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In den Erzählungen „Noble Bachelor“ (1/10) und „Black Peter“ (3/6) lenken Initialen den<br />

Verdacht auf die falsche Person. Der Brief, der die Braut des Lords zum Verschwinden<br />

veranlasst, trägt die Initialen der eifersüchtigen Geliebten des Lords. Dabei wurde der Brief<br />

vom ersten Mann der Braut, dessen Name zufälligerweise die gleichen Initialen besitzt,<br />

verschickt.<br />

Es lässt sich festhalten, dass die red herrings in den Sherlock-Holmes-Stories in zwei<br />

Gruppen eingeteilt werden können. Zum einen gibt es red herrings, die schockieren und grobe<br />

Gewalt implizieren, wie Blutspuren, Knochen und Schlagstöcke, daneben aber auch klug<br />

inszenierte Sprachspiele wie die Homonyme und verkehrte Initialen.<br />

Ungewöhnliche red herrings stammen interessanterweise immer aus den für die clues<br />

typischen Gruppen wie Kleidungsstücke/Accessoires, körperliche Besonderheiten oder<br />

schriftliche Botschaften. Solche red herrings sind in den Stories in „Silver Blaze“ (2/1) (eine<br />

Krawatte), „Yellow Face“ (2/2) (ein unheimliches Gesicht) und „Missing Three-Quarter“<br />

(3/11) und „Thor Bridge“ (5/5) (Briefe) zu finden. Sie stellen zumeist Hinweise dar, die früher<br />

oder später in den Sherlock-Holmes-Stories noch einmal auftauchen und dann anders<br />

kontextualisiert werden. Das unheimliche Gesicht aus „Yellow Face“ taucht so später noch in<br />

„Wisteria Lodge“ (4/1) und in „Blanched Soldier“ (5/2) auf und wird dort jeweils als clue<br />

eingesetzt. Es lässt sich somit feststellen, dass die Rätselbedeutung von bestimmten<br />

Hinweisen, die relativ prominent sind und öfter als ein Mal eingesetzt werden, variabel ist: ein<br />

Hinweis kann so mehrmals aufgegriffen werden, wobei seine Funktion als clue oder red<br />

herring umgekehrt werden kann.<br />

In „Reigate Squires“ (2/6) werden bei einem Einbruch in ein Manor House Popes Homer, ein<br />

Kandelaber, ein Briefbeschwerer, ein Barometer und ein Zwirnknäuel entwendet, was auf<br />

einen mysteriösen Hintergrund für das Verbrechen hinzuweisen scheint. Holmes erkennt<br />

jedoch sofort, dass diese merkwürdige Sammlung nicht die tatsächliche Diebesbeute sein<br />

kann.<br />

Zweideutig sind die Indizien, die bei den Reichenbach-Fällen gefunden werden und die in<br />

„Final Case“ (2/11) darauf hinweisen, dass Holmes ermordet wurde. Sie werden sozusagen als<br />

„Abschiedsgeschenk“ für Watson hinterlassen und beweisen, dass Holmes tatsächlich tot ist.<br />

In „Empty House“ (3/1) erklärt Holmes Watson, dass er seinen Stock, sein Zigarettenetui und<br />

den Abschiedsbrief nur so plaziert habe, um den Anschein zu erwecken, dass er wirklich tot<br />

sei. Conan Doyle ändert so die Funktion der Fundstücke völlig und setzt sie - anstatt als

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