09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>de</strong>s Ministerrats, Willi Stoph, angewiesen (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

117, S. 885). In <strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr. 129/72<br />

vom 14. September 1972 wur<strong>de</strong>n die durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zu kontrollieren<strong>de</strong>n<br />

HVA-Unternehmen um die Asimex <strong>und</strong> Interport<br />

erweitert, wobei letztere <strong>de</strong>r Abteilung SWT <strong>de</strong>r HVA<br />

zugeordnet war (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 31, S. 352).<br />

Durch die von Mielke unterzeichnete streng geheime<br />

„Regelung für die Arbeit mit Firmen operativer<br />

Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS, die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

zugeordnet sind", vom 1. September 1980 wur<strong>de</strong><br />

die Unterstellung <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen Asimex, Camet<br />

<strong>und</strong> F.C. Gerlach unter <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>tailliert geregelt (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 117,<br />

S. 885). Gemäß dieser Regelung waren die Unternehmen<br />

bezüglich ihrer ökonomischen Aufgabenstellungen<br />

ausschließlich Dr. Schalck-Golodkowski unterstellt<br />

<strong>und</strong> arbeiteten nach vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung vorgegebenen Planauflagen. Die Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> Stellvertreter <strong>de</strong>r Unternehmen waren<br />

in diesen Fragen <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung rechenschaftspflichtig <strong>und</strong><br />

disziplinarisch unterstellt. Sie waren verpflichtet,<br />

„einen exakten Ausweis <strong>de</strong>r von ihnen verwalteten<br />

materiellen <strong>und</strong> finanziellen Fonds zu sichern" . Die<br />

Erwirtschaftung <strong>und</strong> Verwendung <strong>de</strong>r Fonds stand<br />

unter ständiger Kontrolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Vom Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n gemeinsam mit <strong>de</strong>n Leitungspersonen <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen sog. Rahmengr<strong>und</strong>sätze festgelegt, in<br />

<strong>de</strong>nen sowohl die Vollmachten <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> ihrer Stellvertreter als auch die Höhe <strong>de</strong>rjenigen<br />

Mittel fixiert wur<strong>de</strong>n, über die die Unternehmen selber<br />

verfügen konnten. Die von ihnen für „operative"<br />

Zwecke <strong>de</strong>s MfS benötigten Mittel aus ihren Gewinnen<br />

mußten jährlich vom Stellvertreter Mielkes <strong>und</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r HVA festgelegt <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mitgeteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Einrichtung von Konten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Durchführung<br />

von Reisen war eine strikte Trennung zwischen<br />

ökonomischen <strong>und</strong> „operativen" Zwecken festgelegt.<br />

Im „operativen" Bereich hatte <strong>de</strong>r Stellvertreter Mielkes<br />

<strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r HVA, Markus Wolf, zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Für die Personalpolitik <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>und</strong> ihre<br />

sog. politische Arbeit war ausschließlich die HVA, d.h.<br />

ab 1985 <strong>de</strong>r Bereich K, zuständig. Die Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r HVA mit <strong>de</strong>n Unternehmen hatte dabei unter<br />

„strikter Einhaltung <strong>de</strong>r Konspiration" zu erfolgen.<br />

Für die erfor<strong>de</strong>rliche Abstimmung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

„Ka<strong>de</strong>rpolitik" war im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit<br />

<strong>und</strong> OibE, Karl Meier, verantwortlich.<br />

Alle Erkenntnisse über angebliche „Feindtätigkeit"<br />

sowie beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse in <strong>de</strong>n Unternehmen,<br />

die zu einer ernsthaften Gefährdung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung hätten führen<br />

können, mußten von <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>m Offizier für Son-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>raufgaben, Dr. Volpert, zur Kenntnis gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>r Regelung vom 1. September 1980 geht<br />

schließlich auch hervor, daß durch die HVA sowohl<br />

die Neugründung von Unternehmen als auch die finanzielle<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n sog. HVA-Firmen<br />

an an<strong>de</strong>ren Unternehmen im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

vorgesehen war (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 117, S. 885). Inwiefern<br />

dies realisiert wur<strong>de</strong>, konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

im Rahmen seiner Beweiserhebung nicht klären.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

waren die sog. HVA-Firmen <strong>de</strong>r HA I unter Leitung<br />

<strong>de</strong>s OibE Manfred Sei<strong>de</strong>l angeglie<strong>de</strong>rt. Laut Aussage<br />

von Sei<strong>de</strong>l waren die sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach<br />

Export-Import, Carnet <strong>und</strong> Asimex aber nicht ihm,<br />

son<strong>de</strong>rn Dr. Schalck-Golodkowski selbst unterstellt.<br />

Trotz ihrer einheitlichen Zuordnung zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>n<br />

einzelnen sog. HVA-Firmen um Unternehmen mit<br />

völlig unterschiedlicher Geschäftstätigkeit <strong>und</strong> historischer<br />

Entwicklung. Allen Unternehmen gemeinsam<br />

war jedoch die Abführung von Gel<strong>de</strong>rn an das MfS,<br />

die Beeinflussung <strong>de</strong>r Personalpolitik durch das MfS<br />

sowie die Beschaffung bestimmter Waren <strong>und</strong> die Erledigung<br />

von Spezialaufträgen nachrichtendienstlicher<br />

Art für das MfS.<br />

F.C. Gerlach Export-Import<br />

Das Unternehmen F.C. Gerlach Export-Import wur<strong>de</strong><br />

am 19. Dezember 1958 durch Friedrich Gerlach in<br />

Berlin (Ost) gegrün<strong>de</strong>t. 1959 wur<strong>de</strong> das Unternehmen<br />

von Gerlach an Michael Wischniewski übergeben.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s früheren Geschäftsführers, die Modalitäten<br />

<strong>de</strong>r Übernahme <strong>und</strong> die mögliche Rolle, die das<br />

MfS hierbei spielte, konnten vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht abschließend geklärt wer<strong>de</strong>n. Laut Aussage<br />

von Wischniewski beim Gewerbeamt im Bezirksamt<br />

Berlin-Weißensee wur<strong>de</strong>n alle Nachweise<br />

zum Inhaberwechsel durch einen Wasserscha<strong>de</strong>n vernichtet<br />

(Dokument-Nr. 111).<br />

Am 3. September 1962 wur<strong>de</strong> im Auftrag von Wischniewski<br />

durch Herbert Rübler die Tochtergesellschaft<br />

„Etablissement F.C. Gerlach Export-Import" in<br />

Vaduz gegrün<strong>de</strong>t. Rübler übertrug am 28. September<br />

1962 alle Rechte an die F.C. Gerlach Export-Import<br />

(Dokument -Nr. 112). Offizieller Repräsentant <strong>de</strong>s<br />

Tochterunternehmens war das Allgemeine Treuhandunternehmen<br />

Vaduz.<br />

Nach Meinung <strong>de</strong>s Landgerichts Berlin han<strong>de</strong>lte es<br />

sich bei <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Export-Import keineswegs<br />

um ein Privatunternehmen, son<strong>de</strong>rn um ein Staatsunternehmen<br />

<strong>de</strong>r DDR, das <strong>de</strong>m MfS unterstand. Es<br />

stützte sich dabei auf Aussagen von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr. Karl-Heinz Gerstenberger.<br />

Das Unternehmen setzte seine Tätigkeit nach <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung unter<br />

<strong>de</strong>r Leitung von Wischniewski fort.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!