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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

(West)" vor. Danach sollte ein „Staatssekretärsausschuß<br />

BRD/Berlin (West) " beim Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

<strong>de</strong>r DDR gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der Entwurf Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis sah vor, daß er - Dr. Schalck-<br />

Golodkowski - diesen Ausschuß leiten sollte.<br />

Dieser Vorschlag Dr. Schalck-Golodkowskis wur<strong>de</strong><br />

im Ministerrat am 21. Dezember 1989 beraten <strong>und</strong> am<br />

4. Januar 1990 beschlossen. Statt <strong>de</strong>s am 3. Dezember<br />

1989 in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland geflüchteten<br />

Dr. Schalck-Golodkowski sollte <strong>de</strong>r Staatssekretär im<br />

Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten <strong>de</strong>r<br />

DDR, Wolfgang Rauchfuß, Leiter dieses Staatssekretärsausschusses<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

-<br />

c) Koordinierung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen<br />

bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Auf seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland waren<br />

für die Koordinierung <strong>de</strong>r Deutschlandpolitik ein<br />

Staatssekretärsausschuß auf politischer Ebene <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r „Arbeitsstab Deutschlandpolitik" im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

auf administrativer Ebene zuständig.<br />

Zum Arbeitskreis <strong>de</strong>r Staatssekretäre gehörten neben<br />

<strong>de</strong>m Staatsminister beim B<strong>und</strong>eskanzler bzw. <strong>de</strong>m<br />

Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts die Staatssekretäre <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen,<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes <strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Wirtschaft an sowie <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin<br />

(Ost) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bevollmächtigte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin beim<br />

B<strong>und</strong>. In Einzelfällen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreis um Staatssekretäre<br />

an<strong>de</strong>rer Ressorts erweitert.<br />

Eine zentrale Rolle kam <strong>de</strong>m „Arbeitsstab Deutschlandpolitik"<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt zu. Er entstand<br />

1977 aus <strong>de</strong>r Gruppe 22, einer Arbeitseinheit, die für<br />

die Beziehungen zur DDR zuständig war.<br />

Sowohl <strong>de</strong>r Staatssekretärsausschuß als auch <strong>de</strong>r<br />

„Arbeitsstab Deutschlandpolitik" waren die Gremien<br />

für die Vorbereitung, Abstimmung <strong>und</strong> Auswertung<br />

<strong>de</strong>r Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen mit <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong>r DDR, d.h. auch <strong>de</strong>r Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski.<br />

2. Verhandlungen zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> seinen Gesprächspartnern in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

a) Verhandlungen mit Senator Dr. König, Staatsse<br />

kretär Pöhl <strong>und</strong> Ministerialdirektor Dr. Sanne<br />

Der erste Gesprächskontakt zwischen Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>und</strong> einem Verhandlungspartner aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland datiert aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1967. Schalck-Golodkowski beschrieb in einem<br />

ausführlichen Vermerk sein Treffen mit <strong>de</strong>m damaligen<br />

Berliner Senator für Wi rtschaft, Dr. Karl König,<br />

am 28. Mai 1967 in <strong>de</strong>ssen Wohnung in Berlin. Das<br />

Zustan<strong>de</strong>kommen dieses Gesprächs, in <strong>de</strong>m es in erster<br />

Linie um wirtschaftliche Projekte ging (die Lieferung<br />

von zwei je 250 MW Turbinen <strong>und</strong> 1000 Eisenbahnwaggons<br />

in die DDR), hat Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>rmaßen<br />

geschil<strong>de</strong>rt: In seiner Funktion als Erster Sekretär<br />

<strong>de</strong>r SED-Kreisleitung für <strong>de</strong>n Bereich Außen-<br />

han<strong>de</strong>l habe er die Leipziger Messen besucht <strong>und</strong> sei<br />

dort mit vielen west<strong>de</strong>utschen Geschäftsleuten in<br />

Kontakt gekommen. Dort habe er Horst Krumke, einen<br />

West-Berliner Großhändler für Fleisch <strong>und</strong> Tiere,<br />

kennengelernt. Von Krumke sei ihm <strong>de</strong>r Vorschlag<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n, mit Dr. König zusammenzutreffen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski habe - laut Aussage vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß - seinen „Minister <strong>und</strong><br />

die Leute, die die Sache besser kannten" als er, entsprechend<br />

informiert. Daraufhin habe er von Willi<br />

Stoph, seinerzeit Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong><br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Staatsrates, das<br />

