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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Carnet gewonnen hat, war diese vor allem für<br />

die Beschaffung hochwertiger westlicher Rüstungsgüter<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s MfS zuständig. Hierbei han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um <strong>de</strong>n Import von Mustern zu Aufklärungszwecken,<br />

d.h. zur Gewinnung von technischem<br />

Know-how für die Rüstungsproduktion <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>rer Warschauer-Pakt-Staaten. Einen ebenfalls<br />

hohen Stellenwert hatte jedoch auch <strong>de</strong>r Impo rt von<br />

Anlagenteilen <strong>und</strong> Vorprodukten, die für die unmittelbare<br />

Produktion <strong>de</strong>r DDR benötigt wur<strong>de</strong>n. In geringem<br />

Umfang vermittelte Carnet auch Waffengeschäfte<br />

für IMES/WITRA. Im Interesse einer weitestgehen<strong>de</strong>n<br />

Abschottung beschränkten sich die Kontakte<br />

zwischen <strong>de</strong>n Unternehmen Ca rnet <strong>und</strong> IMES/<br />

WITRA auf ein Minimum. Kontakte fan<strong>de</strong>n nur auf<br />

Veranlassung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik,<br />

Dieter Uhlig, in <strong>de</strong>ssen Beisein zwischen <strong>de</strong>m Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, Erhard Wieche rt, <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Ca rnet, Werner Weber, statt.<br />

3. Geschäftsaktivitäten <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

WITRA GmbH<br />

a) Beschaffung von Rüstungstechnologie aus <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren kommunistischen Staaten<br />

Der Rüstungsexport <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

speiste sich ganz überwiegend aus DDR-eigenen<br />

Quellen. Es han<strong>de</strong>lte sich hierbei hauptsächlich<br />

um in UdSSR-Lizenz produzierte Handfeuerwaffen,<br />

Panzerabwehrwaffen, Granatwerfer, Minen,<br />

Handgranaten <strong>und</strong> Munition. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n in<br />

geringerem Umfang Nachrichten- <strong>und</strong> Werkstattechnik,<br />

militärische Medizintechnik, Ersatzteile, militärische<br />

Textilien sowie Instandsetzungsleistungen für<br />

Panzer- <strong>und</strong> Flugtechnik exportiert. Schließlich vermittelte<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eine Vielzahl von militärisch genutzten LKW. Darüber<br />

hinaus wur<strong>de</strong>n Waffen <strong>und</strong> Munition aus <strong>de</strong>r Produktion<br />

<strong>de</strong>r Warschauer-Pakt-Staaten, die für <strong>de</strong>n Gebrauch<br />

durch die bewaffneten Organe <strong>de</strong>r DDR importiert<br />

wor<strong>de</strong>n waren, <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung überlassen.<br />

Das <strong>de</strong>n Waffenhändlern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aus <strong>de</strong>n DDR-Bestän<strong>de</strong>n außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Staatsplans zum sog. NSW-Export zur Verfügung<br />

gestellte Material stammte zum einen aus <strong>de</strong>r<br />

„Staatsreserve", <strong>de</strong>n Lagern <strong>de</strong>r NVA, <strong>de</strong>s MdI <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s MfS. Es han<strong>de</strong>lte sich häufig um gebrauchte, zumin<strong>de</strong>st<br />

aber ältere Erzeugnisse, die vor <strong>de</strong>m Verkauf<br />

aufgearbeitet bzw. instandgesetzt wer<strong>de</strong>n mußten.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n Waffen <strong>und</strong> Munition aus <strong>de</strong>r<br />

Neuproduktion bzw. Instandsetzungs- <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierungsleistungen<br />

für aus <strong>de</strong>m „NSW" in die DDR<br />

verbrachte Panzer <strong>und</strong> Flugzeuge exportiert. Kooperationspartner<br />

waren die Betriebe <strong>de</strong>s Kombinats Spezialtechnik<br />

Dres<strong>de</strong>n, das <strong>de</strong>m Ministerium für Allgemeinen<br />

Maschinen-, Landmaschinen- <strong>und</strong> Fahrzeugbau<br />

unterstellt war, <strong>und</strong> das Reparaturwerk Neubran<strong>de</strong>nburg<br />

(Panzermo<strong>de</strong>rnisierung <strong>und</strong> -instandsetzung),<br />

das <strong>de</strong>m Ministerium für Schwermaschinen-<br />

<strong>und</strong> Anlagenbau zugeordnet war. Die DDR verfügte<br />

über keine Produktionsstätten für schweres<br />

Kriegsgerät; militärische Eigenentwicklungen, die ihr<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

eine nennenswerte lizenzfreie Produktion ermöglicht<br />

hätten, wur<strong>de</strong>n nicht mehr realisiert.<br />

Die schwach entwickelte Rüstungsindustrie <strong>de</strong>r DDR,<br />

das fast vollständige Liefer- bzw. Lizenzmonopol <strong>de</strong>r<br />

UdSSR, die bestehen<strong>de</strong>n Verträge <strong>de</strong>s Warschauer<br />

