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Hinweise gar nicht gegeben werden. Häufig wird der Leser aber auch auf Sachverhalte oder<br />

Figuren aufmerksam gemacht, die ihm fragwürdig erscheinen und die seinen Verdacht<br />

erregen, während über andere Figuren kaum etwas ausgesagt wird. Somit erscheinen sie als<br />

nicht verdächtig; der Leser wird so vom Autor in die Irre geführt. Die Thematik der<br />

Irreführung des Lesers soll unter dem Terminus misdirection 161 des Lesers als eine Kategorie<br />

in den Sherlock-Holmes-Geschichten untersucht werden. So kann ermittelt werden, ob der<br />

Leser die Möglichkeit zur Lösung hatte oder nicht.<br />

Zur Ausschmückung der einzelnen Erzählungen fügt Conan Doyle oftmals unheimliche<br />

Elemente, Gothic elements, oder lustige Koinzidenzen ein, die im Folgenden als<br />

„Unterhaltungselemente“ bezeichnet werden sollen; diese bestehen aus den Verkleidungen<br />

Holmes’, seinen Tricks oder unterhaltsamen Deduktionen, die er in Bezug auf seine Klienten<br />

vornimmt. Zusätzlich variiert Conan Doyle auch die Fallen, die Holmes den Tätern stellt. Es<br />

wird ebenfalls untersucht, ob Holmes den Fall erfolgreich lösen kann, sowie auch, ob und wie<br />

das Verbrechen bestraft wird.<br />

Daneben schuf Conan Doyle eine eigene Struktur für den Handlungsverlauf, der aus fünf<br />

Phasen besteht. 162* In der ersten Phase erfolgt eine kurze Einführung in die Erzählung. Die<br />

zweite Phase beinhaltet den Auftritt des Klienten und die Beauftragung des Detektivs mit der<br />

Aufklärung des Falles. Im Zentrum der dritten Phase steht die Ermittlung des Detektivs,<br />

wobei Holmes zum Tatort reist und nach Hinweisen sucht. In der vierten Phase findet eine<br />

Blockierung der Ereignisse, zumeist durch ein neues Verbrechen oder einen zweiten<br />

mysteriösen Vorfall, statt. In der fünften Phase wird der Fall in mehreren Schritten schließlich<br />

aufgeklärt. Jede Phase beinhaltet verschiedene Sequenzen mit unterschiedlichen<br />

Möglichkeiten für den Verlauf der Handlung. Die Möglichkeiten, die am häufigsten in den<br />

Sherlock-Holmes-Stories realisert werden, finden sich in der Darstellung links, die selteneren<br />

in der Mitte und die außergewöhnlichen rechts. In der Darstellung des Handlungsverlaufs für<br />

die jeweiligen Sherlock-Holmes-Stories werden die Sequenzen dann miteinander verbunden,<br />

wodurch der Verlauf genau nachverfolgt wird und überprüft werden kann, ob der<br />

Handlungsverlauf sehr typisch ist oder stärker variiert wird. Denn obwohl der<br />

Handlungsverlauf grundsätzlich einen relativ rigiden Ablauf aufweist, gibt es durch<br />

unterschiedliche Verknüpfungen der einzelnen Sequenzen untereinander immer wieder<br />

verschiedene Varianten der Handlungsstruktur.<br />

161 Vgl. zu diesem Begriff auch Deitmer, „Detektivroman”, S. 38.<br />

162 Vgl. hierzu Kap. 3.3.2.

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