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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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teilen <strong>und</strong> auf die finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r DKP<br />

durch die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED eingegangen.<br />

Es wur<strong>de</strong> allerdings noch angenommen, daß<br />

die Simpex GmbH eine Tarnorganisation <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Verkehr sei, <strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s sinken<strong>de</strong>n Geschäftserfolges<br />

<strong>de</strong>r gesteuerten Unternehmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Waltraud Lisowski vom<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l als „Beraterin <strong>und</strong> Kontrolleurin"<br />

zugewiesen wor<strong>de</strong>n sei. Danach sollte<br />

Waltraud Lisowski die kaufmännische Leitung <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen unterstehen, während die ZK-Abteilung<br />

Verkehr in Absprache mit <strong>de</strong>r DKP für die Besetzung<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführerfunktionen zuständig sein<br />

sollte.<br />

Es lagen außer<strong>de</strong>m Erkenntnisse vor, daß die Geschäftsführer<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland durch das MfS beobachtet wur<strong>de</strong>n. Dies<br />

bestätigte sich im nachhinein. Dem Untersuchungsausschuß<br />

wur<strong>de</strong> Mate rial zu einem operativen Vorgang<br />

„Basis" <strong>de</strong>s MfS bekannt, <strong>de</strong>ssen Ziel u.a. die<br />

Beobachtung von Funktionsträgern in sog. Parteifirmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland war.<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s BfV aus <strong>de</strong>m Jahr 1983 wur<strong>de</strong> durch<br />

<strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst (BND) im wesentlichen<br />

bestätigt. Der BND präzisierte die Steuerungsstellen<br />

in <strong>de</strong>r DDR als „Abteilung Verkehr in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Kommerziellen Koordinierung (KOKO) im<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR". Dem BND<br />

war ebenfalls bereits bekannt, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

zumin<strong>de</strong>st ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

MfS war, worin ein maßgeblicher MfS-Einfluß auf <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gesehen wur<strong>de</strong>.<br />

Der BND hatte einen Maßnahmenkatalog gegen die<br />

gesteuerten Unternehmen erstellt <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Rücklauf<br />

zum BW-<strong>Bericht</strong> 1983 an das BfV gegeben.<br />

In einem Vermerk <strong>de</strong>s BfV vom 17. September 1990<br />

wur<strong>de</strong> klargestellt, daß die Gel<strong>de</strong>r zur Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r DKP in Höhe von ca. 70 Mio. DM jährlich über die<br />

gesteuerten Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland erwirtschaftet<br />

wur<strong>de</strong>n. Es wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Verdacht hingewiesen,<br />

daß einzelne Unternehmen dieses Unternehmensbereichs<br />

auch nach <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>s<br />

Jahres 1989 noch Anleitung durch die SED/PDS erfuhren<br />

(Dokument-Nr. 621). Im Oktober 1991 wur<strong>de</strong><br />

vom BfV in einem <strong>Bericht</strong> über einige ehemalige Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

darauf hingewiesen, daß es bei diesen Unternehmen<br />

zu Umfirmierungen, Käufen, Verkäufen <strong>und</strong> Neugründungen<br />

auf Veranlassung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung bzw. <strong>de</strong>ssen Nachf olgeorganisationen<br />

kam, mit <strong>de</strong>m Ziel, SED/PDS-Eigentum zu<br />

„privatisieren" <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>m Zugriff <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

zu entziehen (Dokument-Nr. 622).<br />

III. Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Politbüro-Siedlung Wandlitz<br />

Die Versorgung <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung <strong>de</strong>r<br />

DDR mit westlichen Konsumgütern, mit Wohn- <strong>und</strong><br />

Wochenendhäusern, mit Krediten, Geschenken <strong>und</strong><br />

Kraftfahrzeugen hob sich von <strong>de</strong>r allgemeinen Mangelwirtschaft<br />

<strong>und</strong> -versorgung ab <strong>und</strong> war von An<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

fang an beson<strong>de</strong>rs geregelt <strong>und</strong> organisiert. Bereits im<br />

Februar 1953 hatte Otto Grotewohl, Mitvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Ministerpräsi<strong>de</strong>nt von 1949 bis 1964, einem<br />

