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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

che Rolle Dr. Schalck-Golodkowski in diesem Zusam-<br />

menhang spielte, auch nicht, ob die Arbeitsgruppe<br />

„BRD" <strong>de</strong>s SED-Politbüros bereits bestand.<br />

Gleichwohl wur<strong>de</strong> - neben <strong>de</strong>n offiziellen Verhandlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Regierungen <strong>und</strong> auch<br />

nach Arbeitsaufnahme <strong>de</strong>r Ständigen Vertretungen -<br />

die Einrichtung <strong>de</strong>r vertraulichen Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ab Herbst 1974 wie<strong>de</strong>r genutzt.<br />

Zu diesem Zeitpunkt benannte die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Karl-Otto Pöhl, damals Staatssekretär im B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, zum Gesprächspartner von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Bereits im Juli 1975 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Ministerialdirektor im B<strong>und</strong>eskanzleramt, Dr. Karl-<br />

Werner Sanne, Verhandlungspartner von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Dr. Sannes vertrauliche Gespräche<br />

hatten Verbesserungen im Berlin-Verkehr<br />

<strong>und</strong> eine Neufestsetzung <strong>de</strong>r sog. Transitpauschale<br />

für 1976 bis 1979 zum Thema, außer<strong>de</strong>m ging es um<br />

die Vorbereitung <strong>de</strong>s Treffens <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers,<br />

Helmut Schmidt, mit <strong>de</strong>m SED-Generalsekretär <strong>und</strong><br />

DDR- Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>n, E rich Honecker, anläßlich<br />

<strong>de</strong>r KSZE-Schlußkonferenz in Helsinki. Die Gespräche<br />

Dr. Sannes über Verbesserungen im Berlin-<br />

Verkehr <strong>und</strong> eine Neufestsetzung <strong>de</strong>r Transitpauschale<br />

fan<strong>de</strong>n auch ihren Nie<strong>de</strong>rschlag in entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vereinbarungen, die nach Verhandlungen<br />

auf fachlicher Ebene, im Dezember 1975 vom Leiter<br />

<strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost), Staatssekretär Gaus, <strong>und</strong><br />

von Vertretern <strong>de</strong>s Verkehrs- <strong>und</strong> Finanzministeriums<br />

<strong>de</strong>r DDR formell zum Abschluß gebracht wur<strong>de</strong>n.<br />

Im November 1975 wur<strong>de</strong> Dr. Sanne als Verhandlungspartner<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski von<br />

Staatssekretär Günter Gaus, <strong>de</strong>m ersten Leiter <strong>de</strong>r<br />

Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in Berlin (Ost), abgelöst.<br />

b) Verhandlungen mit <strong>de</strong>n Ständigen Vertretern <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin (Ost),<br />

Staatssekretär Gaus, Staatssekretär Bölling <strong>und</strong><br />

Staatssekretär Dr. Bräutigam<br />

Nach Aussage von Staatssekretär Gaus vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

entsprach es einer Entscheidung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, daß er künftig zentraler<br />

Gesprächspartner von Dr. Schalck-Golodkowski in<br />

<strong>de</strong>n vertraulichen Verhandlungen wur<strong>de</strong>.<br />

Dies habe - so Gaus - sich aus zwei Grün<strong>de</strong>n als<br />

zweckmäßig <strong>und</strong> notwendig erwiesen. Zum einen<br />

mußten nach Abschluß <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>lagenvertrages<br />

viele Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen mit <strong>de</strong>r DDR geführt<br />

wer<strong>de</strong>n, so daß es sich als erfor<strong>de</strong>rlich erwies,<br />

einen in Berlin (Ost) ansässigen <strong>und</strong> schnell erreichbaren<br />

Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu<br />

haben. Die zweite Begründung für diesen Schritt resultierte<br />

aus „Eifersüchteleien zwischen <strong>de</strong>n Ressorts".<br />

Insbeson<strong>de</strong>re diese Kompetenzstreitigkeiten<br />

mit <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen Gefahr <strong>de</strong>r Schmälerung<br />

<strong>de</strong>r Verhandlungsstärke <strong>und</strong> -position führten laut<br />

Gaus dazu, einen zentralen Verhandlungspartner zu<br />

bestimmen, <strong>de</strong>m die Fachressorts zuarbeiteten.<br />

Gaus war als Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin (Ost) beauf<br />