Mandat zu einem ersten Kontaktgespräch mit Dr. König<br />

bekommen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski schil<strong>de</strong>rte in <strong>de</strong>m oben angeführten<br />

Vermerk weiter, daß Dr. König ihm ange<strong>de</strong>utet<br />

habe, daß mit <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>r erörterten<br />

Projekte Möglichkeiten für weitere, auch offizielle<br />

Gespräche vorhan<strong>de</strong>n seien. Es müsse allerdings<br />

„leise" vor sich gehen, „um nicht die Konkurrenz im<br />

B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> mit ihr west<strong>de</strong>utsche Politiker aufmerksam<br />

zu machen" . (Dokument-Nr. 785) Eine positive<br />

Beantwortung <strong>de</strong>r vorgetragenen Angebote<br />

durch die DDR könne insgesamt großen Einfluß auf<br />

die Verbesserung <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> Berlin (West) haben. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

beschrieb die Gesprächsatmosphäre als offen.<br />

Dieser erste Vermerk trug die Unterschrift von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>m ersten Blatt <strong>de</strong>n<br />

handschriftlichen Hinweis: „Son<strong>de</strong>rablage, Vorgang<br />

Dr. König" .<br />

Von seiten Dr. Königs lag <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

kein Vermerk über <strong>de</strong>n ersten Gesprächskontakt<br />

zu Dr. Schalck-Golodkowski vor.<br />

Aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Unterlagen war zu entnehmen, daß die<br />

DDR in <strong>de</strong>r Folge großes Interesse am Zustan<strong>de</strong>kommen<br />

von Verträgen mit Berlin (West) hatte. Aber auch<br />

Dr. König war daran interessiert, die negative Han<strong>de</strong>lsbilanz<br />

Berlin (West) mit <strong>de</strong>r DDR ausgleichen.<br />

Am 15. Juni 1967 verfaßte Schalck-Golodkowski einen<br />

<strong>Bericht</strong> über ein Gespräch mit einem als „Kaiser"<br />

bezeichneten Gesprächspartner vom Vortag.<br />

Aus <strong>de</strong>r Chronologie <strong>de</strong>r bis zu jenem Zeitpunkt vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Vermerke <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>ren Inhalten ergibt<br />

sich, daß mit <strong>de</strong>m Namen „Kaiser" Dr. König gemeint<br />

war. Nach Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bat Dr. König ihn, dafür<br />

zu sorgen, daß sich aus <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>r DDR keine<br />

frühzeitige Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Geheimverhandlungen<br />

ergebe, da das für ihn <strong>und</strong> für seine Partei, die SPD,<br />

Scha<strong>de</strong>n nach sich ziehen könnte. Es sei ihm nicht<br />

schwergefallen, aus <strong>de</strong>m Namen „König" „Kaiser" zu<br />

machen.<br />

Zwischen Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. König fan<strong>de</strong>n<br />

danach zahlreiche Treffen statt, in <strong>de</strong>n ersten Monaten<br />

zum Teil in einem Abstand von zwei bis drei Tagen.<br />

Für <strong>de</strong>n Zeitraum von Mai 1967 bis September<br />

1968 lagen darüber allerdings nur Vermerke von<br />

Schalck-Golodkowski vor. Ab 1971 geht die Zahl <strong>de</strong>r<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski gefertigten Vermerke<br />

<strong>de</strong>utlich zurück. Von seiten Dr. Königs liegen <strong>de</strong>m Un-

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