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3. Auswertung der Analysen<br />

3.1 Auswertung der Figurentabelle<br />

53<br />

3.1.1 Vorbemerkungen: Zur Figurenanalyse anderer Kritiker<br />

Sowohl Knight als auch Priestman 165 haben Untersuchungen zu den Figuren der Sherlock-<br />

Holmes-Erzählungen angestellt. Beide richten dabei ihr Augenmerk primär auf Motive, die<br />

vermehrt in den Erzählungen auftauchen und denen die Darstellung der Figuren unterworfen<br />

ist. Knights Analyse der Figuren muss mit Vorbehalt betrachtet werden, da er in seiner<br />

Untersuchung nur den ersten Band der Sherlock-Holmes-Stories berücksichtigt hat. Aus<br />

diesem Grund sind seine Erkenntnisse als nicht allgemein gültig zu betrachten.<br />

Die Erzählungen Conan Doyles spiegeln nach Knight typische Verbrechen des damaligen<br />

England wider. Während sich Holmes’ Fälle in den Romanen zumeist um besonders<br />

außergewöhnliche oder mysteriöse Geschehnisse ranken, sind sie in den Stories nach Knight<br />

nicht besonders ausgefallen und zeigen oftmals familiäre Probleme der typisch englischen<br />

Mittelschicht auf. Daneben spielen einige der Erzählungen aber auch im Milieu des<br />

organisierten Verbrechens und führen dem Leser das gefährliche London des 19. Jahrhunderts<br />

vor. Knight erklärt, dass das prominenteste Thema der Sherlock-Holmes-Stories die Begierde<br />

nach Besitz und Vermögen ist: Die meisten Verbrechen werden deshalb aus finanziellen<br />

Gründen begangen. 166<br />

Die Täter sind häufig nicht grundsätzlich schlecht und gehören nicht dem Verbrechermilieu<br />

an, sondern begehen Verbrechen, weil sie sich durch eine missliche Lage dazu gedrängt sehen.<br />

Da es sich in ihrem Fall zumeist um Figuren aus der Mittelschicht handelt, verlassen sie durch<br />

die Straffälligkeit ihre von der Gesellschaft vorgegebenen Rollen. In diesen Fällen schaltet<br />

Holmes nur sehr selten die Polizei oder die Justiz bei der Aufklärung ein. Zumeist befindet er<br />

selbst über Schuld oder Unschuld des Missetäters und fällt letztlich auch ein Urteil. 167<br />

Relativ häufig treten in den Erzählungen die von Knight als „innocent bystanders“ 168<br />

bezeichneten Figuren auf, die durch Zufall oder den Trick eines Halunken in Kontakt mit<br />

Verbrechen kommen. In diesem Fall wird Holmes engagiert, um die durch Missetaten aus den<br />

Fugen geratene Welt des Auftraggebers wieder in Ordnung zu bringen. Zu diesen Figuren<br />

165 Priestman, Martin: The Figure on the Carpet. Detective Fiction and Literature. Houndmills und London<br />

1990.<br />

166 Vgl. Knight, Form and Ideology, S. 92.<br />

167 Vgl. ibid., S. 92 ff.<br />

168 Ibid., S. 93.

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