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festgestellt werden konnten. Schon ab dem zweiten Band lassen sich Varianten dieser Typen<br />

finden, die durch ungewöhnliche Einschübe oder Umstellungen von Sequenzen modifiziert<br />

werden. Bis zum fünften Band nehmen diese Variationen zu, bis Conan Doyle in Case-Book<br />

das Schema gar völlig bricht: Vom ursprünglichen Handlungsverlauf ist z.B.in der Erzählung<br />

„Blanched Soldier” (5/2) nur noch ein Bruchteil in der Anfangssequenz zu erkennen. Im<br />

letzten Band der Sherlock-Holmes-Stories lassen sich Varianten aller Typen nachweisen; ein<br />

Viertel der Handlungsverläufe der Erzählungen des Bandes Case-Book stellen<br />

Extremvarianten dar. Dieser Band besitzt auf Grund des Einsetzens aller Typen und des<br />

großen Anteils an Extremvarianten die größte Variationsspanne.<br />

Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Variationsspanne des Handlungsverlaufs im<br />

Gegensatz zu Figuren und einzelnen Handlungselementen vom ersten bis zum letzten Band<br />

stetig zunimmt. Aus eben diesem Grund nimmt auch der Gesamtwert des Variationsgrades der<br />

Erzählungen im letzten Band tendenziell zu. Liegt der Durchschnittswert des<br />

Gesamtvariationsgrades grundsätzlich im Bereich zwischen „eher gering” und „mittel” mit<br />

größerer Tendenz zu „mittel” oder bei „mittel”, 664 was die Theorie stützt, dass Conan Doyle<br />

ein relativ ausgewogenes Verhältnis von bekannten und neuen Elementen in den Stories<br />

einsetzt, fällt er im letzten Band in den Erzählungen mit extremen Handlungsverlauf etwas<br />

höher aus. 665 Dabei gibt es aber auch in den vorigen Bänden durchaus Geschichten, deren<br />

Variationsgrad in der Gesamtbetrachtung höher liegt, weil auf mehreren Ebenen stärker<br />

variiert wird. 666 * Trotzdem ist die Auswirkung des veränderten Handlungsverlaufes im letzten<br />

Band in Bezug auf die Gesamtbewertung der Stories nicht zu verkennen.<br />

Das Auftreten der Extremvarianten lässt erkennen, dass Conan Doyle sein eigenes Schema,<br />

dessen er überdrüssig geworden war, zu sprengen versuchte. Dabei stellen aber die<br />

Extremvarianten, auch dadurch, dass die Erzählperspektive verändert wird, eine neue<br />

Geschichtenform dar, die mit der klassischen Kriminalgeschichte, wie sie Conan Doyle<br />

ursprünglich entwickelt hatte, nichts mehr gemein hat. Denn durch die Änderung der<br />

Perspektive und die vielen Brüche mit den ursprünglichen Sequenzen wird den Erzählungen<br />

der Rätselcharakter genommen, der den Sinn und Zweck der Kriminalgeschichte ausmacht.<br />

663 Vgl. hierzu Kap. 3.3.3.3.<br />

664 Der Variationsgrad liegt für 33 Stories im Bereich zwischen „eher gering” und „mittel”, zumeist mit größerer<br />

Tendenz zu „mittel”, oder bei „mittel”. Nur in geringem Maße wird in 17 Stories variiert; in sechs Erzählungen<br />

stärker bis stark.<br />

665 In den Stories mit extremem Handlungsverlauf liegt der Variationsgrad vorwiegend zwischen „mittel” und<br />

„eher stark”; in der Story „Veiled Lodger” (5/10) liegt auf Grund der Tatsache, dass auf allen Ebenen stark<br />

variiert wird, ein Gesamtvariationsgrad im Bereich „stark” vor.<br />

666 Vgl. z.B. den Variationsgrad der Erzählung „Musgrave Ritual” (2/5) und „Charles Augustus Milverton” (3/7).

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