09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Unternehmens mußten jedoch gemäß einer Anweisung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis an Gietl vom 13.<br />

März 1973 vorher mit ihm abgestimmt wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

105). Auch die Finanzierung <strong>de</strong>r lauf en<strong>de</strong>n<br />

Geschäfte <strong>de</strong>s Unternehmens geschah teilweise<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung. U.a.<br />

wur<strong>de</strong>n Interport große Summen über die Leiterin <strong>de</strong>r<br />

HA II, Meta Bleßing, zur Verfügung gestellt, die von<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen anschließend auf das Nummernkonto<br />

„Susanne" bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

überwiesen wur<strong>de</strong>n. Über das Konto „Susanne", das<br />

außer<strong>de</strong>m von Intertechna <strong>und</strong> <strong>de</strong>r BIEG mbH gespeist<br />

wur<strong>de</strong>, erfolgte mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

die Finanzierung von westlichen Embargolieferanten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, die in Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Robert Placzek Holding AG in Wien, Martin Schlaff,<br />

stan<strong>de</strong>n. Durch das B<strong>und</strong>esverwaltungsamt wur<strong>de</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>rartiger Überweisungen <strong>de</strong>r Interport in<br />

Höhe von fast zwei Mio. DM noch zwischen <strong>de</strong>m 22.<br />

Dezember 1989 <strong>und</strong> <strong>de</strong>m 23. März 1990 Strafanzeige<br />

wegen Verdachts <strong>de</strong>r Untreue gegen <strong>de</strong>n ehemaligen<br />

Geschäftsführer Gietl gestellt (Dokument-Nr. 106).<br />

Die Personalpolitik von Interport lag ausschließlich in<br />

<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s SWT. Sowohl bei <strong>de</strong>m Geschäftsführer,<br />

Oberstleutnant Gottfried Gietl, als auch bei seinem<br />

Stellvertreter, Hauptmann Klaus Pratsch, han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um hauptamtliche Mitarbeiter <strong>de</strong>r HVA.<br />

Alle Gehälter <strong>de</strong>r Angestellten wur<strong>de</strong>n durch das MfS<br />

bezahlt.<br />

Zuständig für die nachrichtendienstliche Anleitung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens <strong>und</strong> die Übermittlung <strong>de</strong>r Auf träge<br />

<strong>de</strong>r HVA war Oberstleutnant Klaus Butte, <strong>de</strong>r direkt<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s SWT unterstand. Laut Aussage<br />

Gietls bei <strong>de</strong>m BVA am 4. Dezember 1991 waren die<br />

Aufträge immer genau spezifiziert. Er habe dann die<br />

Aufgabe gehabt, die benötigten Embargowaren über<br />

seine eigenen Kontakte zu beschaffen. Die Importe<br />

reichten von mo<strong>de</strong>rnen Landwirtschaftsgeräten bis zu<br />

Mikroelektronik. Hauptabnehmer war <strong>de</strong>r VEB Kombinat<br />

Robotron (Dokument-Nr. 107).<br />

Alle Buchungsbelege über die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Interport wur<strong>de</strong>n durch Butte überprüft, eingezogen<br />

<strong>und</strong> anschließend vernichtet, um Auslandsk<strong>und</strong>en<br />

nicht zu gefähr<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Ablaufprozesse nicht bekannt<br />

wer<strong>de</strong>n zu lassen (Dokument-Nr. 108). Der Untersuchungsausschuß<br />

konnte daher we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Umfang<br />

<strong>de</strong>r Embargobeschaffungen noch die einzelnen Lieferanten<br />

<strong>de</strong>r Interport feststellen.<br />

Zur Tarnung <strong>de</strong>r eigentlichen Geschäftstätigkeit befaßte<br />

sich Interport von Anfang an mit <strong>de</strong>m Expo rt von<br />

Oldtimern in das „Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet"<br />

. Im Gegenzug wur<strong>de</strong>n die Lieferanten <strong>und</strong> eigenen<br />

Mitarbeiter von Interport mit PKW aus westlicher<br />

Produktion versorgt (Dokument-Nr. 107-108). Da das<br />

Unternehmen kein offizielles Außenhan<strong>de</strong>lsrecht besaß,<br />

wur<strong>de</strong>n diese Geschäfte über die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zugehören<strong>de</strong> Intrac<br />

HGmbH abgewickelt. Aus <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit resultieren<strong>de</strong><br />

Gewinne wur<strong>de</strong>n teilweise auch an <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung abgeführt (Dokument-Nr.<br />

108). Laut einer Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

beim B<strong>und</strong>eskriminalamt vom 3. Mai 1990<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

soll Interport außer<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n Schmuggel von Zigaretten<br />

