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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Konzerne o<strong>de</strong>r Einzelpersonen. Sie waren bereit, große<br />

Geldsummen zu zahlen, um einer strafrechtlichen<br />

Verfolgung in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> einer öffentlichen Bekanntgabe<br />

zu entgehen, nach<strong>de</strong>m sie wegen Bestechung<br />

o<strong>de</strong>r Vorteilserlangung gegen Gesetze <strong>de</strong>r<br />

DDR verstoßen hatten. Die Zahlungen gelangten über<br />

Mittelsmänner, leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter aus Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben,<br />

an das MfS. Nach Aussage <strong>de</strong>s damaligen<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII/8, Koch, übergab Oberst Wenzel die Gel<strong>de</strong>r direkt<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Wenzel ließ sich am 10. Oktober 1989 vom Leiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, zum Beispiel eine Überweisung<br />

von 500.000 DM auf das Konto 0528 bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank formlos quittieren. Vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin hat<br />

Sei<strong>de</strong>l ausgesagt, Einzahlungen in dieser Höhe durch<br />

die Hauptabteilung XVIII seien seit Anfang <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre erfolgt. Auf diese Weise dürften mehrere Mio.<br />

DM auf das Konto 0528 überwiesen wor<strong>de</strong>n sein (Dokument-Nr.<br />

568).<br />

Arbeitsgruppe Wolfram Zahn/„ Spezielle Beschaffungsorgane"<br />

Neben <strong>de</strong>r Beschaffung durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

wur<strong>de</strong> schwerer zu besorgen<strong>de</strong> Ware, die aus <strong>de</strong>r<br />

Sicht <strong>de</strong>r DDR „strengsten Embargobestimmungen"<br />

unterlag, durch die sogenannten „Speziellen Beschaffungsorgane"<br />

(SBO) importiert, die gelegentlich auch<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffungsorgane genannt wur<strong>de</strong>n. Darunter<br />

sind eigene Abteilungen <strong>und</strong> Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

MfS - <strong>und</strong> vor allem <strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Technik (SWT) <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

(HVA) - zu verstehen, die ihre Aufträge über Wolfram<br />

Zahn mitgeteilt bekamen.<br />

Die Frage, ob <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 o<strong>de</strong>r die SBO eine<br />

bestimmte Embargoware importierte, sollte in Absprache<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n; allerdings wur<strong>de</strong> die Arbeit<br />

in <strong>de</strong>r Praxis nach Aussage von Ronneberger vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

kaum koordiniert. Die Kompetenzen innerhalb <strong>de</strong>s<br />

MfS <strong>und</strong> die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 waren nicht ein<strong>de</strong>utig geregelt.<br />

Nach Einschätzung von Siegf ried Stöckert vor <strong>de</strong>m<br />

Generalb<strong>und</strong>esanwalt wur<strong>de</strong>n über Wolfram Zahn etwa<br />

25 Prozent <strong>und</strong> über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 etwa<br />

75 Prozent <strong>de</strong>r vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

finanzierten Impo rte abgewickelt.<br />

Zu <strong>de</strong>n Aufgaben von Zahn gehörte die Koordinierung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Ministerium für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik, <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS. Offiziell war Zahn als stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Generaldirektor im VEB Kombinat Mikroelektronik<br />

Erfurt beschäftigt; sein Büro hatte er allerdings<br />

in <strong>de</strong>r Zweigstelle in Berlin (Ost). Nach Angaben<br />

von Zahn beim B<strong>und</strong>eskriminalamt hatte <strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s Kombinats Mikroelektronik, Prof.<br />

Dr. Heinz Wedler, ihm gegenüber keine Weisungsbefugnis.<br />

Die Verbindungen zwischen Zahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung liefen nach einem <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>s IMS „Leo" alias Siegfried Stöckert im we<br />

sentlichen über <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> über <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

