</strong>n sei.<br />

Am 20. März 1990 wur<strong>de</strong>n die Reisepässe vom BND<br />

wie<strong>de</strong>r eingezogen, nach<strong>de</strong>m am selben Tag beim<br />

Kreisverwaltungsreferat München die Anmeldung<br />

<strong>de</strong>r Eheleute Schalck-Golodkowski unter Klarnamen<br />

erfolgt war. Die Führerscheine wur<strong>de</strong>n einige Tage<br />

später zurückgegeben. Eine Anmeldung unter richtigem<br />

Namen war zu diesem Zeitpunkt möglich gewor<strong>de</strong>n,<br />

weil sich die Situation mit <strong>de</strong>r Volkskammerwahl<br />

in <strong>de</strong>r DDR am 18. März 1990 geän<strong>de</strong>rt hatte. Nach<br />

<strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s SED-Regimes bestand nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>s BND die Bedrohungslage für Dr. Schalck-<br />

Golodkowski nicht mehr in <strong>de</strong>m ursprünglichen Maß<br />

fort .<br />

Am 28. März 1990 unterrichtete Dr. Wieck die B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Schäuble <strong>und</strong> Genscher schriftlich<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Vernehmungen Dr. Schalck-Golodkowskis.<br />

In diesem Schreiben heißt es u. a.:<br />

„Da <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst ernstzunehmen<strong>de</strong><br />

Hinweise vorlagen, die eine Gefährdung ...<br />

nahelegten, wur<strong>de</strong>n die durch ein privates Sicherheitsunternehmen<br />

betriebenen Schutzmaßnahmen<br />

in <strong>de</strong>m Punkt unterstützt, daß die behördliche Ausstellung<br />

eines vorläufigen Reisepasses für Schalck-<br />

Golodkowski BND-seitig durch einen Vertreter begleitet<br />

wur<strong>de</strong>. Diese Maßnahme hatte vorläufigen<br />

Charakter. Der vorläufige, auf einen Decknamen<br />

ausgestellte Reisepaß wur<strong>de</strong> zwischenzeitlich eingezogen"<br />

.

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