03.01.2013 Aufrufe

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14<br />

ausgelösten Emotionen, wie Horror, Angst oder, etwa im Falle des Liebesromans,<br />

Rührung, lustvoll zu erleben 47 . Die durch die Dreigliedrigkeit unterhaltender Texte<br />

erzeugte Emotion wird auch als „Angstlust“ bezeichnet. Auch in der Kriminalerzählung<br />

lässt sich der oben beschriebene Aufbau von Spannung, der sich in drei Schritten<br />

vollzieht, nachweisen.<br />

3. Beim Lesen von Kriminalliteratur entsteht eine Binnenspannung, die in der Dialektik von<br />

Sicherheitsgefühl und Angstlust-Bedürfnis begründet liegt. Gerade diese bedingt den<br />

Spielreiz: Der Leser möchte die empfundene Spannung auflösen, auch wenn dies das Ende<br />

des angenehmen Spannungsgefühls bedeutet. Denn sein Hauptziel ist es immer, das<br />

„wahre“ Geschehen aufzudecken. Wie im Spiel ist die Spannung beim Lesen nichts<br />

Unangenehmes, sondern sie bedingt zum einen den Antrieb zum Leseprozess selbst und<br />

zum anderen den Ansporn zur Auflösung des Rätsels.<br />

4. Die Detektivgeschichte ist wie kaum eine andere Gattung durch feste Regeln gebunden,<br />

was in ihrer rigiden Ausrichtung auf die Lösung des Rätsels begründet liegt: Alle<br />

Elemente der Handlung dienen einzig dazu, auf die Aufklärung des Falles hinzusteuern<br />

und Spannung aufzubauen. Dadurch bedingt gibt es keine Themen und Elemente in der<br />

Handlung, die nicht mit dem Verbrechen in Verbindung stehen und die vom<br />

Spannungsaufbau ablenken würden. 48* Durch die strikten Reglementierungen, die in ihrer<br />

Form begründet liegen, bildet die Detektivgeschichte eine rigide Geschlossenheit der<br />

Handlung. Diese ähnelt stark der Geschlossenheit des Spiels, dem ebenfalls feste Regeln<br />

zugrunde liegen. Die Geschlossenheit fördert sowohl im Spiel als auch in der<br />

Kriminalgeschichte den Aufbau von Spannung, die sich nur innerhalb eines festen<br />

Systems entwickeln kann.<br />

5. Beim Lesen von Kriminalerzählungen kann der Leser für eine bestimmte Zeit ein<br />

Gedankenspiel in einer anderen Welt spielen. Verlieren stellt in einem Spiel kein Problem<br />

dar, hat man doch nicht im wirklichen Leben sein gesamtes Hab und Gut oder eine<br />

Schlacht verloren, sondern nur auf dem Spielbrett. Ähnlich verhält es sich auch mit dem<br />

Leser bei der Lektüre einer Detektivgeschichte: wie der Detektiv möchte auch er den Fall<br />

lösen, erlebt jedoch, falls er es nicht schafft, keine wirkliche Niederlage. Nach Dunker<br />

schließen sich die Lösungsaktivität des Lesers und die Verblüffung, die er in der<br />

46 Röhrs, Das Spiel, S. 11.<br />

47 Nusser, Trivialliteratur, S. 5.<br />

48 Vgl. Suerbaum, „Gefesselter Detektivroman“, S. 449.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!