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124<br />

Her face, too, was streaked with grime, and at the best she could never have been handsome [...] And yet, in spite<br />

of all these disadvantages, there was a certain nobility in the woman’s bearing, a gallantry in the defiant chin and<br />

in the upraised head, which compelled something of respect and admiration. 336<br />

Anna richtet sich - im Gegensatz zu den anderen Frauenfiguren - selbst, ehe Holmes ihr helfen<br />

kann, und vergiftet sich.<br />

Tatsächlich gibt es nur drei „böse Verbrecherinnen“ in den Sherlock-Holmes-Stories, wobei<br />

beide nicht allein agieren, sondern gemeinsam mit männlichen Figuren ihre Missetaten<br />

ausüben. Susan Stockdale aus „Three Gables“ (4/4) ist Mitglied in der Verbrecherbande ihres<br />

Mannes Barney und beobachtet für diesen als Hausmädchen die Gegebenheiten im Haus von<br />

Mrs. Maberley, in das ihr Mann einbrechen will. Selbstverständlich ist sie - als schlechte<br />

Person - weder schön noch anmutig, sondern ungeschickt und frech:<br />

Then he [Holmes] strode to the door, and dragged in a great gaunt woman whom he had seized by the shoulder.<br />

She entered with ungainly struggles, like some huge awkward chicken, torn squawking out of its coop [...] Susan<br />

turned a sulky but amazed face upon her captor. ‘Who be you, anyhow, and what right have you a-pullin’ me<br />

about like this?’ 337<br />

Susan Stockdale nimmt jedoch keine besondere Rolle in der Erzählung ein, sie dient lediglich<br />

als Spion für die ansonsten ausschließlich männliche Verbrecherbande. Im Gegensatz zu ihr<br />

hat die grausame Annie Fraser/Shlessinger aus „Lady Frances Carfax“ eine ganz<br />

außergewöhnliche Rolle: Mit ihrem Geliebten plant und führt sie - gleichberechtigt mit<br />

diesem - Verbrechen an älteren, allein stehenden Damen aus. Sie ist die einzige wirklich böse<br />

weibliche Figur und Mörderin in den Sherlock-Holmes-Stories. Ihre grausames Wesen wird<br />

natürlich auch durch ihr Äußeres indiziert: „She is a tall, pale woman, with ferret eyes.“ 338<br />

Brutal überwältigt sie mit ihrem Mann die hilflose Lady Frances und sperrt sie - um sich des<br />

Vermögens ihres Opfers bemächtigen zu können - zum Sterben in einen Sarg. Die Perfidität<br />

dieser Tat überrascht sogar Holmes: „They rushed in and overpowered her with chloroform,<br />

carried her down, poured more into the coffin to insure against her waking, and then screwed<br />

down the lid. A clever device, Watson. It is new to me in the annals of crime.“ 339<br />

Mit der Figur der Mrs. Fraser impliziert Conan Doyle, dass, wenn eine Frau kriminelle<br />

Energien besitzt, diese besonders schreckliche Auswüchse haben. Möglicherweise liegt für<br />

das literarische Paar der bösen Shlessingers ein reales Paar als Vorlage zu Grunde: im Jahr<br />

1849 tötete das Ehepaar Manning den Zollbeamten Patrick O’Connor, mit dem Mrs. Manning<br />

336 „Golden Pince-Nez“ (3/10), S. 242-243.<br />

337 „Three Gables“ (5/4), S. 84.<br />

338 „Lady Frances Carfax“ (4/6), S. 142.

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