09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Das Reinstsilizium kaufte das Unternehmen P. M. Majunke<br />

von Januar 1986 bis April 1989 von <strong>de</strong>r Wacker-<br />

Chemitronic GmbH in Burghausen. Das Material<br />

wur<strong>de</strong> ausschließlich an <strong>de</strong>n AHB Elektronik Export<br />

rt verkauft. Für die Lieferungen wur<strong>de</strong>n zwei -Impo<br />

Wege gewählt: In etwa 80 Prozent <strong>de</strong>r Lieferungen<br />

wur<strong>de</strong> Reinstsilizium direkt an <strong>de</strong>n AHB Elektronik<br />

verkauft <strong>und</strong> geliefert. In <strong>de</strong>n restlichen Fällen wur<strong>de</strong><br />

Silizium, das sich im Auto o<strong>de</strong>r einem Kleinlastwagen<br />

nicht transportieren ließ, zunächst per Spedition zum<br />

nie<strong>de</strong>rländischen Unternehmen Marcus Broere BV in<br />

Boxtel gebracht. Von dort gelangte die Ware an <strong>de</strong>n<br />

AHB Elektronik.<br />

Hauptbetreiber <strong>de</strong>s Unternehmens P. M. Majunke<br />

war Diplomwirtschaftsingenieur Hans-Joachim Majunke,<br />

<strong>de</strong>r zugleich Prokurist <strong>de</strong>r Marcus Broere BV<br />

war. Er wur<strong>de</strong> am 23. Mai 1989 festgenommen <strong>und</strong><br />

saß bis zum 15. Februar 1990 in Untersuchungshaft.<br />

Seine Frau Pia Monika, offiziell Inhaberin <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsunternehmens<br />

P. M. Majunke, saß nach <strong>de</strong>r Festnahme<br />

am 27. Februar 1991 bis zum 20. September<br />

1991 in Untersuchungshaft.<br />

Der Prozeß gegen das Ehepaar wegen <strong>de</strong>s Verstoßes<br />

gegen das MRG Nr. 53 begann am 7. September 1993<br />

vor <strong>de</strong>m Landgericht Köln (Aktenzeichen 113 Js<br />

188/89). Das Verfahren gegen Hans-Joachim Majunke<br />

wur<strong>de</strong> nach Eröffnung <strong>de</strong>r Hauptverhandlung aufgr<strong>und</strong><br />

von Verhandlungsunfähigkeit eingestellt. Pia<br />

Monika Majunke wur<strong>de</strong> am 19. November 1993 von<br />

<strong>de</strong>r 10. großen Strafkammer <strong>de</strong>s Landgerichts Köln zu<br />

eineinhalb Jahren Haft mit Bewährung verurteilt.<br />

Diese Strafe verhängte die Kammer wegen „fortgesetzten<br />

gemeinschaftlichen ungenehmigten Verbringens<br />

von Waren in die frühere DDR in Tatmehrheit<br />

mit fortgesetzter gemeinschaftlicher Steuerhinterziehung"<br />

. Die Angeklagte legte gegen das Urteil Revision<br />

ein, über die noch nicht entschie<strong>de</strong>n ist.<br />

Kaufmann Richard Müller<br />

Eine Son<strong>de</strong>rrolle beim illegalen Technologietransfer<br />

spielte nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utsche Elektronik-Händler<br />

Richard Müller, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 80er Jahren zeitweilig von<br />

<strong>de</strong>r DDR aus seine Geschäfte betrieb. Der in Nord<strong>de</strong>utschland<br />

leben<strong>de</strong> Kaufmann führte seit <strong>de</strong>n 70er<br />

Jahren zahlreiche unerlaubte Exportgeschäfte in die<br />

Sowjetunion <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Ostblockstaaten durch. Unter<br />

an<strong>de</strong>rem exportierte er die komplette Ausrüstung<br />

für ein Rechenzentrum in die Sowjetunion.<br />

Zur Verschleierung seiner illegalen Exportgeschäfte<br />

grün<strong>de</strong>te Müller zahlreiche Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, <strong>de</strong>r Schweiz, Österreich<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Staaten. Für <strong>de</strong>n Transpo rt in <strong>de</strong>n Ostblock<br />

nutzte er <strong>de</strong>n Fuhrpark <strong>de</strong>r staatlichen DDR-<br />

Spedition Deutrans. Unterlagen <strong>de</strong>s MfS zufolge traf<br />

Müller 1977 <strong>und</strong> 1978 mehrmals mit <strong>de</strong>m Mitarbeiter<br />

im Direktorat Anlagenimport, Diet rich Kupfer alias<br />

IME „Messing", zusammen. En<strong>de</strong> 1982 zog Müller<br />

mit seiner Frau <strong>und</strong> seiner Tochter vorübergehend<br />

nach Kapstadt in Südafrika. Do rt hatte Müller ein altes<br />

Weingut gekauft. Im Herbst 1983 kehrte die Familie<br />

aus Südafrika zurück <strong>und</strong> wohnte wie<strong>de</strong>r in Jesteburg<br />

bei Hamburg. Seit Dezember 1983 hielt sich<br />

Müller im Ostblock auf, nach<strong>de</strong>m im November 1983<br />

eine illegale Lieferung von VAX-Rechnern beschlagnahmt<br />

wor<strong>de</strong>n war (Dokument-Nr. 579).<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war an Müllers<br />

