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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Mit <strong>de</strong>r Übertragung <strong>de</strong>s Status <strong>de</strong>s Devisenauslän<strong>de</strong>rs<br />

im Jahre 1972 begann auch die allmähliche Herauslösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>m Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem <strong>de</strong>r für die<br />

Planung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz zuständigen staatlichen<br />

Institutionen. In diese Richtung wirken<strong>de</strong> Regelungen<br />

enthielt bereits die Ministerratsverfügung Nr.<br />

129/72 vom 14. September 1972.<br />

So wur<strong>de</strong>n zum einen die bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> DABA geführten<br />

Lorokonten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seiner Unternehmen <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Bankenkontrolle entzogen, <strong>und</strong> die Erteilung von<br />

Auskünften über Kontenbewegungen durch die Geschäftsbanken<br />

war ausschließlich an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gestattet.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren entfiel die Verpflichtung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, monatliche Valutaberichte<br />

an <strong>de</strong>n Minister <strong>de</strong>r Finanzen zu erstatten.<br />

Schließlich wur<strong>de</strong> die Verantwortung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

für sämtliche Transaktionen auf diesen Konten Dr.<br />

Schalck-Golodkowski übertragen, <strong>de</strong>r hierüber lediglich<br />

<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen erstem<br />

Stellvertreter auskunftspflichtig war.<br />

An <strong>de</strong>m Prozeß <strong>de</strong>r völligen wirtschaftlichen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Verselbständigung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung vermochte auch die Anordnung <strong>de</strong>r Revision<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hauptabteilung II unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Konten durch die Dr. Herta<br />

König unterstellte Valutakontrollgruppe <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen nichts zu än<strong>de</strong>rn, da sie nur einen sehr<br />

begrenzten Einblick in <strong>de</strong>n Finanzbereich <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung ermöglichte, zumal das<br />

Tochterunternehmen <strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Emsoka, Vaduz,<br />

ebenso wie alle an<strong>de</strong>ren Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

in <strong>und</strong> außerhalb <strong>de</strong>r DDR von <strong>de</strong>r Revisionspflicht<br />

ausgenommen waren (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 31, S. 352).<br />

Die aus <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n Rechenschaftspflicht<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s Devisenaufkommens <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung resultieren<strong>de</strong>n Informations<strong>de</strong>fizite<br />

<strong>de</strong>r die Zahlungsbilanz planen<strong>de</strong>n staatlichen<br />

Organe vergrößterten sich noch durch die Festlegung<br />

in <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 15/1975 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 23. August 1975, nach <strong>de</strong>r<br />

Dr. Schalck-Golodkowski - trotz direkter Unterstellung<br />

unter <strong>de</strong>n Minister für Außenhan<strong>de</strong>l - entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Weisungen <strong>de</strong>s im Jahre 1973 zum Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats ernannten<br />

Dr. Mittag zu arbeiten hatte.<br />

Mit <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Beschlusses <strong>de</strong>s Politbüros<br />

vom 2. November 1976 erfolgten Unterstellung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung unter <strong>de</strong>n zum<br />

Sekretär für Wirtschaft <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED im Jahre 1976<br />

bestellten Dr. Günter Mittag fand die Herauslösung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs aus <strong>de</strong>m staatlichen Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem<br />

ihren Abschluß. Sie be<strong>de</strong>utete in <strong>de</strong>r Konsequenz,<br />

daß lediglich ein begrenzter, aus Erich Honekker,<br />

Dr. Günter Mittag, E rich Mielke <strong>und</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowski bestehen<strong>de</strong>r Personenkreis über die autonome<br />

Devisenwirtschaft <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> das daraus resultieren<strong>de</strong> Devisenaufkommen<br />

sowie <strong>de</strong>ssen Verwendung informiert war,<br />

während diesbezügliche Kenntnisse aller mit <strong>de</strong>r Pla<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

nung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz befaßten staatlichen Stellen<br />

auf partiellen Auskünften von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

basierten <strong>und</strong> <strong>de</strong>mzufolge auch nur unvollständig<br />

sein konnten, so daß letztlich das durch das staatliche<br />

Devisenmonopol postulierte Ziel <strong>de</strong>r monetären Zentralplanung<br />

staatlicher Deviseneinnahmen <strong>und</strong> -ausgaben<br />

verfehlt wur<strong>de</strong>. Dies belegt anschaulich das Eingeständnis<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz, Gerhard<br />

Schürer, erst am 14. November 1989 aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

dringen<strong>de</strong>n Anfrage durch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

über die „tatsächliche" Verschuldung <strong>de</strong>r DDR informiert<br />

wor<strong>de</strong>n zu sein. Diese war - nach <strong>de</strong>r Mitteilung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Herta König<br />

vom 14. November 1989 an Schürer-um 12,6 Mrd. VM<br />

geringer, als Schürer zu diesem Zeitpunkt bekannt war,<br />

weil <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> das<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen - an <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED (mit<br />

Ausnahme <strong>de</strong>s o.g. Personenkreises) vorbei - Liquiditätsreserven<br />

gebil<strong>de</strong>t <strong>und</strong> Zahlungsbilanzkredite an<br />

die DABA gewährt hatten. Doch auch diese Mitteilung<br />

war hinsichtlich <strong>de</strong>s realen Verschuldungsstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

DDR insofern unvollständig, als sie Schürer Angaben<br />

über die im Bereich gebil<strong>de</strong>ten Liquiditätsreserven vorenthielt,<br />

die aus Guthaben auf Konten bei ausländischen<br />

Banken <strong>und</strong> aus in <strong>de</strong>r Wallstraße eingelagerten<br />

Goldbestän<strong>de</strong>n im Wert von ca. 0,5 Mrd. Valuta-Mark<br />

bestan<strong>de</strong>n.<br />

Das Fehlen jeglicher Kontrolle <strong>de</strong>r Devisenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung eröffnete<br />

an<strong>de</strong>rerseits Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> seinen<br />

Vorgesetzten die Möglichkeit, Devisen auch für außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR liegen<strong>de</strong> Zwek-<br />

-<br />

ke zu verwen<strong>de</strong>n. Dazu gehörten beispielsweise die<br />

Finanzierung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Siedlung <strong>de</strong>r Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

in Wandlitz, die ver<strong>de</strong>ckten Geldanlagen<br />

im westlichen Ausland, die finanzielle Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>r kommunistischen Parteien<br />

in <strong>de</strong>n westlichen Staaten.<br />

II. Übersicht über wichtige Konten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Trotz <strong>de</strong>r dargelegten Probleme, die <strong>de</strong>r Untersuchungausschuß<br />

bei <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Finanzbewegungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hatte <strong>und</strong> die sich insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>r Lückenhaftigkeit<br />

<strong>de</strong>s ihm zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Aktenmaterials<br />

ergaben, konnte er die von <strong>de</strong>r Größenordnung<br />

her wichtigsten Finanzströme weitgehend nachzeichnen.<br />

Sie wur<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n Schaubild (S. 326-327)<br />

dargestellt.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die ihm<br />

zugeordneten Unternehmen unterhielten insgesamt<br />

über 1.000 Konten bei Banken in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> im<br />

Ausland, um <strong>de</strong>n Zahlungsverkehr im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong> -verwendung durchzuführen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n die von <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs aufgr<strong>und</strong> ihrer Geschäftstätigkeit erzielten<br />

Devisenerträge geschäftsvorgangsbezogen bzw. entsprechend<br />

ihrer Gewinnabführungspflicht auf Konten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs zur zentralen Disposition zur Verfügung<br />

gestellt.

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