03.01.2013 Aufrufe

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

Seite - RWTH Aachen University

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

150<br />

sehr ambivalent, und viele der Hoffnungen, die sich zunächst für die arme Bevölkerung zu<br />

erschließen schienen, wurden mit der Zeit zunichte gemacht:<br />

[The city] was overwhelming; no matter in what light one was disposed to look at it. Some, like the younger<br />

Dickens, and many years later, Henry James, found it exhilarating in its complexity and contrasts of scene and<br />

people. They saw a fearful beauty in its sheer mass, and discovered less imposing but still striking qualities,<br />

ranging from the picturesque to the grotesque [...] But if the spectacle enthralled, it also appalled. The city’s<br />

density and expanse bred a sense of captivity, of helplessness, of claustrophobia. Its ugliness finally obscured its<br />

grandeur; the wretchedness of most inhabitants mocked the luxury of the few. 422<br />

General Booth konstatierte so im Jahr 1886 angesichts der Tatsache, dass 30% der Londoner<br />

in Armut lebten, dass die Lebensbedingungen eines Schwarzen im tiefsten Afrika nicht<br />

schlechter seien als die eines Waisenmädchens in London. 423 Als besonders „dark and<br />

anonymous“ 424 galt das Londoner East End, und die extrem hohe Angst der Bevölkerung vor<br />

den Schrecken und Verbrechen dieses Stadtteils erhielt einen traurigen Höhepunkt in den<br />

Jahren 1888/89, als die Gegend um Whitechapel von einem unbekannten Mörder heimgesucht<br />

wurde, der wegen seiner grausamen und schrecklichen Mordweise an Straßenmädchen als<br />

„Jack the Ripper“ bekannt wurde. 425<br />

Die rapide wachsende Stadt blieb auf Grund ihrer Größe, ihrer Gefahren und ihrer Anonymität<br />

dem Menschen des viktorianischen Zeitalters weitgehend verschlossen. In der Literatur bietet<br />

die Stadt dem zu Folge ein setting für die vergebliche Suche der Protagonisten nach Identität -<br />

die Stadt ist nicht greifbar und bleibt mysteriös. Durch diese kritisch-sorgenvolle<br />

Auseinandersetzung mit der urbanen Welt öffnen sich der Literatur Türen für neue Genres:<br />

„The disguises and transformation possible in a metropolis hold a peculiar fascination for the<br />

Victorian novelist. The City of Mystery informs both the horror story and the novel of<br />

sensation [...]; it gives rise to the genre of the detective story.“ 426 Die mysteriöse Stadt -<br />

primär repräsentiert durch das neuzeitliche London - bietet sich nunmehr auch als Schauplatz<br />

für unheimliche Phänomene, brutale Übergriffe und andere Verbrechen an. „The intrigues<br />

once locked in the dungeons of Gothic castles are now concealed in a city-scape [...]“. 427<br />

Daneben war London als Hauptstadt das Zentrum für die schrecklichsten und<br />

aufsehenerregendsten Verbrechen der Zeit: „Most of the alarming, and certainly the best<br />

publicised of nineteenth-century crimes were committed in London.“ 428<br />

422<br />

Altick, Victorian People, S. 77.<br />

423<br />

Briggs, Åsa: London, the World City. London 1977, S. 312<br />

424<br />

Ibid., S. 317.<br />

425<br />

Vgl. hierzu auch Thorwald, Jahrhundert, S. 58.<br />

426<br />

Knoepflmacher, „Novel“, S. 529.<br />

427<br />

Ibid., S. 531.<br />

428<br />

Emsley, Crime and Society, S. 78.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!