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Datenreport 2002

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knapp vier Prozentpunkte unter dem des Jahres 1998. Bezogen auf die Entwicklung<br />

der Mitglieder in den politischen Parteien lässt sich aus dem Umfragematerial<br />

kein eindeutiger Trend ableiten. Das hat auch damit zu tun, dass bei repräsentativen<br />

Umfragen die Zahl der befragten Parteimitglieder naturgemäß sehr<br />

klein und damit der Messfehler recht groß ist. Ablesen lässt sich jedoch für Gewerkschafts-<br />

wie für Parteimitgliedschaften in Ost- und Westdeutschland, dass es<br />

auch hier eine Lücke zwischen der jüngeren (18– 29 Jahre) und der älteren Bevölkerung<br />

gibt. In der jüngeren Bevölkerung liegt der Anteil derjenigen, die Gewerkschaftsmitglied<br />

sind, in West wie Ost etwa drei Prozentpunkte unter dem<br />

Durchschnitt, bezogen auf Parteimitglieder etwa ein Prozent. Diese Lücken sind<br />

jedoch deutlich kleiner als die Lücke in den Organisationsgraden zwischen Ostund<br />

Westdeutschland (vgl. Abb. 3).<br />

Bezogen auf Mitgliedschaften als Maß politischer Integration erweist sich damit<br />

weniger der Unterschied zwischen den jüngeren und älteren Bevölkerungsgruppen<br />

als problematisch, da er relativ konstant ist, als die größer werdende Differenz<br />

zwischen Ost und West. Rein quantitativ gesehen ergibt sich damit eine so<br />

genannte »Vertretungslücke« für die ostdeutschen Bürger.<br />

18.3. Interessenvertretung durch<br />

wichtige Mitgliederorganisationen<br />

Interessengruppen und politische Parteien sind als Mitgliederorganisationen vor<br />

allem Vertretungen ihrer Mitglieder. Aber was bei den politischen Parteien ganz<br />

selbstverständlich dazu kommt, ist, dass sich auch die Bürger von ihnen vertreten<br />

fühlen sollten, die nicht dort Mitglied sind, und sogar auch diejenigen, die sie nicht<br />

einmal gewählt haben. Anders würde eine repräsentative Demokratie mit Mehrheitsprinzip<br />

und damit mit Regierungsparteien, die naturgemäß nicht von allen<br />

gewählt worden sind, wohl sehr schnell die Grenzen der Akzeptanz überschreiten.<br />

Aber auch für die großen Mitgliederorganisationen gilt, dass sie nicht nur die Interessen<br />

ihrer Mitglieder vertreten, sondern häufig für so genannte öffentliche Güter<br />

eintreten, Güter also, die nicht nur ihren Mitgliedern, sondern einem Kreis von<br />

Bürgern weit darüber hinaus zugute kommen. Die Tarifabschlüsse der Gewerkschaften<br />

sind ebenso ein Beispiel dafür wie die durch Umweltgruppen durchgesetzten<br />

Ziele.<br />

Die Frage, wie gut wichtige Mitgliederorganisationen für die Interessen ihrer Mitglieder<br />

eintreten, ist auch ein Gradmesser, wie gut es ihnen gelingt, die vielfältigen<br />

Interessen aufzugreifen, sie zu artikulieren und damit weiterhin für die Mitglieder<br />

attraktiv zu bleiben und sie politisch zu integrieren. Aber ebenso wichtig für die<br />

Anerkennung und Legitimität ihres Handelns ist, dass ihre Anliegen auch über die<br />

begrenzte eigene Mitgliedschaft hinaus von Interesse sind und über sie nicht das<br />

Urteil gefällt wird, sie würden nur ihre Partikularinteressen verfolgen. Auch das<br />

ist ein Kennzeichen politischer Integration.<br />

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