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Datenreport 2002

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auch Bürger älterer Altersgruppen diese Mittel für sich entdeckt haben. Diese<br />

Form politischer Aktivitäten hat inzwischen ihren Ruf, unkonventionell zu sein,<br />

verloren und ist zu einem normalen Mittel der Artikulation für alle geworden.<br />

Die Entwicklung bei den drei betrachteten Indikatoren zur politischen Integration –<br />

politisches Interesse, Wahlbeteiligung und nicht-institutionalisierte politische Beteiligung<br />

– zeigt, dass seit Ende der 80er-Jahre die Einbeziehung der Bürger in den<br />

politischen Prozess abnimmt. Dabei könnte die deutsche Vereinigung, die das<br />

politische System insgesamt unter »Stress« gesetzt und die Bürger verunsichert<br />

haben mag, eine gewisse Rolle spielen. Alleiniger Grund ist sie allerdings nicht,<br />

wie die bereits früher einsetzende negative Entwicklung der Wahlbeteiligung in<br />

der alten Bundesrepublik und das Gefälle zwischen älteren und jüngeren Bevölkerungsteilen<br />

zeigen. Bedeutsam ist die Vereinigung gleichwohl, denn die Integration<br />

der Bürger der neuen Bundesländer hat bislang nicht das Niveau der<br />

alten Bundesländer erreicht.<br />

18.2. Bindung an Interessengruppen<br />

und politische Parteien<br />

Die Mitgliedschaft in Interessengruppen und politischen Parteien ist ein weiterer<br />

Indikator für die Integration der Bürger in den politischen Prozess. Diese Organisationen<br />

sind meist durch gesellschaftliche Selbstorganisation entstanden und<br />

dienen dem Zweck der Vertretung gemeinsamer politischer, wirtschaftlicher, sozialer<br />

oder kultureller Interessen. Interessengruppen nehmen die Interessen ihrer<br />

Mitglieder auf verschiedenem Wege wahr, z. B. durch das Einwirken auf Parteien,<br />

Parlamente, Regierungen und Behörden oder die Öffentlichkeit allgemein. Politische<br />

Parteien sind unmittelbare Akteure des Regierungssystems. Da die Mitgliedschaft<br />

freiwillig ist, ist der Grad, zu dem Bürger sich in Interessengruppen<br />

und politischen Parteien organisieren, ein zentrales Merkmal der politischen Integration.<br />

Anders als die Wahlbeteiligung oder Formen nicht-institutionalisierter<br />

Beteiligung, die für den Einzelnen singuläre Ereignisse bleiben können, zeichnen<br />

sich Mitgliedschaften in Interessengruppen und politischen Parteien dadurch aus,<br />

dass sie in der Regel langfristig sind. Verliert die Mitgliedschaft in Interessengruppen<br />

und politischen Parteien für den Einzelnen an Attraktivität, so ist dies auch<br />

immer ein Warnsignal für die jeweilige Organisation. Geschieht dies in großem<br />

Umfang, ist dies darüber hinaus auch ein Warnsignal für das politische Gemeinwesen<br />

insgesamt.<br />

Im internationalen Vergleich zeichnet sich die alte Bundesrepublik durch einen<br />

mittleren Organisationsgrad von etwa 60 Prozent aus, wenn alle Organisationen,<br />

sowohl Interessengruppen als auch Freizeitvereinigungen, betrachtet werden. In<br />

Westeuropa sind nur die Bürger der Niederlande und der skandinavischen Länder<br />

stärker organisiert. Der Anteil der Bürger, die in Interessengruppen im en-<br />

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