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Generell lässt sich festhalten, dass die Verbrechen auf dem Land einen anderen Charakter als<br />

die Verbrechen in der Stadt hatten: Zumeist wurden auf dem Land eben Bekannte oder<br />

Familienmitglieder angegriffen, während in London und den anderen großen Städten<br />

hauptsächlich Verbrechen an Unbekannten begangen wurden: „Rural society [...], being more<br />

primitive, had a higher incidence of inter-personal crime than urban areas.“ 487<br />

Ein großes gesellschaftliches Problem der Zeit stellte die hohe Selbstmordrate dar. Suizid galt<br />

als Verbrechen, das im Falle des Überlebens mit einer hohen Gefängnisstrafe geahndet wurde.<br />

Anderson stellt einen deutlichen Unterschied für die Gründe des Suizids bei Männern und<br />

Frauen fest. Für Männer war die Arbeitslosigkeit der häufigste Grund, sich das Leben zu<br />

nehmen, während sich Frauen in den meisten Fällen aus Liebeskummer töteten. 488 Viele<br />

Dienstmädchen, die für ihre Arbeit ihren Heimatort und die Familien verlassen hatten, töteten<br />

sich aus Heimweh. Auch Trunksucht galt als häufiger Grund für den Suizid.<br />

Erstaunlicherweise lässt sich festhalten, dass sich ca. dreimal soviel Männer töteten wie<br />

Frauen. 489 Auch in den Sherlock-Holmes-Stories „Stockbroker’s Clerk“ (2/3) und „Thor<br />

Bridge“ (5/7) wird der Suizid thematisiert.<br />

Nach Knight liegen den Aufträgen, die Holmes erhält, entweder kleine, stadttypische, vor<br />

allem im familiären Bereich angesiedelte Probleme oder Ereignisse mit bizarrem oder<br />

kuriosem Charakter zugrunde. Dabei entwickeln sich die Rätsel und Verbrechen besonders<br />

häufig aus Familien- oder Beziehungszwistigkeiten; allein im ersten Band liegen sieben der<br />

zwölf Fälle in familiären oder interpersonellen Problemen begründet. („Case of Identity“,<br />

„Copper Beeches“, „Scandal in Bohemia“, „Noble Bachelor“, „Man with the Twisted Lip“,<br />

sowie auch „Boscombe Valley Mystery“ und „Five Orange Pips“).<br />

Die Verbrechen, die Holmes aufzuklären hat, sind, wie oben aufgezeigt wurde, zu einem<br />

großen Teil zeittypische Verbrechen. Die Fälle, denen ausschließlich ein Verbrechen zugrunde<br />

liegt, werden im Folgenden nach Delikt und Anzahl aufgezählt. Dabei sind einige der Fälle<br />

außergewöhnlicher, weil sie beispielsweise einen Doppelmord oder einen versuchten<br />

Doppelmord darstellen, weshalb sie mit dem Signum [DM] gekennzeichnet werden.<br />

Mehrfacher Mord wird mit dem Zeichen [MM] dargestellt. Totschlag aus Notwehr oder<br />

Versehen wird mit dem Kürzel [TS] kenntlich gemacht. Es folgt eine Aufzählung der<br />

ausschließlichen Rätselfälle und abschließend der „Mischform“ von Rätsel und Verbrechen.<br />

487 Emsley, Crime and Society, S. 83.<br />

488 Vgl. hierzu Anderson, Olive: Suicide in Victorian and Edwardian England. Oxford 1987, S. 118-119.<br />

489 Ibid., S. 120-121.

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