Antrag an das Politbüro <strong>de</strong>r SED handsch riftlich<br />

hinzugefügt, daß für die Bewohner <strong>de</strong>s Regierungsviertels<br />

Pankow im Nor<strong>de</strong>n Berlins eine geson<strong>de</strong>rte<br />

„ Lebensmittel-Versorgung " eingerichtet wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. (Zit.n. Armin Mitter u. Stefan Wolle: Untergang<br />

auf Raten. Unbekannte Kapitel <strong>de</strong>r DDR-Geschichte,<br />

München 1993, S.35.) Ihren Höhepunkt erreichte die<br />

Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>und</strong> Privilegierung <strong>de</strong>r DDR-Partei-<br />

<strong>und</strong> Staatsführung, die 1960 ihren Wohnsitz von<br />

Pankow in die sog. Waldsiedlung Wandlitz verlegte,<br />

als sich En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r Valutafinanzierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Beschaffung <strong>de</strong>r Waren für <strong>de</strong>n Versorgungsbetrieb<br />

Wandlitz annahm. Die Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>de</strong>r DDR-<br />

Politelite stand in eklatantem Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>m<br />

von ihr immer wie<strong>de</strong>r propagierten Gedanken <strong>de</strong>r<br />

'sozialistischen Gleichheit', auf <strong>de</strong>n sie die DDR-Gesellschaft<br />

verpflichtete. Deshalb war es kein W<strong>und</strong>er,<br />

daß im Herbst 1989 - als diese Son<strong>de</strong>rversorgung bekannt<br />

wur<strong>de</strong> - die Politbürosiedlung Wandlitz zum<br />

verhaßten Symbol für Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Privilegienwirtschaft<br />

in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>. Kaum ein an<strong>de</strong>res<br />

Ereignis sorgte En<strong>de</strong> 1989 mehr als die Gerüchte <strong>und</strong><br />

Nachrichten um Wandlitz für gerechtfertigte Aufregung<br />

<strong>und</strong> Empörung in <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Bevölkerung.<br />

„Wandlitz" <strong>und</strong> das darin zum Ausdruck kommen<strong>de</strong><br />

System <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbetreuung, Privilegierung<br />

<strong>und</strong> Abschottung <strong>de</strong>r Machtelite <strong>de</strong>r DDR von <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

läßt sich nicht nur auf eine durch Korruption<br />

<strong>und</strong> Amtsmißbrauch ausgelöste Verschiebung im<br />

Machtgefüge <strong>de</strong>r DDR, auf <strong>de</strong>n Mißbrauch <strong>de</strong>r<br />

Macht- <strong>und</strong> Vertrauensstellung - zurückführen. Die<br />

Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>und</strong> die abgeschottete Lebensführung<br />

<strong>de</strong>r Machtelite war vielmehr eine Konsequenz<br />

eines Systems, das keine Einschränkung <strong>de</strong>r Parteiherrschaft<br />

<strong>und</strong> keine <strong>de</strong>mokratischen Kontrollmechanismen<br />

kannte. Wie bereits <strong>de</strong>r Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer<br />

<strong>de</strong>r DDR zur Untersuchung von Korruption<br />

<strong>und</strong> Amtsmißbrauch (<strong>de</strong>r sog. Toeplitz-Ausschuß)<br />

herausfand, <strong>de</strong>r von November 1989 bis zu <strong>de</strong>n ersten<br />

<strong>de</strong>mokratischen Wahlen in <strong>de</strong>r DDR im März 1990<br />

tagte, hatte eine systematische Vorteilsgewährung in<br />

<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Institutionen <strong>de</strong>r DDR stattgef<strong>und</strong>en,<br />

in <strong>de</strong>r NVA, in <strong>de</strong>n sog. Massenorganisationen,<br />

in <strong>de</strong>n Gewerkschaften <strong>und</strong> nicht zuletzt im<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiapparat. (<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Zeitweiligen<br />

Ausschusses <strong>de</strong>r Volkskammer zur Überprüfung von<br />

Fällen <strong>de</strong>s Amtsmißbrauchs, <strong>de</strong>r Korruption, <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Bereicherung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer Handlungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r Gesetzesverletzung besteht,<br />

in: Volkskammer <strong>de</strong>r DDR, 9. Wahlperio<strong>de</strong>,<br />

Drucksachen <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>rdrucke, Drucksache Nr. 78.<br />

Volker Klemm: Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch in <strong>de</strong>r<br />

DDR, Stuttgart 1991)<br />

Die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

zur Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung<br />

<strong>de</strong>r DDR in Wandlitz <strong>und</strong> zur Rolle, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung dabei zukam, umfaßte<br />

zunächst die Auswertung von Akten <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR<br />

sowie <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin. Ferner zog <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß die

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