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Datenreport 2002

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ses Ziel weitgehend Konsens –, als vielmehr darüber gestritten, wie dieser allgemeine<br />

Begriff mit konkretem Inhalt zu füllen ist, was alles zu einer erfolgreichen<br />

Integration dazugehört und welches der beste Weg ist, dieses generelle Ziel zu<br />

erreichen. Es geht also z. B. darum, welche institutionellen Rahmenbedingungen<br />

für eine erfolgreiche Integration geschaffen werden müssen, welche Bevölkerungsgruppe<br />

– Einheimische oder Zuwanderer – wie viel dazu beitragen muss,<br />

wie weit die eine Seite auf die andere zugehen soll etc.<br />

Von den vier Items im ALLBUS 2000, die verschiedene Aspekte einer ausländer-<br />

bzw. integrationsfeindlichen Einstellung messen, findet nur eines mehrheitlich<br />

Zustimmung in der deutschen Bevölkerung (vgl. Abb. 1). Der Aussage »Die<br />

in Deutschland lebenden Ausländer sollten ihren Lebensstil ein bisschen besser<br />

an den der Deutschen anpassen«, stimmen zwei Drittel zu. Diese Forderung nach<br />

»ein bisschen« mehr Anpassung der hier lebenden Ausländer deutet auf eine<br />

Vorstellung von Integration hin, die weniger das Leitbild einer »multikulturellen<br />

Gesellschaft« betont, sondern in erster Linie die Assimilation der Zugewanderten<br />

an die bestehende Kultur der Aufnahmegesellschaft in den Vordergrund stellt.<br />

Alle anderen Aussagen in Abbildung 1 werden von den Befragten eher abgelehnt.<br />

Breitere Zustimmung mit jeweils etwa 30 % in West und Ost finden noch die beiden<br />

Forderungen nach einem Heimschicken der Ausländer bei knappem Arbeitsplatzangebot<br />

und nach einem Verbot jeglicher politischer Betätigung für Ausländer. Bei<br />

Letzterem ist allerdings nicht ganz klar, inwieweit dies auf eine Verweigerung der<br />

politischen Integration hindeutet – etwa im Sinne von »kein Wahlrecht für Ausländer«<br />

– bzw. inwieweit die Befragten hier eher an politische Betätigungen wie die<br />

Kurdenproteste denken, die nichts mit der politischen Kultur der Aufnahmegesellschaft<br />

zu tun haben, sondern vielmehr politische Konflikte aus den Herkunftsländern<br />

nach Deutschland hineintragen. Die Forderung nach Rotation, die eher das<br />

alte Konzept des »Gastarbeiters« mit nur temporärem Aufenthalt in Deutschland<br />

widerspiegelt und damit das Gegenmodell zum Immigranten auf Dauer darstellt,<br />

findet (analog zur größeren Abschottungstendenz gegenüber Arbeitsmigranten)<br />

im Osten etwas mehr Anklang als im Westen. Dies könnte darauf hindeuten, dass<br />

die Ausländer(zuzugs)problematik in den neuen Ländern vor dem Hintergrund der<br />

dortigen Arbeitsmarktsituation stärker von Konkurrenzängsten geprägt ist.<br />

Die geringste Zustimmung findet die Aussage »Ausländer sollten sich ihre Ehepartner<br />

unter ihren eigenen Landsleuten auswählen«. Die deutlich stärkere Präferierung<br />

der Endogamie bei den ostdeutschen Befragten (24 % Zustimmung gegenüber<br />

15 % im Westen) lässt vermuten, dass im Osten der Republik, wo nach<br />

wie vor noch sehr wenige Ausländer leben, die soziale Distanz zwischen Deutschen<br />

und Ausländern größer ist als im Westen.<br />

Betrachtet man, wie sich die Einstellungen über die Zeit verändert haben (vgl.<br />

Abb. 2), so ist bis 1994 ein relativ eindeutiger Trend auszumachen. Bei allen vier<br />

Items ist im Westen der Republik seit 1980 ein kontinuierlicher Rückgang – um<br />

insgesamt zwischen 15 (Lebensstilanpassung) und 30 Prozentpunkten (Heimschicken<br />

bei knapper Arbeit) – der Zustimmung zu den vier diskriminierenden<br />

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