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Mycroft Holmes, der Bruder von Sherlock, in der Geschichte „Greek Interpreter“ als „BD“<br />

(=Beteiligter des Detektivs) gekennzeichnet wird. In den Sherlock-Holmes-Stories gibt es<br />

daneben häufig ein Oint. (= intendiertes Opfer), das von Holmes noch vor der geplanten Tat<br />

gerettet werden kann, sowie auch den TVerg. (=Täter in der Vergangenheit), dessen ehemalige<br />

Verbrechen Konsequenzen für ein gegenwärtiges Verbrechen haben. Liegt nur scheinbar ein<br />

Verbrechen vor, können Figuren die Funktion „O” (= vermeintliches Opfer) einnehmen. Die<br />

Funktion der Figuren wird nicht mit in die Bewertung einbezogen; sie dienen einzig zur<br />

Verdeutlichung der Rolle jeder einzelnen Figur in den Sherlock-Holmes-Stories. Conan Doyle<br />

setzt meist nicht so viele Beteiligte ein wie Poe in seinen ersten beiden Rätselgeschichten,<br />

sondern begnügt sich mit einem relativ kleinen Kreis von Beteiligten. Zusätzlich werden die<br />

Eigenschaften jeder einzelnen Figur beschrieben, und es wird erläutert, ob sie typisch sind<br />

oder eine interessante Variante darstellen. Daneben wird das Tatmotiv der Verdächtigen und<br />

des/der Täter angeführt, was bei der Auswertung der Tabellen ebenfalls von Interesse ist.<br />

Als nicht-figurale Elemente sollen die verschiedenen Schauplätze, das Milieu, Tatwaffen<br />

sowie auch die Spuren, clues, die auf einen Täter hinweisen, oder die in die Irre führenden red<br />

herrings untersucht werden. Bei der Art der Aufträge, die Holmes erhält, wird unterschieden<br />

zwischen einem Rätsel, das hier als mysteriöser Vorfall oder zwischenmenschliches Problem<br />

verstanden werden soll und einem Verbrechen, zu dessen Aufklärung Holmes zumeist von der<br />

Polizei engagiert wird. Ein wichtiger Punkt bei der Untersuchung der Sherlock-Holmes-<br />

Geschichten ist, ob der Leser überhaupt die Möglichkeit hat, die Rätsel zu lösen. Nach<br />

Deitmer 160* erhält der Leser von Kriminalgeschichten nämlich nicht genug Informationen, um<br />

wirklich die gleichen Voraussetzungen wie der Detektiv zu haben, auch wenn er glaubt, alle<br />

Hinweise, die der Text implizit oder explizit bietet, aufgespürt zu haben. Um der<br />

überraschenden Lösung willen wird die Aufmerksamkeit des Lesers vom Autor bewusst in die<br />

falsche Richtung gelenkt, so dass er zur Lösung des Falles keine wirkliche Chance hat. Nach<br />

Deitmer ist es immer die gleiche Technik, nach der das Spiel der Irreführung vor sich geht:<br />

Die Aufmerksamkeit des Lesers wird einerseits auf bestimmte Sachverhalte und Personen<br />

gelenkt, während ihm andererseits der Blick auf den wahren Ablauf, Täter und Motiv verstellt<br />

wird. Zu einer falschen Darstellung kann es durch widersprüchliche Aussagen von Beteiligten<br />

und Verdächtigen kommen, aber auch durch Aussagen des Detektivs. Daneben kann der Leser<br />

aber auch dadurch in die Irre geführt werden, dass ihm durch die Erzählperspektive manche<br />

160 Deitmer, Sabine: „Der Detektivroman und sein literarischer Wert - Versuch zur Neubewertung einer Gattung”<br />

In: Diller, Hans-Jürgen u.a. [Hgg.]: Anglistik und Englischunterricht 2: Trivialliteratur. Trier 1977, S. 27-41.

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