-tragt, zum einen auf <strong>de</strong>r offiziellen Ebene Gespräche<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen mit <strong>de</strong>n zuständigen Stellen <strong>de</strong>r<br />

DDR zu führen <strong>und</strong> zum an<strong>de</strong>ren auf einer streng geheimgehaltenen<br />

Ebene. Gaus nannte diese Gespräche<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen „mit Hut" <strong>und</strong> „ohne Hut"<br />

<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski bezeichnete sie als<br />

„mit Jackett " <strong>und</strong> „ohne Jackett" .<br />

Auf Wunsch von Dr. Schalck-Golodkowski fan<strong>de</strong>n<br />

seine Gespräche mit Staatssekretär Gaus unter großer<br />

Vertraulichkeit statt (sog. Vier-Augen-Gespräche).<br />

Nach Aussage von Günter Gaus betrieb Dr. Schalck-<br />

Golodkowski eine wahre „Geheimniskrämerei" darum,<br />

angeblich um <strong>de</strong>ren Erfolg nicht zu gefähr<strong>de</strong>n.<br />

Die Funktion <strong>de</strong>s Verhandlungsführers <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nahm Gaus von 1975 bis zum En<strong>de</strong> seiner Amtszeit als<br />

Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung im Januar 1981 wahr.<br />

Gaus traf mit Dr. Schalck-Golodkowski nach Angaben<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zum erstenmal<br />

En<strong>de</strong> 1975 zusammen.<br />

Laut Aussage von Gaus waren die Verhandlungen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland mit <strong>de</strong>r DDR über<br />

weitere Verkehrsverbesserungen für Berlin seinerzeit<br />

wegen <strong>de</strong>s Dauerkonflikts um Statusfragen in eine<br />

Sackgasse geraten. Gaus hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Meinung vertreten, daß die DDR<br />

versucht habe, durch die Erteilung <strong>de</strong>s Verhandlungsmandats<br />

an Dr. Schalck-Golodkowski aus dieser<br />

Situation herauszukommen, was auch gelungen sei.<br />

Nach <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts führte<br />

Gaus mit Dr. Schalck-Golodkowski 53 Gespräche.<br />

Zur Anzahl seiner Treffen mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

sagte Gaus vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß:<br />

„Eher 100 mal als 20 mal, <strong>und</strong> eher 150 mal als 200<br />

mal ... Dann kommt es wahrscheinlich an 100 o<strong>de</strong>r so<br />

heran." (21. Sitzung, Protokoll S. 13 <strong>und</strong> S. 48)<br />

Gaus benei<strong>de</strong>te Dr. Schalck-Golodkowski um <strong>de</strong>ssen<br />

schnelle Kommunikationsmöglichkeit mit einem Entscheidungsbefugten<br />

mit <strong>de</strong>n Worten: „Schalck<br />

konnte, wenn wir einen solchen Punkt erreicht hatten,<br />

sagen: Kann ich mal schnell ans Telefon gehen?<br />

Dann ging er bei mir zu Hause im Nebenzimmer ans<br />

Telefon, kam wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> sagte ja o<strong>de</strong>r nein". (21. Sitzung,<br />

Protokoll S. 18) Auf die Frage, ob er wisse, mit<br />

wem Dr. Schalck-Golodkowski gesprochen habe,<br />

sagte Gaus, Dr. Schalck-Golodkowski sei ein Mann<br />

gewesen, <strong>de</strong>r auf die Klei<strong>de</strong>rordnung gehalten habe.<br />

Er habe nicht gesagt: Ich habe mit Honecker gesprochen.<br />

Für Gaus sei jedoch ein<strong>de</strong>utig gewesen, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nicht unterhalb <strong>de</strong>r Ebene von<br />

Dr. Mittag gesprochen habe.<br />

Unter <strong>de</strong>m Nachfolger von Gaus, <strong>de</strong>m damaligen<br />

Staatssekretär Klaus Bölling, fan<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>ssen<br />

14monatiger Amtszeit von Februar 1981 bis zum Ap ril<br />

1982 <strong>de</strong>utlich weniger Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

statt. In <strong>de</strong>r Beweiserhebung <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

konnte trotz zusätzlicher Bemühungen nicht<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n, wie viele Treffen tatsächlich stattfan<strong>de</strong>n.<br />

Während Bölling angab, mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

allenfalls drei- bis viermal zusammengetroffen<br />

zu sein, listete das B<strong>und</strong>eskanzleramt ca. 15 Kontakte<br />

auf.

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