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sterben (wobei Lady Chandler schon Opfer geworden ist), sondern die Frucht dieser<br />

Beziehung, der Sohn der Liebenden Lady Chandler und Colonel Frobisher.<br />

Ein wahnsinniger Täter wird bei Conan Doyle nur einmal eingesetzt, nämlich in „Creeping<br />

Man” (5/8), wo der Geisteskranke sich aber gegen sich selber wendet. Hier jedoch will<br />

Admiral Chandler alle seine Freunde und Verwandten töten. Hass und Wahnsinn stellen ein<br />

ungewöhnliches Mordmotiv dar.<br />

Diana Maberley muss - gemessen nach den Conan Doyle’schen Kriterien - als<br />

außergewöhnliche Frauenfigur bewertet werden: Sie will sich nicht damit abfinden, dass ihr<br />

Geliebter die Verlobung gelöst hat und nimmt es selbst in die Hand, die mysteriösen<br />

Ereignisse um seinen angeblichen Wahnsinn aufzuklären. Erst als sie selbst nicht weiter weiß,<br />

bittet sie Poirot um Hilfe und unterstützt ihn bei den Ermittlungen. Sie inszeniert, damit Poirot<br />

und sie die Nacht auf dem Gut der Chandlers verbringen können, einen Zwischenfall, der es<br />

ihr und dem Detektiv unmöglich macht, nach London zurückzukehren. Sie nimmt so die Rolle<br />

des Gehilfen des Detektivs ein, was für eine weibliche Figur bei Conan Doyle unmöglich<br />

wäre.<br />

Hugh Chandler wird zum Opfer einer Intrige seines - wie es zunächst scheint - Vaters, womit<br />

hier das Motiv der schlechten Vater-Tochter-Beziehung aus dem ersten Sherlock-Holmes-<br />

Band variiert wird. Dabei stellt sich letztlich heraus, dass Chandler gar nicht der Vater von<br />

Hugh ist - eine interessante Variante und Verkehrung des Motivs. Hugh entspricht<br />

grundsätzlich dem Typ des Mannes, der unverschuldet in ein Verbrechen verstrickt wird (Typ<br />

M.I.8), wobei jedoch sein Auftreten und sein Erscheinungsbild - er scheint tatsächlich den<br />

Verstand zu verlieren, hat Wahnvorstellungen und sieht krank aus - anders als das der anderen<br />

Männer der Kategorie nach Conan Doyle ist, die beinahe ausschließlich gestandene junge<br />

Männer sind. Hugh Chandler jedoch ist - obwohl er auf Grund seiner Statur und seiner Größe<br />

von Poirot als „Cretan Bull” 768 bezeichnet wird - ein schwacher Mensch, der die Hilfe seiner<br />

starken Freundin bedarf, um ihn aus seiner Notlage befreit zu werden, was in den Sherlock-<br />

Holmes-Stories in dieser Form nicht zu finden ist.<br />

Alle Hinweise auf den Täter, die der Leser dem Text entnimmt, scheinen sich zu einem<br />

Verdacht gegen Colonel Frobisher zu verdichten, der eifersüchtig auf die Ehe seiner<br />

ehemaligen Geliebten und seines Freundes gewesen zu sein scheint und beim Tod Lady<br />

Chandlers in der Nähe gewesen ist. Zusätzlich hat er große Kenntnisse über das Gift Atropin.<br />

Frobisher wirkt daneben barsch und unfreundlich, was in den Sherlock-Holmes-Stories<br />

768 „Cretan Bull”, S. 153-181. Hier: S.158.

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