MAH, Heinz Bau<strong>de</strong>. Sei<strong>de</strong>l hat bestritten, daß über<br />

ihn die Verbindungen zwischen Zahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gelaufen seien. Er<br />

habe in diesem Zusammenhang lediglich jeweils auf<br />

Weisung finanzielle Mittel bereitgestellt <strong>und</strong> im übrigen<br />

gelegentlich Zahlungen von Zahn auf <strong>de</strong>m Konto<br />

0528 vereinnahmt. Die Arbeitsgruppe Zahn nahm<br />

eine Zwischenstellung zwischen <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Abteilungen<br />

<strong>de</strong>s MfS ein. Dies geschah vermutlich, weil im MEE<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Kombinaten Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS nicht direkt<br />

auftreten sollten (Dokument-Nr. 569).<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s MfS hatte Zahn unter an<strong>de</strong>rem Verbindung<br />

zum Leiter <strong>de</strong>r Abteilung XVIII/8, Artur Wenzel<br />

<strong>und</strong> zum Leiter <strong>de</strong>r Abteilung XIV <strong>de</strong>s SWT, Oberst<br />

Horst Müller. An Müller richtete Zahn jeweils Anfragen,<br />

ob <strong>de</strong>ssen Abteilung eine bestimmte Ausrüstung<br />

beschaffen könnte o<strong>de</strong>r nicht. Hatte die Abteilung<br />

XIV einen Auftrag erledigt, erhielt sie von Zahn die<br />

zur Bezahlung benötigten Devisen. Den Lieferanten<br />

wur<strong>de</strong> Bargeld ausgehändigt. Die Mittel für die Beschaffung<br />

durch die SBO erhielt Zahn vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4.<br />

In <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland war aufgr<strong>und</strong><br />

nachrichtendienstlicher Erkenntnisse spätestens seit<br />

1986 bekannt, daß es sich bei Zahn um einen Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS han<strong>de</strong>lte, <strong>de</strong>r damit betraut war, illegal<br />

Hochtechnologie zu beschaffen. Das Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

Celle stellte im Urteil vom 15. Februar 1986 gegen<br />

<strong>de</strong>n Ingenieur Hans Jochheim fest, daß Zahn bereits<br />

Anfang <strong>de</strong>r 60er Jahre mit - <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Embargowaren zu tun hatte. Zu dieser Zeit war Zahn<br />

Inoffizieller Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS in <strong>de</strong>r VVB Bauelemente<br />

<strong>und</strong> Vakuumtechnik; dort wur<strong>de</strong> er Leiter <strong>de</strong>s<br />

Direktorats Anlagenimport. Seit 1978 leitete er als<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>s Kombinats Mikroelektronik<br />

Erfurt (KME) die Außenstelle Berlin.<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tarnung war Zahn außer<strong>de</strong>m Prokurist<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens „Günter Forgber - Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l";<br />

Forgber wur<strong>de</strong> nach eigener Aussage dazu verpflichtet,<br />

Zahn Prokura zu erteilen <strong>und</strong> ihm Blankobriefbögen<br />

mit seinem Firmenkopf zu übergeben. Auch die<br />

Konten, die Zahn unterhielt, liefen unter <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Günther Forgber. Zahn übte seine Tätigkeit<br />

überwiegend vom Büro <strong>de</strong>s von Forgber geleiteten<br />

Unternehmens Exportcontact in <strong>de</strong>r Clara-Zetkin-<br />

Straße aus.<br />

Nach Reisen in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re westliche Staaten mußte Zahn jeweils drei <strong>Bericht</strong>e<br />

schreiben: innerhalb von 24 St<strong>und</strong>en nach <strong>de</strong>r<br />

Rückkehr einen Sofortbericht an <strong>de</strong>n Ministerrat, Abteilung<br />

Auslandsdienstreisen, <strong>de</strong>r Angaben zu kontaktierten<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Personen enthielt; einen<br />

fachlichen <strong>Bericht</strong> für <strong>de</strong>n Minister für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik <strong>und</strong> einen internen <strong>Bericht</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Führungsoffizier Wenzel. Der interne <strong>Bericht</strong> sollte<br />

aufführen, ob es beim Kontakt mit westlichen Geschäftsleuten<br />

einen Anhaltspunkt für die Tätigkeit eines<br />

westlichen Geheimdienstes gab. Im Rahmen dieser<br />

Aufzeichnungen beschrieb Zahn in seinen Berich-

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