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Doyle als „Variationskünstler“ große Ansprüche erheben kann, soll im Folgenden untersucht<br />

werden; dabei ist von besonderem Interesse, wie die Conan Doyle’sche Konstruktion aussieht,<br />

welche Grundelemente sie enthält und wie Conan Doyle im Laufe des Schaffenszeitraums<br />

variiert, um immer wieder andere Geschichten entstehen zu lassen.<br />

2.3.1 „The Purloined Story“? Konstruktion und Spielcharakter bei Conan Doyle<br />

„Excellent!“ I cried.<br />

„Elementary,“ said he.<br />

Arthur Conan Doyle, „The Crooked Man“<br />

Conan Doyle erkannte, welches Potenzial die von Poe entwickelte Form der Erzählung haben<br />

konnte. Die Struktur des zu lösenden Rätsels, der Ermittlungen, der Überlegungen des<br />

Detektivs und letztlich der überraschend präsentierten Lösung dienten ihm als Vorlage für<br />

seine eigenen Geschichten. Er machte niemals einen Hehl daraus, dass er viele Elemente von<br />

Poe in seine Geschichten übertragen hatte. Er übernahm nicht nur Poes Geschichte „Purloined<br />

Letter“ einschließlich aller Elemente für seine erste Sherlock-Holmes-Geschichte „Scandal in<br />

Bohemia“, sondern gab auch im Text Hinweise auf sein Vorbild. Schon im ersten Roman A<br />

Study in Scarlet lässt Conan Doyle Dr. Watson, der über Sherlock Holmes’ Fähigkeiten<br />

verblüfft ist, ausrufen: „You remind me of Edgar Allan Poe’s Dupin.“ 130<br />

Obwohl Conan Doyle viele Elemente von Poe entlehnte, muss man Schklovskij zustimmen,<br />

der darlegt, dass das Schema der Sherlock-Holmes-Geschichten eine Konsequenz des Inhaltes<br />

sei und nicht unbedingt von Conan Doyle „gestohlen“ worden sein müsse. 131* Denn zur<br />

Kriminalgeschichte gehören wie zu jeder anderen Literaturform bestimmte Elemente, die in<br />

jeder Erzählung vorhanden sein müssen, wie Figuren, setting und eine Handlung. Die<br />

besondere Form der Detektivgeschichte ist aber vor allem eng mit dem Rätsel verbunden, um<br />

das sich die Geschichte entwickelt. So müssen die Figuren der Erzählung automatisch mit<br />

dem Rätsel in Verbindung stehen, und es muss eine Figur geben, die das Rätsel letztlich löst,<br />

damit der Leser erfährt, was wirklich geschehen ist und ob seine Vermutungen zutreffen oder<br />

nicht. 132 Somit ergibt sich automatisch ein spezifisches Grundgerüst, das in der literarischen<br />

130 Conan Doyle, Arthur: A Study in Scarlet. In: The Original Illustrated ‘Strand’ Sherlock Holmes. The<br />

Complete Facsimile Edition. Ware 1996, S. 11-64. Hier: S. 18.<br />

131 Vgl. Schklovskij, Viktor: „Die Kriminalerzählung bei Conan Doyle“. In: Vogt, [Hg.], Kriminalroman I, S. 76-<br />

94. Hier: S. 94.<br />

132 Einzig die Watson-Figur ist nicht obligatorisch; wie in späteren Kriminalgeschichten zu sehen, kann der<br />

Kriminalfall auch aus einer anderen Erzählperspektive dargestellt werden. Vgl. hierzu beispielweise Chestertons

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