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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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sisch in die DDR gelangten <strong>und</strong> auch dort verblieben,<br />

war we<strong>de</strong>r für das Diakonische Werk noch für die sog.<br />

Vertrauensfirmen zu kontrollieren. Lediglich bei Waren<br />

mit Warenbegleitschein „U" konnte man davon<br />

ausgehen, daß eine Lieferung in die DDR erfolgte. Allerdings<br />

war dadurch keine Gewißheit gegeben, daß<br />

die Waren auch dort verblieben.<br />

Im November 1968 entstand das Problem <strong>de</strong>r umsatzsteuerlichen<br />

Behandlung <strong>de</strong>r unentgeltlichen Warenlieferungen<br />

in die DDR. Da beim gesamten sog. Kirchengeschäft<br />

die Kaufverträge zwischen <strong>de</strong>m Diakonischen<br />

Werk <strong>und</strong> <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen sog. Vertrauensfirmen<br />

abgeschlossen wur<strong>de</strong>n, galt dies nicht als<br />

inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l. Die Geschäfte waren somit<br />

nicht umsatzsteuerbefreit. Auf Antrag von Geißel, <strong>de</strong>r<br />

als Fürsprecher <strong>de</strong>n damaligen B<strong>und</strong>esminister für<br />

gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen, Herbe rt Wehner, gewonnen<br />

hatte, wandte das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen in<br />

Absprache mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

auf die Lieferungen <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen die<br />

Vergünstigungen nach Nr.1 <strong>de</strong>s Erlasses vom 1. September<br />

1967 an, d. h. die Lieferungen waren bis 1970<br />

umsatzsteuerbefreit. Ab diesem Zeitpunkt galt eine<br />

teilweise Befreiung von <strong>de</strong>r Umsatzsteuer bzw. <strong>de</strong>r ermäßigte<br />

Satz von 6 % (Dokument-Nr. 647-648).<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Das sog. A-Geschäft war sehr lukrativ für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die DDR-Wirtschaft.<br />

Dies bestätigte Manfred Sei<strong>de</strong>l in einer polizeilichen<br />

Vernehmung am 27. Juli 1990.<br />

Im Zeitraum 1957 bis 1990 wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

sog. A-Geschäfts Rohstoffe <strong>und</strong> Konsumgüter im Gesamtumfang<br />

von ca. 1,42 Mrd. DM an die DDR geliefert.<br />

Der Anteil hiervon, für <strong>de</strong>n ab 1966 <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zuständig war, belief<br />

sich auf Waren im Wert von ca. 1,08 Mrd. DM. Diese<br />

wur<strong>de</strong>n zum Teil zur Versorgung von Industrie <strong>und</strong><br />

Bevölkerung eingesetzt <strong>und</strong> zum Teil durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung vermarktet.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung hatte die<br />

Möglichkeit, die gelieferten Rohstoffe auf <strong>de</strong>m internationalen<br />

Markt gegen frei konvertierbare Devisen<br />

zu veräußern. Doch hatte die Devisenbeschaffung im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s sog. Kirchengeschäftes A eine vergleichsweise<br />

geringe Be<strong>de</strong>utung. Hier lag <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Bereichs auf <strong>de</strong>r Deviseneinsparung,<br />

da entsprechend <strong>de</strong>r Verfügung Nr.<br />

167/1972 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats vom 27.<br />

November 1972 aus <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften erwirtschaftete<br />

Devisen in Höhe von 40 Mio. VM an die<br />

Devisenreserve <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission abzuführen <strong>und</strong> die Warenlieferungen<br />

als Plan-Impo rte <strong>de</strong>n Bedarfsträgern zur Verfügung<br />

zu stellen waren. (Vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 38, S. 392)<br />

Durch die Zusammenstellung <strong>de</strong>r Warenpalette,<br />

orientiert an <strong>de</strong>n Planvorgaben <strong>de</strong>r industriellen Produktion,<br />

gelangen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Deviseneinsparungen in Höhe von ca. 40<br />

Mio. DM pro Jahr <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en eine Entlastung<br />

<strong>de</strong>r Devisenbilanz <strong>de</strong>r DDR. Die sich ab <strong>de</strong>n<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

