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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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- Einzahlungen <strong>de</strong>s MfS (HA XVIII) aus <strong>de</strong>r Realisierung<br />

sog. operativer Vorgänge. Dies waren Devisenabführungen<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII auf das Konto 0528.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII/8, Artur Wenzel, überwies<br />

seit Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre regelmäßig Beträge zwischen<br />

0,3 <strong>und</strong> 0,5 Mio. DM auf das Konto 0528. Die<br />

Gel<strong>de</strong>r resultierten zumeist aus Zahlungen von<br />

west<strong>de</strong>utschen Unternehmen, die angeblich gegen<br />

DDR-Gesetze verstoßen hatten <strong>und</strong> vom MfS zu<br />

„Wie<strong>de</strong>rgutmachungszahlungen" erpreßt wur<strong>de</strong>n.<br />

Wie einem Arbeitsplan <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zu entnehmen ist, hatte<br />

das MfS im Jahr 1986 insgesamt einen Betrag von<br />

20 Mio. VM an die HA I abzuführen. Ungeklärt<br />

blieb die Frage, ob Abführungen <strong>de</strong>s MfS in dieser<br />

Höhe regelmäßig erfolgten <strong>und</strong> auf welchen Konten<br />

sie verbucht wur<strong>de</strong>n.<br />

- Gewinnabführungen <strong>de</strong>r Vertreterfirma BERAG<br />

Export-Import GmbH. Die BERAG, die auf Initiative<br />

von Manfred Sei<strong>de</strong>l gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> ihm direkt<br />

unterstellt war, führte jährlich Gewinne aus ihrer<br />

Geschäftstätigkeit (u. a. Ex- <strong>und</strong> Importvertretungen<br />

für Erzeugnisse <strong>de</strong>r chemischen Industrie<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Energiesektors) von ca. 20 Mio. DM auf das<br />

Konto 0528 <strong>und</strong> auf das Verrechnungseinheiten-<br />

Konto <strong>de</strong>r HA I bei <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR ab.<br />

- Gewinnabführungen verschie<strong>de</strong>ner <strong>de</strong>r HA I unterstellter<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR, in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland.<br />

Dazu zählten u. a. die Unternehmensgruppe <strong>de</strong>r Befisa<br />

S.A. in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> die Delta GmbH mit<br />

Sitz Berlin (Ost) <strong>und</strong> Mühlenbeck. In <strong>de</strong>n Arbeitsplänen<br />

<strong>de</strong>r HA I wur<strong>de</strong>n die Einnahmen von Delta<br />

mit sieben Mio. VM für 1986 <strong>und</strong> zehn Mio. VM für<br />

die Jahre 1988 <strong>und</strong> 1989 geplant.<br />

- Einnahmen aus <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften A<br />

(evangelische Kirche) <strong>und</strong> C (katholische Kirche).<br />

Die jährlichen Deviseneinnahmen aus <strong>de</strong>r Vermarktung<br />

<strong>de</strong>r Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

sog. Aufstockungsverträge betrugen beim A-Geschäft<br />

in <strong>de</strong>r Regel ca. vier Mio. DM; aus <strong>de</strong>m C-Geschäft<br />

flossen zwischen 1967 <strong>und</strong> 1980 jährlich ca.<br />

zwölf Mio. DM auf das Konto 0528, ab 1981 wur<strong>de</strong>n<br />

pro Jahr ebenfalls nur noch die sog. Aufstockungsverträge<br />

in Höhe von ca. drei Mio. DM <strong>de</strong>m Konto<br />

zugeführt. Insgesamt wur<strong>de</strong>n damit ca. 287 Mio.<br />

DM als Einnahmen aus sog. Kirchengeschäften verbucht.<br />

Im Gegenzug hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>n Kirchen Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

o<strong>de</strong>r Valuta-Mark zur Verfügung zu stellen.<br />

- Einnahmen aus <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>r Warenlieferung<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs zwischen<br />

1968 <strong>und</strong> 1973 Diese betrugen im Schnitt pro Jahr<br />

ca. 38 Mio. DM. Insgesamt wur<strong>de</strong>n in dieser Zeit ca.<br />

226 Mio. DM <strong>de</strong>m Konto 0528 zugeführt.<br />

- Zahlungen <strong>de</strong>s Amtes für <strong>de</strong>n Rechtschutz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r DDR. Darunter sind neben Provisionszahlungen<br />

von Rechtsanwälten auch die Devisenüberweisungen<br />

zu verstehen, die aus <strong>de</strong>r Auflösung<br />

von Sperrguthaben von DDR-Bürgern in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland resultierten. Zwischen<br />

