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107<br />

ihrer verehrten Herrin das Geschehen wie die treue Schottin in „Yellow Face“ (2/2), Theresa<br />

Wright („Abbey Grange“, 3/13) oder Dolores und Mrs. Warren in „Sussex Vampire“ (5/5)<br />

oder ermöglichen ihr in einer Notsituation die Flucht wie Mrs. Toller („Copper Beeches“,<br />

1/12). Einige von ihnen verhelfen - wie z.B. Patience Moran („Boscombe Valley“, 1/4),<br />

Susan Tarlton und Mrs. Marker („Golden Pince-Nez“ 3/10) mit der Funktion einer Zeugin<br />

- Holmes durch ihre Hinweise sogar dazu, einen Fall aufzuklären. Auch Edith Baxter<br />

(„Silver Blaze“, 2/1), Mrs. King („Dancing Men“ 3/3) und Marie Devine („Lady Frances<br />

Carfax“, 4/6) dienen ihrer Herrschaft treu. Mrs. Lexington („Norwood Builder“, 3/2) und<br />

Mrs. Norton („Shoscombe Old Place“, 5/12) unterstützen ihre Herren aus Loyalität gar bei<br />

unredlichen Machenschaften. Das alte Dienstmädchen Martha („Last Bow“ 4/8) nimmt eine<br />

ganz besondere Rolle ein: sie hilft Holmes dabei, die deutschen Agenten Von Bork und Von<br />

Helsing auszuspionieren. Dabei verrät sie zwar ihren Herrn, hilft aber dabei, England vor dem<br />

bösen Feind zu retten. Das Dienstmädchen Lucy Parr („Beryl Coronet“, 1/11) ist die einzige<br />

Hausangestellte, die einer Straftat bezichtigt wird: sie wirkt moralisch fragwürdig, da sie auf<br />

Grund ihres guten Aussehens viele Verehrer hat und somit Zweifel an ihrer Unbescholtenheit<br />

bestehen.<br />

Typ W.I.2: Die Geliebte<br />

Über die Jahrhunderte hat sich ein bestimmter, typisierter Liebespaar-Mythos gefestigt, der<br />

eine Beziehung zwischen einem starken, leidenschaftlichen Mann und einer schönen,<br />

duldsamen Frau propagiert. 271 Gerade im viktorianischen Zeitalter bestimmt dieser Mythos<br />

auch gesellschaftlich das idealisierte Bild einer perfekten Beziehung. Schon die<br />

unterschiedliche Behandlung und Erziehung von Jungen und Mädchen in der Kindheit sollte<br />

besonders die Unterschiede zwischen den Geschlechtern herausbilden, wobei die Mädchen<br />

vor allem in Dingen, die Häuslichkeit und duldsames Benehmen zum Ziel hatten, geschult<br />

wurden.<br />

Obwohl voreheliche sexuelle Beziehungen öffentlich durchaus verdammt wurden, galt es als<br />

üblich, dass Männer schon vor der Ehe libidinöse Erfahrungen sammelten, während dies für<br />

eine Frau völlig undenkbar war und ihr generell ein aktives Sexualleben abgesprochen<br />

271 Schmidt, Susanne: Jungfrau und Monster. Frauenmythen im englischen Roman der Gegenwart. Berlin 1996,<br />

S. 112.

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