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Sherlock-Holmes-Stories oftmals dazu dienen, eine Atmosphäre des Unheimlichen zu<br />

schaffen. Menschen, die aus den Kolonien zurückkehrten, hatten dort viel erlebt und gesehen,<br />

weshalb sie von unglaublichen Dingen berichten konnten. Aus diesem Grund haftete ihnen<br />

selbst oft etwas Mysteriöses an, was häufig auch in der zeitgenössischen Literatur, unter<br />

anderem auch in der Colonial Gothic literature thematisiert wird. Denn diese handelt neben<br />

der Furcht vor dem Fremden aus exotischen Ländern 193 häufig auch von den Erfahrungen der<br />

Siedler in den Kolonien. 194* Auch in anderen Literaturrichtungen wird das Kolonialmotiv<br />

aufgegriffen: So ist beispielsweise der heimkehrende, schwermütige George Talboys aus<br />

Braddons sensational novel Lady Audley’s Secret müde von Abenteuern und Misslichkeiten,<br />

die ihm bei der Goldsuche in Australien zugestoßen sind.<br />

In den Sherlock-Holmes-Stories spielen neben den Kolonien Australien, Südafrika und Indien<br />

aber auch andere ferne Länder eine Rolle, zu denen das British Empire eine enge Beziehung<br />

hegte, wie beispielsweise die USA.<br />

Häufig wird das Kolonialmotiv in den Sherlock-Holmes-Stories mit dem Motiv der dunklen<br />

Vergangenheit verbunden. So muss eine heimgekehrte Person um jeden Preis Missetaten oder<br />

Verbrechen, die sie in einer der Kolonien begangen hat, verheimlichen.<br />

Bei Conan Doyle lassen sich verschiedene Figurenvarianten durch die immer wieder<br />

abgewandelte Verknüpfung der beiden Motive finden. In den ersten beiden<br />

Erzählsammlungen geschieht es häufig, dass ein wohlhabendes Mitglied der englischen<br />

gentry, das seine Jugendjahre in Australien, Amerika oder Indien verbracht hat, plötzlich ein<br />

befremdliches Verhalten an den Tag legt, was den ihm nahe stehenden Personen auffällt.<br />

Diese schalten daraufhin den Meisterdetektiv Holmes zum Auklären des Geheimnisses, das<br />

ihren Freund oder Verwandten belastet, ein. So geschieht es z.B. in „Five Orange Pips“ (1/5),<br />

in der der junge John Openshaw sich um seinen Onkel Elias Openshaw sorgt, der sich über<br />

seine Vergangenheit in Amerika ausschweigt, sowie in „Gloria Scott“ (2/4), wo die kriminelle<br />

Vergangenheit des Vaters in Australien viele Jahre später den häuslichen Frieden der Familie<br />

Trevor bedroht. Auch Charles McCarthy aus „Boscombe Valley Mystery“ (1/4), ein<br />

ehemaliger australischer Straßenräuber, wird von seiner dunklen Vergangenheit in Australien<br />

eingeholt und bringt den einzigen Zeugen, von dem er erpresst wird, um. Colonel James<br />

Barclay aus „Crooked Man“ (2/7), der aus Eifersucht einen Untergebenen in Indien mit einem<br />

193 Vgl. hierzu den Figurentyp M.I.2 „unheimlicher Ausländer“.<br />

194 Vgl. hierzu Warwick, „Colonial Gothic“, S. 261-262.

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