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22<br />

1.2.3 Ein Modell zur Untersuchung des Variationsgrades<br />

Vor der Darstellung des Analyseschemas soll zunächst Smudas 75 Ansatz zur Untersuchung<br />

der Dichotomie von Hoch- und Schemaliteratur vorgestellt werden, da die im Folgenden<br />

angewendete neue Methode aus der Kritik an Smudas Modell erwächst. Smuda entwickelt<br />

seine Idee nach einer Theorie von Abraham A. Moles, der zwischen innovativem und banalem<br />

Charakter von Kommunikation differenziert.<br />

Jede Botschaft ist eingeschlossen zwischen a) perfekte Originalität, die wir nur mit einer ganz unvorhersehbaren<br />

und ganz unverständlichen Zeichenfolge erreichen, und zwischen b) perfekte Banalität, perfekt verständliche,<br />

totale Redundanz, die nichts Neues für einen Empfänger bringt, aber sehr leicht zu verstehen ist, wie z.B. die<br />

unendliche Wiederholung gleicher Zeichen. Der Wert einer Botschaft für den Empfänger ist abhängig von dem<br />

Verhältnis der Quantität an Neuem, das die Botschaft enthält, und der Qualität, die er davon aufzunehmen in der<br />

Lage ist. Die Botschaft ist für ihn wertlos, wenn sie zu komplex für sein Verständnis ist. Sie ist aber auch im<br />

Falle der perfekten Redundanz wertlos für ihn, weil er dann nichts Neues über seine Umwelt lernt. 76<br />

Moles zeigt auf, dass Kommunikation zwischen zwei Extremen, dem Bekannten und dem<br />

Neuen, stattfindet. Seiner These nach sollte eine Mitteilung weder zuviel Neues noch zu viel<br />

Wiederholendes enthalten, damit die neue Botschaft überhaupt als solche vom Rezipienten<br />

erkannt wird. Ein zu großer Anteil an neuer Information irritiert den Rezipienten ebenso wie<br />

die andauernde Wiederholung von bekanntem Material. Zwischen beiden befindet sich jedoch<br />

ein idealer Wert von Information, der sich durch die perfekte Balance zwischen Innovation<br />

und Bekanntem auszeichnet. An diesem Punkt wird „ein Verständnis des Neuen vor dem<br />

Hintergrund von Bekanntem [ge]sichert“ 77 . Smuda überträgt das von Moles entworfene<br />

Modell auf die Relation von hoher Literatur und Schemaliteratur. Er sieht den<br />

Leistungscharakter eines Werkes durch die Position definiert, die es zwischen den beiden<br />

Extrembereichen einnimmt. „Die Richtung auf jeweils eines dieser Extreme bewirkt, dass<br />

Trivialliteratur oder dass ein literarisches Kunstwerk entsteht.“ 78 Seinem Ansatz nach befindet<br />

sich auf einer gemeinsamen „Literaturleiste“ das literarische Kunstwerk auf der einen, die<br />

Schemaliteratur auf der anderen <strong>Seite</strong>. Den maximalen Wert auf der <strong>Seite</strong> des literarischen<br />

Kunstwerks erhält ein Werk, wenn es besonders innovativ ist; eine maximale Tendenz zum<br />

literarischen Kunstwerk erhält ein Werk im Bereich der Schemaliteratur durch Variation. 79<br />

Dadurch ergibt sich folgende Abbildung:<br />

75 Smuda, Manfred: „Variation und Innovation - Modelle literarischer Möglichkeiten der Prosa in der Nachfolge<br />

Edgar Allan Poes“ in: Vogt, Jochen (Hg.): Der Kriminalroman I, München 1971, S. 33-63.<br />

76 Moles, Abraham: „Information und Redundanz“, wie zitiert in Smuda, „Variation“, S. 33.<br />

77 Smuda, „Innovation“, S. 34.<br />

78 Ibid.

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