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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Von <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in diesem Zusammenhang<br />

nach seinen Verbindungen zum MfS <strong>und</strong><br />

nach Hauptmann Joh<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Verpflichtungsbericht<br />

1953 formulierte, befragt, hat Dr. Vogel mit <strong>de</strong>r<br />

Begründung eines laufen<strong>de</strong>n Ermittlungsverfahrens<br />

von seinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch<br />

gemacht.<br />

Humanitäre Bemühungen<br />

Auf Betreiben von Oberst Dr. Heinz Volpert, <strong>de</strong>r unmittelbar<br />

<strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit, Erich<br />

Mielke, unterstellt war, wur<strong>de</strong> Dr. Wolfgang Vogel<br />

von Mielke mit <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Austauschs von<br />

Agenten beauftragt - gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) im MfS,<br />

Markus Wolf.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Bemühungen <strong>und</strong> durch seine Zulassung<br />

als Anwalt auch in Berlin (West) wur<strong>de</strong> Vogel zu<br />

einem wichtigen Ansprechpartner <strong>de</strong>r evangelischen<br />

<strong>und</strong> katholischen Kirche, als diese En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre<br />

begannen, sich für die Interessen politischer Häftlinge<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r DDR leben<strong>de</strong>r Familien mit Angehörigen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland einzusetzen.<br />

Dadurch kam Dr. Vogel mit Rechtsanwälten <strong>de</strong>r Rechtsschutzstelle<br />

in Berlin, u. a. <strong>de</strong>n Rechtsanwälten Näumann,<br />

Commichau <strong>und</strong> Musiolik, <strong>und</strong> mit kirchlichen<br />

Vertretern, darunter die Rechtsanwälte von We<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Stange, sowie mit Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in<br />

Kontakt. Erste offizielle Kontakte zur B<strong>und</strong>esregierung<br />

gab es 1964, als Vogel mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esminister für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Fragen, Erich Men<strong>de</strong>, zusammentraf<br />

<strong>und</strong> das Angebot <strong>de</strong>s institutionalisierten Häftlingsfreikaufs<br />

überbrachte. Dr. Schalck-Golodkowski hat <strong>de</strong>n<br />

Wer<strong>de</strong>gang Dr. Vogels in einer Vernehmung durch die<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am<br />

11. Juni 1992 folgen<strong>de</strong>rmaßen beurteilt: „In <strong>de</strong>n Jahren<br />

1961-1966 liegt dann auch <strong>de</strong>r Ursprung für die Position<br />

von Prof. Dr. Vogel. Über diese ersten Kontakte beim<br />

Agentenaustausch hat er eine beson<strong>de</strong>re Arbeits- <strong>und</strong><br />

Vertrauensbasis nicht nur zu Dr. Volpert, son<strong>de</strong>rn eben<br />

auch zur Hauptabteilung IX <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Staatssicherheit <strong>und</strong> zum Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r<br />

DDR entwickelt, die dann seine Position in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Jahrzehnten prägte. "<br />

Dr. Vogel verteidigte nicht nur im Auftrag <strong>de</strong>r Rechtsschutzstelle<br />

wegen politischer Vergehen angeklagte<br />

DDR-Bewohner, son<strong>de</strong>rn bemühte sich auch nach <strong>de</strong>ren<br />

Verurteilung um <strong>de</strong>ren Aufnahme in das Freikaufsverfahren<br />

<strong>und</strong> regelte alle verwaltungs- <strong>und</strong> f amilienrechtlichen<br />

Angelegenheiten. Honoriert wur<strong>de</strong><br />

er in diesen Fällen über die Rechtsschutzstelle,<br />

Rechtsanwalt Wolf-Egbert Näumann, durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

aus Mitteln <strong>de</strong>s BMB. Die Verteidigung<br />

<strong>de</strong>r Mandanten wur<strong>de</strong> in je<strong>de</strong>m Falle einzeln abgerechnet.<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong> Betreuung wur<strong>de</strong> ab 1984<br />

mit 360.000 DM jährlich abgegolten, neben <strong>de</strong>r weiterhin<br />

gezahlten Einzelabrechnung für seine Tätigkeit<br />

in Strafverfahren.<br />

Neben diesen von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung honorierten<br />

Mandaten war Dr. Wolfgang Vogel auch als Notar,<br />

speziell bei Verkäufen von Gr<strong>und</strong>stücken ausreisewilliger<br />

DDR-Bewohner, eingeschaltet. Nach <strong>de</strong>n in<br />

ternen nichtveröffentlichten Dienstanweisungen <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums <strong>de</strong>s Innern (Dokument-Nr. 703-704) hatten<br />

