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111<br />

beautiful“ 293 ) - entwickelt sich zur häuslichen Bedrohung, als es so scheint, dass sie das Blut<br />

ihres Kindes tränke. Ihr Mann weist sie deshalb zurück, woraufhin die Situation eskaliert:<br />

Wiederum scheint das Baby gebissen worden zu sein. In der Erzählung wird das bis dato<br />

durchaus negative Bild der feurigen Geliebten zur Täuschung des Lesers eingesetzt. Die<br />

exotische Geliebte, die hier entsprechend dem Lilith-Mythos gar die eigenen Nachkommen zu<br />

töten scheint, ist unschuldig und selbst das Opfer einer Intrige ihres Stiefsohnes. Alles spricht<br />

jedoch zunächst gegen sie: In Gestalt der grausamen Lilith trifft ihr Mann sie mit<br />

blutverschmiertem Mund über das Kind gebeugt an. Ferguson weist schon zu Anfang auf die<br />

Unvereinbarkeit ihrer Temperamente und das Erkalten seiner Gefühle - wie Gibson in „Thor<br />

Bridge“ - hin. Nachdem das sexuelle Interesse an der schönen Frau vergangen ist, erkennt<br />

Ferguson: „ [T]he fact of her foreign birth and of her alien religion always caused a separation<br />

of interests and of feelings between husband and wife, so that after a time his love may have<br />

cooled towards her [...]“ 294 . Wie Mrs. Fergusons wird auch Maria Pintos starke sexuelle<br />

Ausstrahlung mit einem von ihren Ehemännern unstillbaren Liebesdrang in Verbindung<br />

gebracht, den beide Männer für unerträglich halten. Mr. Gibson erklärt in diesem<br />

Zusammenhang. „Do what I might nothing could turn her from me. If I have been harsh to<br />

her, even brutal as some have said, it was because I knew that if I could kill her love, or if it<br />

turned to hate, it would be easier for both of us. But nothing changed her. She adored me<br />

[...]“ 295 Und Ferguson erklärt in diesem Zusammenhang: „This was the more painful as she<br />

was as loving a wife as a man could have.“ 296<br />

Anders als in „Thor Bridge“ werden die unterschiedlichen Temperamente in „Sussex<br />

Vampire“ jedoch nicht als unvereinbar dargestellt. Holmes bricht letztlich den Bann und führt<br />

die beiden Ehepartner wieder zusammen. Es liegt somit eine interessante Variante des<br />

Geliebte-Motivs vor, denn in keiner anderen Erzählung wird eine Verbindung des Typs der<br />

Liebhaberin und eines Mannes als möglich dargestellt. Dies liegt vor allem jedoch darin<br />

begründet, dass sich Mrs. Ferguson, nachdem Holmes den Fall gelöst hat, devot in die Rolle<br />

eines angel in the house (vgl. Typ W.II.1) ergibt und nach der Versöhnung eine gute Ehefrau<br />

sein wird. Hier kolportiert Conan Doyle wiederum, dass eine Frau nur in der Rolle des angel<br />

überlebensfähig ist, denn alle sexuell offensiven, leidenschaftlichen Frauen werden entweder<br />

kriminell, verfallen dem Wahnsinn oder sterben.<br />

292<br />

Vgl. ibid., S. 116.<br />

293<br />

„Sussex Vampire“ (5/5), S. 100.<br />

294<br />

Ibid.<br />

295<br />

„Thor Bridge“ (5/7), S. 144.<br />

296<br />

„Sussex Vampire“ (5/5), S. 100.

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