1976 <strong>und</strong> 1989 wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Konto 0528 ca.<br />

40,6 Mio. DM aus Auflösungen von Sperrguthaben<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

verbucht. Dem Untersuchungsausschuß lagen allerdings<br />

keine Zahlenwerte für die Jahre 1978, 1979,<br />

1985 <strong>und</strong> 1989 vor. Es konnte jedoch festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

daß sich die aus <strong>de</strong>r Auflösung von Sperrguthaben<br />

resultieren<strong>de</strong>n Devisenzugänge jährlich zwischen<br />

zwei <strong>und</strong> fünf Mio. DM bewegten.<br />

- Abführungen <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR. Das waren u. a. Bußgel<strong>de</strong>r, Wie<strong>de</strong>rgutmachungs-<br />

<strong>und</strong> Sicherheitsleistungen, die Bürger <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer westlicher<br />

Staaten an die DDR bei von ihnen verursachten<br />

Schä<strong>de</strong>n zu leisten hatten.<br />

- Zinserträge aus Geldanlagen aus <strong>de</strong>m Konto 0528<br />

bei Geldinstituten in Luxemburg, Dänemark o<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r Schweiz. Diese ließen sich wegen <strong>de</strong>r mangelhaften<br />

Buchführung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r HA I nicht<br />

quantifizieren. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kontenkarten Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>ls konnten von <strong>de</strong>r West<strong>de</strong>utschen Treuhand-Union<br />

Zinserträge zwischen 1976 <strong>und</strong> 1989 in<br />

Höhe von 50,8 Mio. DM ermittelt wer<strong>de</strong>n (allein im<br />

Jahre 1978 sollen ca. 34 Mio. DM an Zinserträgen<br />

<strong>de</strong>m Konto zugeflossen sein). Dieser Betrag erscheint<br />

aber wesentlich zu hoch, wenn man <strong>de</strong>r<br />

Aussage Sei<strong>de</strong>ls Glauben schenkt, daß erst Mitte<br />

bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre Finanzanlagen aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>s Kontos 0528 im Ausland erfolgten. Nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses betrugen<br />

die Zinserträge in <strong>de</strong>n 80er Jahren durchschnittlich<br />

ca. 1,575 Mio. DM pro Jahr.<br />

Mittelverwendung<br />

Zur Mittelverwendung äußerte sich Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

am 6. Januar 1990 in seinem „Vermerk über die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Konten 0528 <strong>und</strong> 0628" wie folgt: „Mein<br />

Auftrag war, alle zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />

zu nutzen, Valuta für die DDR zu erwirtschaften.<br />

Dabei gab es keine gesetzlichen Bestimmungen<br />

[in <strong>de</strong>r DDR] zu beachten" , allerdings waren die gesetzlichen<br />

Bestimmungen <strong>de</strong>s jeweiligen Lan<strong>de</strong>s zu<br />

respektieren (Dokument-Nr. 649).<br />

Im wesentlichen wur<strong>de</strong>n die Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kontos 0528<br />

zur Finanzierung <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Prominentensiedlung<br />

Wandlitz <strong>und</strong> zur Finanzierung von<br />

Son<strong>de</strong>rimporten zugunsten <strong>de</strong>r Nomenklatura <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s MfS verwen<strong>de</strong>t. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n 1988 <strong>und</strong> 1989<br />

Festgeldanlagen getätigt, die bei Eintritt <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR eingesetzt wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

- Finanzierung <strong>de</strong>s MfS<br />

Zur Finanzierung <strong>de</strong>s MfS durch <strong>de</strong>n Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung erklärte Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann,<br />

Leiter <strong>de</strong>r „Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

zur Untersuchung von Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung" , in<br />

seiner Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>m MfS Devisenbeträge für bestimmte<br />

Projekte bereitstellte, die u. a. auch „einen<br />

unmittelbaren Bezug zu nachrichtendienstlichen Tätigkeiten<br />

hatten". Wahrscheinlich erfolgten diese Finanzierungen<br />

aus <strong>de</strong>m Konto 0528. Dem Untersuchungsausschuß<br />

lagen allerdings keine ein<strong>de</strong>utigen

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