70er Jahren stets in einer „Devisenklemmsituation"<br />

befindliche DDR-Wirtschaft konnte auf diese Weise<br />

ihre knappen Devisen an<strong>de</strong>rweitig einsetzen, z.B. auf<br />

<strong>de</strong>m internationalen Markt für Rohstoffe, <strong>de</strong>ren Bezug<br />

im regulären inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Kontingentierungsvorschriften <strong>de</strong>s BMWi - diese<br />

begrenzten mengenmäßig die Rohstofflieferungen in<br />

die DDR pro Jahr - nicht mehr möglich war. Diese<br />

Kontingentierungsvorschriften waren für die im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s sog. A-Geschäfts gelieferten Rohstoffe nicht<br />

anzuwen<strong>de</strong>n. Dadurch konnten über das durch das<br />

BMWi im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l festgesetzte Maß<br />

hinaus Rohstofflieferungen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bezogen wer<strong>de</strong>n, wie Dr. Franz Rösch<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bestätigt hat ( 135.<br />

Sitzung, Protokoll S. 17).<br />

Die über die vorgegebene Obergrenze hinausgehen<strong>de</strong>n<br />

Einnahmen aus <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften sollten<br />

nach <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 167/1972 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 27. November 1972 an die Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

abgeführt wer<strong>de</strong>n. Allerdings wur<strong>de</strong>n<br />

nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen die Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r Aufstockungsverträge<br />

an die Intrac HGmbH geliefert,<br />

durch diese vermarktet, die Devisen <strong>de</strong>m Konto 0528<br />

gutgeschrieben <strong>und</strong> zur Finanzierung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Aufträge verwen<strong>de</strong>t. Eine Einstellung in die Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

erfolgte nicht (Dokument-Nr. 649). Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r finanziellen Schwierigkeiten <strong>de</strong>r DDR in<br />

<strong>de</strong>n 70er Jahren war es <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen<br />

möglich, Warenlieferungsverträge mit einem Volumen<br />

von insgesamt mehr als 44 Mio. VM abzuschließen,<br />

nämlich 1974 48 Mio. VM, 1977 <strong>und</strong> 1978 sogar 51<br />

Mio. VM, so daß entsprechend mehr Devisen auf das<br />

Mielke-Konto 0528 abgeführt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Von <strong>de</strong>n seit Existenz <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

an diesen gelieferten Waren im Gesamtwert<br />

von ca. 1079,5 Mio. DM flossen ca. 119,1 Mio.<br />

DM auf das Konto 0528; 960 Mio. DM wur<strong>de</strong>n in die<br />

Zahlungsbilanz eingestellt (Dokument-Nr. 650).<br />

b) Valutamarkprogramm<br />

Unter <strong>de</strong>m Beg riff Valutamarkprogramm sind Warenlieferungen<br />

<strong>de</strong>s Diakonischen Werks <strong>de</strong>r EKD an das<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Innerer<strong>de</strong>utscher<br />

Han<strong>de</strong>l (MAI) bzw. ab 1966 an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zu verstehen, <strong>de</strong>ren Gegenwert<br />

im Verhältnis 1 : 1 in Valuta-Mark (VM) auf von <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH treuhän<strong>de</strong>risch <strong>und</strong> zweckgeb<strong>und</strong>en<br />

für die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR verwaltete<br />

Konten gutgeschrieben wur<strong>de</strong>. Die Abwicklung <strong>de</strong>r<br />

Lieferungen erfolgte analog <strong>de</strong>m sog. A-Geschäft unter<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen.<br />

Gr<strong>und</strong> für die Entwicklung <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms<br />

war die Tatsache, daß in <strong>de</strong>n 60er Jahren die<br />

evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR vor <strong>de</strong>m Problem<br />

stan<strong>de</strong>n, die Bausubstanz ihrer Kirchen <strong>und</strong> die kirchlichen<br />

Einrichtungen für kranke <strong>und</strong> pflegebedürftige<br />

Menschen sanieren zu müssen. Diese Bauten<br />

stammten in ihrer Mehrzahl aus <strong>de</strong>r Zeit vor <strong>de</strong>r Jahrh<strong>und</strong>ertwen<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> waren zum Teil noch vom Krieg<br />

beschädigt. Hinzu kam, daß Wohnungen für die Mitarbeiter<br />

kirchlicher Einrichtungen fehlten. Die durch

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