<strong>und</strong> Alkohol verwickelt gewesen sein.<br />

Von Interport wur<strong>de</strong> u.a. auch ein Devisenkonto bei<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG unter <strong>de</strong>m Namen<br />

„Sorexo-Vertrieb" geführt, für das Gieti zeichnungsberechtigt<br />

war. Laut seiner Aussage wur<strong>de</strong> das Konto<br />

gegenüber Auslandsk<strong>und</strong>en dann angegeben, wenn<br />

diese nicht wissen sollten, daß sie in Geschäftsverbindung<br />

mit Interport stan<strong>de</strong>n. Gemäß einer Vollmacht<br />

Gietls vom 13. November 1972 hatten Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Meta Bleßing je<strong>de</strong>rzeit das Recht, sich über die<br />

Kontenstän<strong>de</strong> zu informieren (Dokument-Nr. 109).<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s ehemaligen MfS ging<br />

die Interport einschließlich ihres gesamten beweglichen<br />

<strong>und</strong> unbeweglichen Vermögens genauso wie die<br />

Intertechna GmbH in das Eigentum <strong>de</strong>r Computer-<br />

Vertriebs-Union GmbH (CVU) über, die aus <strong>de</strong>m VEB<br />

Kombinat Robotron hervorgegangen war (Dokument-<br />

Nr. 107). Die Zuordnung <strong>de</strong>s Unternehmens in ihrer<br />

gesamten personellen Besetzung zu einem ehemaligen<br />

Kombinatsbetrieb <strong>de</strong>r DDR erfolgte auf Initiative<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>s SWT. In einer schriftlichen<br />

Information <strong>de</strong>s SWT an die Leitung <strong>de</strong>r HVA vom 22.<br />

Januar 1990 wur<strong>de</strong> als Gr<strong>und</strong> für die vorgeschlagene<br />

Vorgehensweise angegeben, daß die Abwicklung bestimmter<br />

Auslandsverträge gewährleistet wer<strong>de</strong>n<br />

müsse, um erhebliche Schä<strong>de</strong>n für die DDR aus <strong>de</strong>r<br />

Nichterfüllung zu vermei<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 108).<br />

Laut Ansicht <strong>de</strong>r „Operativen Gruppe" <strong>de</strong>s Komitees<br />

zur Auflösung <strong>de</strong>s Amts für Nationale Sicherheit<br />

(AfNS) sowie <strong>de</strong>s Magistrats <strong>de</strong>s Inneren <strong>de</strong>r Stadt<br />

Berlin han<strong>de</strong>lte es sich bei Interport um die erste<br />

Diensteinheit <strong>de</strong>s MfS, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Nachweis möglich<br />

war, daß sie sich <strong>de</strong>m Auflösungsprozeß <strong>de</strong>s MfS entziehen<br />

konnte <strong>und</strong> große Teile ihres Vermögens in ihre<br />

Verfügungsgewalt bringen konnte. Nach ihren Vermutungen<br />

erfolgte das „Abtauchen dieser Diensteinheit<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen MfS mit Wissen <strong>und</strong> Duldung"<br />

<strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s Komitees zur Auflösung <strong>de</strong>s AfNS<br />

(Dokument-Nr. 107).<br />

bb) Rolle <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach, Carnet <strong>und</strong><br />

Asimex<br />

Über die Unterstellung <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen unter<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung versuchte<br />

das MfS schon lange vor <strong>de</strong>m gezielten Einsatz <strong>de</strong>s<br />

Bereichs zur Beschaffung von Embargowaren, <strong>de</strong>ssen<br />

Möglichkeiten zum Zweck <strong>de</strong>r Wirtschaftsspionage<br />

zu nutzen.<br />

Wie bereits ausgeführt, wur<strong>de</strong>n die Ausgangsi<strong>de</strong>en,<br />

die zur Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

führten, maßgeblich durch das MfS mitentwickelt.<br />

Das MfS, insbeson<strong>de</strong>re vertreten durch <strong>de</strong>n<br />

damaligen Leiter <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung Berlin, Hans<br />

Fruck, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Offizier für Son<strong>de</strong>raufgaben, Heinz<br />

Volpert, sah durch die Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung die Möglichkeit, einerseits<br />

seinen Einfluß im Außenhan<strong>de</strong>l zu erhöhen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits<br />

seine bisherigen wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

besser zu organisieren <strong>und</strong> anzuleiten. Zu letzterem<br />

Zweck sollten die zu diesem Zeitpunkt bereits tätigen<br />

sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach Export-Import <strong>und</strong> Simon<br />

Industrievertretungen (Vorläufer von Camet) un-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!