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384<br />

Variationsgrad Figuren:<br />

______________________________________________________________________ __<br />

gering eher gering mittel eher stark stark<br />

Kommentar:<br />

Der Variationsgrad dieser Story liegt nach den Maßstäben, mit denen die Sherlock-Holmes-<br />

Stories bewertet wurden, sehr hoch, was vor allem in der Darstellung der Figuren selbst<br />

begündet liegt. Die Handlung erscheint dem Leser von Sherlock-Holmes-Stories bekannt: sie<br />

ist eine Variante der Erzählung „Second Stain“ (3/13). Auch die Motive der Figuren sind<br />

bekannt: In den Sherlock-Holmes-Stories sind Geldnot und Erpressung häufige Beweggründe<br />

zum Begehen eines Verbrechens.<br />

Was aber generell den großen Unterschied zu den Figuren der Conan Doyle’schen<br />

Erzählungen ausmacht, ist ihre detaillierte Darstellung: Die Figuren wirken dadurch, dass<br />

Christie über lange Strecken Dialoge und Gedanken der verschiedenen Figuren präsentiert,<br />

sehr viel lebendiger und wirken nicht so statisch wie die Figuren der Sherlock-Holmes-<br />

Stories. Während der Leser in den Geschichten Conan Doyles zumeist nur an den<br />

Gedankengängen von Watson und seinen Erkenntnissen Teil hat und ihm fragmentarisch<br />

Holmes’ Erkenntnisse präsentiert werden, erfährt er hier durch die Aussagen der Figuren<br />

übereinander, in Gesprächen vor und nach dem Verbrechen, aber auch während der Verhöre<br />

durch Poirot sehr viel mehr über sie. Was die Figuren zusätzlich interessant macht, und sie<br />

durch ihr geheimnisvolles Verhalten allesamt verdächtiger erscheinen lässt, sind die<br />

secondary secrets: beinahe jede Figur verbirgt vor den anderen ein Geheimnis, und benimmt<br />

sich darum mysteriös. So wird das Dienstmädchen Leonie von Reggie Carrington geküsst,<br />

gibt aber vor, einen Geist gesehen zu haben, um ihren Aufschrei zu rechtfertigen und Reggie<br />

zu decken. Lady Julia verdächtigt ihren Sohn, das Verbrechen begangen zu haben und<br />

verschweigt darum einige ihrer Beobachtungen. Ganz anders als in den Sherlock-Holmes-<br />

Stories, in denen es zumeist nur wenige Verdächtige gibt, ist in den Geschichten von Agatha<br />

Christie ausschließlich jeder verdächtig, und zumeist ist die Person, die am wenigsten Anlass<br />

zu Fragen aufgibt, der Täter. So auch hier: Lord Mayfield, dem der Diebstahl ein Hindernis<br />

auf dem Weg zum Amt des Premierministers sein könnte, nimmt die Tat eher in Kauf, als sich<br />

erpressen zu lassen.<br />

Die Staatsmänner in den Sherlock-Holmes-Stories sind allesamt integre, gute Menschen,<br />

denen die Sicherheit Englands am Herzen liegt (Typ M.I.7). In der vorliegenden Story wird

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