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Ungewöhnliche Mordmethoden ließen sich ebenso für Stadt wie für Land aufzeigen. Es wurde<br />

deutlich, dass Conan Doyle zunächst im ersten Band ein relativ rigides Prinzip zur<br />

Konstruktion der Mordmethoden in seinen Stories entwirft, dieses jedoch schon kurz darauf<br />

verwirft: die Tatwaffen und Mordmethoden auf dem Land sind im Vergleich nur tendenziell<br />

brutaler als in der Stadt. Ab dem zweiten Erzählband verschwimmen die Grenzen völlig:<br />

brutale Mordmethoden können ebenso wie raffinierte gleichermaßen auf dem Land als auch in<br />

der Stadt nachgewiesen werden. So konnte festgestellt werden, dass die Variabilität der<br />

Tatwaffen, die im ersten Band sehr begrenzt ist, zu Gunsten eines viel freieren,<br />

variantenreicheren Schemas gebrochen wird, das dann konstant bleibt.<br />

Bei der Untersuchung wurde deutlich, dass trickreiche Tatwaffen, wie z.B. die Schlange in<br />

„Speckled Band” (1/8), die Aufklärung des Falles zusätzlich erschweren, daneben aber immer<br />

auch besonders spannungsträchtig sind. Sie tragen zu einer zusätzlichen Verschlüsselung der<br />

Mordrätsel in den Sherlock-Holmes-Stories bei, denn zusätzlich zu der Frage nach dem Täter,<br />

dem „whodunit“, stellt sich auch die Frage nach dem „howdunit“, nämlich danach, wie die<br />

mysteriöse Tat überhaupt verübt werden konnte. Daneben versinnbildlicht die Tatwaffe auch<br />

die Bösartigkeit des Täters: je durchtriebener der Täter, desto raffinierter ist auch seine<br />

Tatwaffe. Ungewöhnliche Mordwaffen dienen somit zum einen zum Spannungsaufbau,<br />

daneben aber auch zu einem umso größeren Überraschungsmoment bei der Aufklärung.<br />

Interessante Korrelationen lassen sich auch zwischen setting und Gothic elements ausmachen.<br />

Die settings auf dem Land stehen oftmals in Verbindung mit Schauerelementen, die nicht nur<br />

unheimlich sind, sondern häufig auch einen übernatürlichen Charakter besitzen. So wirkt<br />

oftmals die Landschaft selbst kryptisch und bedrohlich, wie z.B. die Moorlandschaften in<br />

verschiedenen Stories. Unheimliche Gebäude, in denen mysteriöse Vorgänge beobachtet<br />

wurden, und die von Holmes einer näheren Untersuchung unterzogen werden, sind beinahe<br />

ausschließlich auf dem Land zu finden. Exotische Tiere und Zigeunerbanden dienen zur<br />

Unterstreichung der unheimlichen Atmosphäre auf dem Land. Auch die unheimlich<br />

anmutenden Zwischenfälle, in denen scheinbar unmenschliche, gespenstische Gesichter nur<br />

aus der Ferne wahrgenommen werden, finden auf dem Land statt, was ebenfalls für die<br />

Theorie spricht, dass Gothic elements mit übernatürlichem Charakter vermehrt in Verbindung<br />

mit ländlichen settings eingesetzt werden. Besonders häufig lässt sich in den Sherlock-<br />

Holmes-Stories das Schauerelement der Dunkelheit finden, das jedoch sowohl in den Stadt-<br />

als auch in den Landgeschichten gleichermaßen eingesetzt wird. So lauern Holmes und<br />

Watson häufig in der Dunkelheit den Tätern auf, um sie auf frischer Tat zu ertappen.

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