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123<br />

Zu der Gruppe der „unschuldigen“ Verbrecherinnen gehören hauptsächlich schöne, edle<br />

Damen aus der Oberschicht, wie Lady Hilda Trelawney Hope aus „Second Stain“ (3/13),<br />

die einen Diebstahl begeht, um nicht erpressbar zu sein. Sie wird von Watson als „most lovely<br />

woman in London“ 332 beschrieben, die sich aber auch durch Empfindsamkeit und Eleganz<br />

auszeichnet - für Holmes Grund genug, sie letztlich nicht zu verraten und ihr Verbrechen gar<br />

zu vertuschen.<br />

I had often heard of the youngest daughter of the Duke of Belminster, but no description of it [...] had prepared<br />

me for the subtle, delicate charm and the beautiful colouring of that exquisite head [...] The cheek was lovely, but<br />

it was paled with emotion, the eyes were bright, but it was the brightness of fever; the sensitive mouth was tight<br />

and drawn in an effort after self-command. 333<br />

Das Verbrechen um die schöne Lady Brackenstall, die den von ihrem Geliebten begangenen<br />

Mord an ihrem grausamen Ehemann unterstützt und verheimlicht, wird von Holmes vertuscht,<br />

da auch sie sich durch besonders edle Züge und große Schönheit auszeichnet. In diesem Fall<br />

ist die beinahe identische Beschreibung von weiblichen Figuren ganz besonders augenfällig:<br />

Lady Brackenstall was no ordinary person. Seldom have I seen so graceful a figure, so womanly a presence, and<br />

so beautiful a face. She was a blonde, golden-haired, blue-eyed, and would, no doubt, have had the perfect<br />

complexion which goes with such colouring, had not her recent experience left her drawn and haggard. 334<br />

Auch die namenlose Mörderin des perfiden Erpressers Charles Augustus Milverton wird von<br />

Holmes laufen gelassen; wie Lady Trelawney Hope und Lady Brackenstall zeichnet auch sie<br />

sich durch besondere Schönheit, Noblesse und einen Adelstitel aus:<br />

Holmes’ eyes fixed themselves upon one [photograph], and following his gaze I saw the picture of a regal and<br />

stately lady in Court dress, with a high diamond tiara upon her noble head. I looked at the delicate curved nose,<br />

and the marked eyebrows, at the straight mouth, and the strong little chin beneath it. Then I caught my breath as I<br />

read the time-honoured title of the great nobleman and statesman whose wife she had been. 335<br />

Eine Ausnahme in der Kategorie der „schönen, unschuldigen Verbrecherin“ stellt die Russin<br />

Anna dar, die zwar unschuldig ist, aber weder gut aussehend noch besonders weiblich. In<br />

einem tragikomischen Akt ersticht sie, nachdem sie bei einem Diebstahl ihren Kneifer<br />

verloren hat, aus Versehen den Sekretär ihres Mannes. Auch sie besitzt eine gewisse Grazie<br />

und Würde, die - im Sinne der Conan Doyle’schen Theorie - schon äußerlich ihre Unschuld<br />

indizieren:<br />

331<br />

Ibid.<br />

332<br />

„Second Stain“ (3/13), S. 306.<br />

333<br />

Ibid.<br />

334<br />

„Abbey Grange“ (3/12), S. 273.<br />

335<br />

„Charles Augustus Milverton“ (3/7), S. 180.

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