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Datenreport 2002

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18.1 Politisches Interesse und politische Partizipation<br />

Die Frage, wie stark sich Bürger für Politik interessieren, ist ein wichtiger Gradmesser,<br />

inwieweit sie das politische Geschehen registrieren und an ihm teilnehmen.<br />

Politisches Interesse ist ein guter Indikator dafür, ob das politische Geschehen<br />

von den Bürgern als etwas betrachtet wird, das für sie wichtig genug<br />

ist, um sich darüber zu informieren und gegebenenfalls auch dafür zu engagieren.<br />

Das politische Interesse der Bürger wird durch die einfache Frage »Wie stark<br />

interessieren Sie sich für Politik: sehr stark, stark, mittel, wenig oder überhaupt<br />

nicht?« in vergleichbarer Form bereits seit 1969 in repräsentativen Bevölkerungsumfragen<br />

erfasst.<br />

In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil derjenigen, die sich stark oder sogar<br />

sehr stark für Politik interessieren, beständig und sehr dynamisch verändert. Im<br />

Zeitraum um die Vereinigung Deutschlands lag er am höchsten. Im Durchschnitt<br />

lag der Anteil derjenigen, die sich stark oder sogar sehr stark für Politik interessieren,<br />

zwischen 1980 und 2000 bei 30 Prozent, 1969 lag er noch bei 18 Prozent.<br />

Langfristig gesehen sind heute also mehr Bürger am politischen Geschehen interessiert<br />

als noch vor knapp drei Jahrzehnten.<br />

Allerdings hat das Interesse an der Politik nach dem Jahr der deutschen Vereinigung<br />

deutlich nachgelassen. Es ist wieder auf das Niveau der frühen 80er-Jahre<br />

abgesunken. Besonders hervorzuheben ist, dass sich seit 1991 der Anteil der jüngeren<br />

Bevölkerungsgruppen (18– 29 Jahre) nicht mehr mit dem Durchschnitt entwickelt<br />

hat. Das Interesse der jungen Leute an der Politik hat schneller abgenommen<br />

als im Bevölkerungsdurchschnitt. In Westdeutschland öffnete sich diese<br />

Schere sehr schnell zwischen 1991 und 1992. Im Durchschnitt der Bevölkerung<br />

liegt der Anteil der stark oder sehr stark Interessierten seitdem etwa sieben Prozentpunkte<br />

höher als bei den 18- bis 29-Jährigen. Eine ähnliche Entwicklung ist in<br />

Ostdeutschland zu konstatieren. Hier ist der Unterschied mit etwa 10 Prozentpunkten<br />

sogar noch größer (vgl. Abb. 1).<br />

Diese Entwicklung könnte problematisch sein, weil aus der politischen Verhaltensforschung<br />

bekannt ist, dass Erfahrung mit der Politik zur Einbindung und<br />

Integration ins politische Geschehen führt. Dieser Zusammenhang ist anhand<br />

der Wahlbeteiligung empirisch belegt worden. Je häufiger Bürger sich bereits<br />

an Wahlen beteiligt haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich<br />

auch an zukünftigen Wahlen beteiligen. Wahlerfahrung führt also zu fortgesetzter<br />

Beteiligung. Beteiligt sich eine jüngere Alterskohorte weniger als ältere, so<br />

bleibt auch die Wahlbeteiligung in dieser Alterskohorte, also einer Gruppe von<br />

Geburtsjahrgängen, dauerhaft geringer. Da diese Beobachtung vermutlich auch<br />

für andere Beteiligungsformen gilt, verliert ein politisches System, dem es nicht<br />

gelingt, die Jüngeren mit einzubeziehen, in der Abfolge von jüngeren Alterskohorten<br />

beständig an politisch interessierten und integrierten Bürgern.<br />

In Bezug auf die Wahlbeteiligung ist für den Zeitraum der vergangenen vierzig<br />

Jahre anhand der repräsentativen Wahlstatistik, die leider für die Bundestags-<br />

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