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165<br />

Squires“ (2/6) thematisiert: zwei Herren der lokalen gentry brechen in die Häuser ihrer<br />

Nachbarn ein und legen falsche Hinweise, um die Untat wie ein Vergehen von professionellen<br />

Einbrechern aussehen zu lassen. Auch in „Abbey Grange“ (3/12) wird dieses Delikt<br />

beschrieben.<br />

Geldfälscherei findet sich im viktorianischen Zeitalter ganz oben auf der Liste der erfassten<br />

Verbrechen. Das als „skilled crime“ bezeichnete Delikt, das ohne Gewalt ausgeführt werden<br />

konnte, wurde interessanterweise von Männern und Frauen gleichsam betrieben. 478 In der<br />

Erzählung „Engineer’s Thumb“ (1/9) muss der junge Ingenieur Victor Hatherley unter<br />

Androhung von Gewalt die defekte Münzprägemaschine von Fälschern wieder in Gang<br />

setzen.<br />

Auch Mord als sehr schweres Delikt gehörte zu den häufig begangenen Verbrechen. Auf<br />

Grund der Tatsache, dass Morde vor allem im familiären Bereich oftmals unbemerkt blieben,<br />

liegen kaum konkrete Zahlen für die Mordrate vor. Zedner geht jedoch davon aus, dass ca. 40<br />

% aller Morde von Frauen begangen wurden, wobei Frauen eher im privaten Bereich, d.h.<br />

Bekannte und Verwandte töteten. Dabei fällt vor allem die ungeheuer hohe Kindsmord-Rate<br />

ins Gewicht, wobei dieses Verbrechen nach Schätzungen zu beinahe 100 % von Frauen<br />

begangen wurde. 479 Als Hauptgrund für Kindsmord wurde von den überführten Müttern<br />

häufig angegeben, dass sie dem Kind ein elendes Leben - gleich ihrem eigenen - ersparen oder<br />

sich selbst davor schützen wollten, in die Prostitution abzurutschen, da sie sich, sofern sie<br />

arbeiteten, gerade selbst versorgen konnten. Mord ist das Hauptverbrechen in den Sherlock-<br />

Holmes-Stories. Dabei lässt sich festzustellen, dass noch im ersten Band, den Adventures,<br />

Mord noch keine prominente Rolle als Delikt spielt; nur in „Bosbombe Valley“ (1/4),<br />

„Orange Pips“ (1/5) und „Speckled Band“ (1/8) muss Holmes mysteriöse Todesfälle<br />

aufklären, während schon ab dem zweiten Band mehr und mehr Mord das zentrale Thema der<br />

Sherlock-Holmes-Geschichten wird. 480 Dies liegt darin begründet, dass Mord als<br />

ausgesprochen sensationsträchtiges Verbrechen den Leser ganz besonders in seinen Bann<br />

zieht und eine große Spannung aufbaut: die Dringlichkeit der Aufklärung durch den Detektiv<br />

ist im Falle eines Mordes verhältnismäßig größer als bei einem anderen Verbrechen wie z.B.<br />

Diebstahl. In der heutigen Kriminalliteratur lässt sich wohl kaum ein Krimi finden, der nicht<br />

von einem Mord handelt. Conan Doyle verarbeitet schon ab dem zweiten Band vermehrt<br />

dieses brutale Verbrechen in seinen Stories, verbindet es aber häufig mit einem zweiten Delikt<br />

478<br />

Zedner, Women, Crime, S. 36.<br />

479<br />

Ibid., S. 38.<br />

480<br />

Zur Anzahl der Morde und Todesfälle: Memoirs (7), Return (8), Last Bow (6), Case-Book (5).

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