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mysteriösem Verschwinden von Figuren bestehen, sind vier der fünf Verbrechen, die auf dem<br />

Land begangen werden, Mord bzw. versuchter Mord, sowie in einem Fall das Gefangenhalten<br />

einer Person.<br />

Diese Beobachtung bezüglich des ersten Bandes ließ zunächst vermuten, dass Conan Doyle<br />

somit streng zwischen Verbrechen, die an den verschiedenen Schauplätzen stattfinden<br />

„dürfen“, unterscheidet und sich selbst bestimmte Grenzen zur Variation von Schauplatz in<br />

Verbindung mit Delikten setzt. Diese Beobachtung muss aber schon bei Betrachtung der<br />

Stories des zweiten Bandes relativiert werden: Die rigide Trennung zwischen Mord in<br />

Verbindung mit ländlichem setting und Verbrechen wie Diebstahl, Betrug etc. als<br />

„stadttypischen“ Delikten wird von Conan Doyle schon ab den Memoirs gebrochen, weil er<br />

erkannte, dass die Unterteilung ihn bei der Komposition der Erzählungen zu sehr<br />

einschränkte, weil Mord z.B. im Sinne der ursprünglichen Konstruktionsweise nicht in der<br />

Stadt hätte stattfinden „dürfen”. Conan Doyle ließ darum dieses Konzept bald fallen.<br />

Trotzdem wurde bei genauer Untersuchung augenfällig, dass die Verbrechen auf dem Land<br />

zumeist einen brutaleren, Menschen verachtenderen Charakter haben als die stadttypischen<br />

Delikte. Neben Mord muss Holmes auf dem Land eher selten andere Delikte aufklären,<br />

während die Verbrechen in der Stadt sehr viel divergenter sind. Urbane Verbrechen sind die<br />

Delikte Erpressung, Diebstahl, Bankraub und Betrug, die nur in seltenen Fällen auf dem Land<br />

begangen werden, und dann zumeist nur ein kleineres Delikt neben einem Mord darstellen 601 .<br />

Daneben lässt sich bebobachten, dass die meisten Fälle, die Sherlock Holmes aufklären muss,<br />

eine Kombination aus einem Rätsel und einem Verbechen darstellen, d.h., dass der Klient<br />

Holmes aufsucht, weil ihm ein rätselhaftes Geschehen zugestoßen ist, das er nicht versteht.<br />

Holmes nimmt die Ermittlungen auf und stellt fest, dass das Rätsel zumeist Teil eines sehr<br />

viel schwerwiegenderen Vorfalls, nämlich eines Verbrechens ist (wie z.B. in „Copper<br />

Beeches” (1/12)). Diese Kombination ist besonders spannungsträchtig, weil durch die<br />

Koppelung von verschiedenen mysteriösen Ereignissen eine besonders starke Verrätselung der<br />

Ereignisse vorliegt. Aus diesem Grund wird sie bevorzugt von Conan Doyle eingesetzt.<br />

Auch bezüglich des Milieus lassen sich in Verbindung mit dem setting interessante<br />

Feststellungen treffen: die mysteriösen Vorgänge auf dem Land tragen sich im ersten Band<br />

ausnahmslos in den Kreisen der oberen Mittelschicht, der sogenannten gentry, zu, was sich<br />

jedoch in den Folgebänden ändert, obwohl auch hier die Verbrechen auf dem Land zumeist in<br />

der oberen Mittelschicht begangen werden. 16 der countryside-Fälle setzt Conan Doyle in<br />

601 Vgl. z.B. „Reigate Squires“ (2/9).

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