Personen mit Gr<strong>und</strong>besitz in <strong>de</strong>r DDR diesen entwe<strong>de</strong>r<br />

zu verkaufen, zu verschenken o<strong>de</strong>r ihn unter<br />

staatliche Verwaltung stellen zu lassen, wenn sie die<br />

„ständige Ausreise" aus <strong>de</strong>r DDR nach <strong>de</strong>r „BRD <strong>und</strong><br />

nach Westberlin" beantragten. Da allerdings die Kosten<br />

<strong>de</strong>r Bewirtschaftung eines Gr<strong>und</strong>stücks in <strong>de</strong>r<br />

Regel nicht durch Mieteinnahmen ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, entschie<strong>de</strong>n sich die Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />

in <strong>de</strong>n meisten Fällen für einen Verkauf o<strong>de</strong>r eine<br />

Schenkung, wobei letzteres genehmigungspflichtig<br />

war. Wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>besitz verkauft, so mußte <strong>de</strong>r<br />

Preis von einem staatlichen Gr<strong>und</strong>stückssachverständigen<br />

nach <strong>de</strong>n gesetzlichen Preisvorschriften ermittelt<br />

<strong>und</strong> vom Rat <strong>de</strong>s Kreises genehmigt wer<strong>de</strong>n. Diesem<br />

stand ein Vorerwerbsrecht zu, das gegenüber an<strong>de</strong>ren<br />

Vorkaufsrechten Vorrang hatte. Der Verkäufer<br />

konnte sich allerdings auch selbst einen Käufer suchen,<br />

dieser mußte aber Wohnraumgenehmigung<br />

<strong>und</strong> Zuzugsgenehmigung vorweisen.<br />

In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verdacht geäußert,<br />

daß die Kirchen im Rahmen ihrer Kontakte mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gezielt zu Nutznießern<br />

bzw. Gehilfen <strong>de</strong>rartiger Gr<strong>und</strong>stücksübertragungen<br />

gewor<strong>de</strong>n seien.<br />

Bei<strong>de</strong> Kirchen halfen, in<strong>de</strong>m sie die Möglichkeit <strong>de</strong>s<br />

Umtauschs von Mark <strong>de</strong>r DDR in DM einräumten, ausreisewilligen<br />

DDR-Bewohnern dabei, in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Fuß zu fassen. In welchem Umfang<br />

<strong>de</strong>rartige „Wechselgeschäfte" durch die Kirchen<br />

getätigt wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> nicht bekannt. Bei<strong>de</strong> Kirchen<br />

im Osten sicherten <strong>de</strong>n Ausreisewilligen, die Spen<strong>de</strong>n<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR geleistet hatten, - die Ausbezahlung<br />

eines Bruchteils dieser Summe in DM zu, wenn diese<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland angelangt waren.<br />

In <strong>de</strong>m Fall Worgitzki soll sich sogar <strong>de</strong>r damalige Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nt,<br />

Dr. Manfred Stolpe, eingeschaltet<br />

haben. Die Familie Worgitzki, die im Februar 1987 ihr<br />

erstes Gesuch auf Ausreisebewilligung gestellt hatte,<br />

kam im Jahr 1988 mit <strong>de</strong>r Rahnsdorfer Gemein<strong>de</strong>pastorin<br />

ins Gespräch. Die Pastorin, die sich für das Haus<br />

<strong>de</strong>r ausreisewilligen Familie interessierte, klärte die<br />

Worgitzkis darüber auf, daß sie ihr Haus ohnehin nicht<br />

behalten dürften, wenn sie die DDR verlassen wollten.<br />

Dies wur<strong>de</strong> ihnen später auch von <strong>de</strong>r Abteilung Inneres<br />

bestätigt. Dem Drängen <strong>de</strong>r Pastorin folgend, ließ<br />

sich das Ehepaar Worgitzki auch nach mehreren Gesprächen<br />

mit Dr. Manfred Stolpe, <strong>de</strong>r ihnen auch <strong>de</strong>n<br />

Rat gab, soviel Geld wie möglich an die Evangelische<br />

Stephanus-Stiftung in Berlin-Weißensee zu „spen<strong>de</strong>n",<br />

auf <strong>de</strong>n Hausverkauf ein.<br />

Später verkauften sie auch noch ihre gesamte Habe<br />

<strong>und</strong> „spen<strong>de</strong>ten" am 10. Juli 1989 135.000 Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>de</strong>r Stephanus-Stiftung. Kurze Zeit nach ihrer<br />

Übersiedlung in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erhielt<br />

das Ehepaar Worgitzki nicht wie angekündigt<br />

von <strong>de</strong>r Diakonie Karlsruhe, son<strong>de</strong>rn von einer Privatperson<br />

aus Berlin-Kreuzberg die Summe von 45.540<br />

DM, etwa ein Drittel <strong>de</strong>r „Spen<strong>de</strong>", die sie an die Stephanus-Stiftung<br />

gezahlt hatten.<br />

Dr. Stolpe hat sich anläßlich seiner Befragung durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht mehr an Einzel<br />

heiten erinnern können. Er hat versichert, in einer

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