Übersiedlung in die DDR beteiligt. Nach Aussage<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski wandte sich <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r militärischen Aufklärung <strong>de</strong>r Sowjetunion an <strong>de</strong>n<br />

Minister für Staatssicherheit, Mielke, <strong>de</strong>r für die Unterbringung<br />

von Müller in <strong>de</strong>r DDR sorgen sollte.<br />

Mielke beauftragte Dr. Schalck-Golodkowski damit,<br />

beim Bau von Lager- <strong>und</strong> Büroräumen behilflich zu<br />

sein. Nach Arbeitskontakten zwischen Müller, <strong>de</strong>m<br />

Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

sowjetischen Beauftragten wur<strong>de</strong> kurzfristig im Ost<br />

Berliner Stadtteil Pankow ein Lager- <strong>und</strong> Bürogebäu<strong>de</strong><br />

errichtet. Dafür wur<strong>de</strong> eine Fertigteilhalle aus <strong>de</strong>r<br />

Schweiz im Wert von 1,5 Mio. Schweizer Franken importiert.<br />

Nach Dokumenten <strong>de</strong>s MfS reiste Müller am 5. Februar<br />

1984 in die DDR ein. Demnach richtete ihm <strong>de</strong>r<br />

Bereich Aufklärung <strong>de</strong>s Ministeriums für Nationale<br />

Verteidigung (MfNV) zunächst Hotelzimmer als<br />

Geschäfts- <strong>und</strong> Gewerberäume im „Palasthotel" ein.<br />

Der Bereich Aufklärung <strong>de</strong>s MfNV soll für Müller einen<br />

Reisepaß auf <strong>de</strong>n Namen John Edgar Brent aus<br />

Großbritannien angefertigt haben (Dokument-Nr.<br />

580).<br />

Während seines Aufenthalts in <strong>de</strong>r DDR betrieb<br />

Müller weiterhin Geschäfte mit west<strong>de</strong>utschen<br />

Händlern <strong>und</strong> bestellte beispielsweise über <strong>de</strong>n Ingenieur<br />

Jochheim Embargoware. 1985 nahm Müller<br />

Kontakt mit <strong>de</strong>m Kombinat Mikroelektronik,<br />

-<br />

Direktorat<br />

Anlagenimport, auf <strong>und</strong> bot seine Zusammenarbeit<br />

an.<br />

Im Frühjahr 1989 kehrte Müller in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zurück. Das Landgericht Lübeck<br />

verurteilte ihn am 26. Juni 1989 wegen Verstoßes gegen<br />

§ 34 Außenwirtschaftsgesetz zu zwei Jahren Freiheitsstrafe<br />

auf Bewährung. Die Zusammenarbeit mit<br />

östlichen Nachrichtendiensten konnte das Landgericht<br />

Müller nicht nachweisen. Da sich Müller vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß auf sein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

berief, ließ sich diese Frage während<br />

seiner Zeugenvernehmung nicht klären (Dokument-Nr.<br />

579 <strong>und</strong> 581).<br />

Richard Müller grün<strong>de</strong>te am 2. Oktober 1989 die<br />

Devia GmbH. Dieses Unternehmen hat seinen Sitz in<br />

Kiel <strong>und</strong> betreibt Ost-West-Geschäfte. Geschäftsführer<br />

ist Müller. Gesellschafter <strong>de</strong>r Devia GmbH war bis<br />

zum 6. Januar 1994 zu 100 Prozent die Devia Aktien-<br />

gesellschaft mit Sitz in Vaduz, Liechtenstein. Die De<br />

via AG wur<strong>de</strong> 1984 gegrün<strong>de</strong>t; sie hatte bis zum Juni<br />

1992 ihren Sitz in <strong>de</strong>r Aeulestraße 38. Unter dieser<br />

Adresse firmierten auch die im zweiten Teilbericht<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses erwähnten liechtensteinischen<br />

Anstalten Cavendia, Hanseatic, Hippokrates,<br />

Infino, Polyindustrie <strong>und</strong> Unisped. Verwaltungsrat<br />

dieser Briefkastenfirmen war von 1984 bis<br />

1989 Louis Oehri, <strong>de</strong>r neben Richard Müller heute Direktor<br />

<strong>de</strong>r Devia AG ist. Seit <strong>de</strong>m 6. Januar 1994 ist<br />

Richard Müller alleiniger Gesellschafter <strong>de</strong>r Devia<br />

GmbH.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!