Vertrags <strong>und</strong> die bilateralen Verträge zwischen <strong>de</strong>r<br />

UdSSR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m „inoffiziellen" Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

von Anfang an im Wege. Die DDR hatte, wie alle an<strong>de</strong>ren<br />

Warschauer-Pakt-Staaten, die „Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>r<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r Handlungen <strong>de</strong>r Teilnehmerstaaten<br />

<strong>de</strong>s Warschauer Vertrages bei <strong>de</strong>r Verwirklichung<br />

<strong>de</strong>r militärtechnischen Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Entwicklungslän<strong>de</strong>rn"<br />

im April 1980 unterzeichnet (Dokument-Nr.<br />

206). In diesen Gr<strong>und</strong>sätzen wur<strong>de</strong> festgelegt,<br />

daß vor Lieferung von importierter Militärtechnik<br />

an Entwicklungslän<strong>de</strong>r die regierungsamtliche<br />

Zustimmung <strong>de</strong>s Lieferlan<strong>de</strong>s eingeholt wer<strong>de</strong>n<br />

mußte. Auch die bilateralen Lizenzverträge mit <strong>de</strong>r<br />

UdSSR gestatteten nicht die erwünschte Freizügigkeit<br />

<strong>de</strong>s Waffenexports. Auch hier war die Zustimmung<br />

<strong>de</strong>s Lizenzgebers zum Export sowie die Zahlung<br />

von Lizenzgebühren in konvertiblen Devisen<br />

vorgesehen.<br />

Die Arbeitsgruppe 10 <strong>und</strong> die IMES GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

aber ausweislich ihrer Gründungskonzeptionen gera<strong>de</strong><br />

zum Zweck <strong>de</strong>r Nichtbeachtung <strong>de</strong>rartiger außenwirtschaftsrechtlicher<br />

Beschränkungen gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Es ist durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß kein<br />

Dokument gesichtet wor<strong>de</strong>n, das darauf schließen<br />

läßt, daß ein Genehmigungsantrag an die UdSSR für<br />

Waffengeschäfte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gerichtet wur<strong>de</strong>, für die Reexport- bzw. Lizenzgebergenehmigungen<br />

-<br />

aus Moskau eingeholt<br />

hätten wer<strong>de</strong>n müssen. Ebensowenig wur<strong>de</strong>n Lizenzgebühren<br />

in konvertiblen Devisen an die UdSSR gezahlt.<br />

Schließlich gab es keine Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, Waffentechnik aus <strong>de</strong>r UdSSR im eigenen<br />

Namen zu beziehen, da <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung davon ausging, daß die UdSSR<br />

allen außerplanmäßigen Exportvorhaben <strong>de</strong>r DDR ablehnend<br />

gegenüberstand (Dokument-Nr. 207 <strong>und</strong><br />

240). Der Zeuge Dr. Schalck-Golodkowski sagte hierzu<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß am 30. Juni 1993<br />

aus: „Aber ich wußte, daß die Sowjetunion das sehr<br />

argwöhnisch beobachtet hat, weil sie natürlich sagte:<br />

Diese Waffen können wir auch selber gegen Devisen<br />

exportieren; da brauchen wir nicht die DDR zu! Die<br />

zweite Sache war, daß <strong>de</strong>r zuständige Außenhan<strong>de</strong>lsbereich<br />

<strong>de</strong>r UdSSR, <strong>de</strong>r Militärbereich, ganz sicher<br />

hätte informiert wer<strong>de</strong>n müssen, weil dort Reexportverpflichtungen<br />

- ich nehme es je<strong>de</strong>nfalls an - verletzt<br />

wur<strong>de</strong>n. Es gab auch Demarchen <strong>de</strong>r russischen Seite,<br />

aber Honecker hatte die alle nicht zur Kenntnis genommen.<br />

" (144. Sitzung, Protokoll S. 71, 234) (Dokument-Nr.<br />

241-243).<br />

Die UdSSR schied damit als originärer Bereitsteller<br />

von Wehrtechnik für <strong>de</strong>n Export <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aus, wenn die bewaffneten<br />

Organe <strong>de</strong>r DDR nicht in <strong>de</strong>r Lage waren, aus ihren<br />

Bestän<strong>de</strong>n die Artikel, die die IMES-K<strong>und</strong>en wünsch-<br />

ten, zur Verfügung zu stellen, bzw. wenn die DDR<br />

-Produktion das Material nicht liefern konnte. Die<br />

IMES GmbH nahm daher frühzeitig zu Waffenhan-

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