09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Kirche in Deutschland (EKD) - 1948 in Eisenach als<br />

Zusammenschluß <strong>de</strong>r evangelischen Lan<strong>de</strong>skirchen<br />

gegrün<strong>de</strong>t - <strong>und</strong> <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r EKD 1969 hervorgegangene<br />

B<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR<br />

(BEKDDR) sowie das Diakonische Werk <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirchen in West <strong>und</strong> Ost beteiligt. Hinzu kom-<br />

men die katholische Kirche <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutsche Ca ritas<br />

verband in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DDR sowie sonstige Religionsgemeinschaften, u.a.<br />

die Kirche Jesu Christi <strong>de</strong>r Heiligen <strong>de</strong>r letzten Tage<br />

(Mormonen) o<strong>de</strong>r die Neuapostolische Kirche.<br />

Beson<strong>de</strong>rs die EKD engagierte sich nach <strong>de</strong>r Teilung<br />

Deutschlands für ihre Gliedkirchen in <strong>de</strong>r Sowjetischen<br />

Besatzungszone <strong>und</strong> späteren DDR, da sie immer<br />

an <strong>de</strong>r kirchenpolitischen Einheit festhielt <strong>und</strong> sich<br />

zur beson<strong>de</strong>ren Gemeinschaft <strong>de</strong>r ganzen evangelischen<br />

Christenheit in Deutschland bekannte. Selbst<br />

die organisatorische Trennung zwischen <strong>de</strong>r EKD in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m BEKDDR<br />

führte nicht zu einer Spaltung <strong>de</strong>r evangelischen Kirche,<br />

son<strong>de</strong>rn zu einer noch stärkeren Zusammenarbeit.<br />

1. Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte in<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Schon 1965 hatte Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski in<br />

seinem Brief an das Politbüro-Mitglied Hermann Matern<br />

das sog. Kirchengeschäft als einen wesentlichen<br />

Bereich <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung erkannt, <strong>de</strong>r „in<br />

<strong>de</strong>r bisherigen Form weiter so gehandhabt wer<strong>de</strong>n"<br />

könne (vgl. Erster Teilbericht, BT Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 4, S. 48).<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> bekam Schalck-Golodkowski, Leiter<br />

<strong>de</strong>s neu gegrün<strong>de</strong>ten Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>de</strong>ssen primäres Ziel die Devisenerwirtschaftung<br />

war, neben <strong>de</strong>r ökonomischen Anleitung<br />

<strong>de</strong>r MfS -Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen F.C. Gerlach<br />

Export-Import <strong>und</strong> G. Simon auch die Koordination<br />

<strong>und</strong> Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte übertragen,<br />

die für das MfS von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung waren<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 6, S. 55) .<br />

Dies wur<strong>de</strong> von Dr. Schalck-Golodkowski in seiner<br />

Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 11. Juni 1992 bestätigt. Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte waren<br />

die Bestimmungen <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 44/66 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 11. März 1966 „zur<br />

Regelung <strong>de</strong>r kommerziellen Beziehungen zu <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r DDR zugelassenen Religionsgemeinschaften, die<br />

aus <strong>de</strong>m Ausland, <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> Berlin (West) materielle Unterstützung erhalten"<br />

- ergänzt durch die Verfügung Nr. 102/67 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 6. Juli 1967 - von Be<strong>de</strong>utung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 5, S. 51, Dokument-Nr. 11, S. 78, Dokument-Nr.<br />

12, S. 80). Durch diese wur<strong>de</strong>n die bis dahin<br />

auf Einzelgenehmigungen basieren<strong>de</strong>n materiellen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Transfers <strong>de</strong>r westlichen Kirchen an<br />

die Kirchen <strong>und</strong> kirchlichen Einrichtungen in <strong>de</strong>r<br />

DDR neu geordnet <strong>und</strong> zur festen Plangröße <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR. Zukünftig sollte ein vom<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats festgelegtes Limit in<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR für' die finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r DDR gelten, im Rahmen <strong>de</strong>ssen die Kirchen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Warenlieferungen<br />

an die DDR vornehmen konnten. Diese Warenlieferungen<br />

sollten ab 1. Januar 1967 voll in die<br />

sog. materielle Staatsreserve <strong>de</strong>r DDR, in <strong>de</strong>r Rohstoffe<br />

für <strong>de</strong>n Krisenfall lagerten, eingestellt <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Bilanz <strong>de</strong>r Staatsreserve geson<strong>de</strong>rt ausgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Verfügung war es, „die sich aus <strong>de</strong>m Kirchengeschäft<br />

ergeben<strong>de</strong>n Möglichkeiten mit hohem ökonomischen<br />

Nutzeffekt" voll zu realisieren (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 5,<br />

S. 51). Gemeint war damit die Vermarktung <strong>de</strong>r gelieferten<br />

Waren auf <strong>de</strong>m internationalen Markt o<strong>de</strong>r die<br />

Einstellung von beson<strong>de</strong>rs knappen Rohstoffen in die<br />

sog. materielle Staatsreserve B (Teil <strong>de</strong>r materiellen<br />

Staatsreserve in die Rohstoffe eingestellt wur<strong>de</strong>n), die<br />

Dr. Schalck-Golodkowski zur Devisenerwirtschaftung<br />

nutzen konnte <strong>und</strong> für <strong>de</strong>ren optimale Zusammensetzung<br />

er verantwortlich war (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 6, S. 55).<br />

Speziell sollte er solche Waren einstellen, die von<br />

volkswirtschaftlicher Relevanz waren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren<br />

Preisschwankungen auf <strong>de</strong>m Weltmarkt eine Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung darstellten. Entsprechend<br />

dieser Auflagen setzte sich das Warensortiment<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte hauptsächlich<br />

aus börsenfähigen Rohstoffen auch für die industrielle<br />

Produktion, seltener aus Konsumgütern zur<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung zusammen.<br />

Die Verfügungen <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

Nr. 166/72 vom 23. November - 1972 <strong>und</strong> Nr. 15/1975<br />

vom 23. August 1975 bestätigten die sog. Kirchengeschäfte<br />

als wesentliche Quelle <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

36, S. 369, Dokument-Nr. 67, S. 502).<br />

Die Warenlieferungen wur<strong>de</strong>n bis 1990 fortgeführt<br />

<strong>und</strong> verloren in keiner Weise an Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die Wirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR.<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit auf die<br />

sog. Kirchengeschäfte<br />

1966, noch vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, war Manfred Sei<strong>de</strong>l als Offizier<br />

im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE) aus <strong>de</strong>m MfS (HA<br />

XVIII), für das er seit 1954 arbeitete, in das Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

(MAI) versetzt wor<strong>de</strong>n, wo er als Nachfolger von<br />

Horst Roigk <strong>de</strong>ssen Aufgabenbereich übernahm.<br />

Roigk, ein hochrangiger MfS-Offizier, <strong>de</strong>r anfänglich<br />

die Abteilung Koordination in <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>de</strong>s MfS<br />

leitete, war nach Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 11. Juni 1992 als Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Kontrolle <strong>und</strong> Inspektion im MAI bis dahin für die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte zuständig. Nach<br />

Aussage von Manfred Sei<strong>de</strong>l vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Chef o<strong>de</strong>r Abteilungsleiter dieser<br />

Abteilung ... praktisch gestellt vom Ministerium<br />

für Staatssicherheit" (62. Sitzung, Protokoll S. 11).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!