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211<br />

Regierung von West-Australien ebenso entschied, kam es zu einem Ende der Deportationen.<br />

Ab dem Jahr 1855 wurden keine weiblichen und ab 1867 keine männlichen<br />

Zwangsverschickten mehr aufgenommen.<br />

Aus diesem Grund musste die Regierung in England selbst dafür sorgen, dass Delinquenten<br />

angemessene Strafen innerhalb des eigenen Landes erhielten. Es begann somit eine<br />

großangelegte Bauplanung von Gefängnissen. Für kleinere Vergehen wurden die Täter in<br />

örtliche Gefängnisse verbracht; Frauen wurden oftmals in sogenannte „houses of correction“<br />

eingewiesen, die sie nach einer relativ kurzen Zeit wieder verlassen konnten. 593<br />

Schwerverbrecher kamen in Gefängnisse, die in unwegsamen und verlassenen Gegenden<br />

errichtet worden waren, um eine potenzielle Flucht der Häftlinge schwierig zu gestalten.<br />

Bekannt sind die in der viktorianischen Zeit erbauten Gefängnisse in den Mooren von<br />

Dartmoor und Yorkshire, die noch heute als Hochsicherheitsgefängnisse dienen.<br />

Auf Grund des Problems der Deportation, aber auch wegen der menschenunwürdigen<br />

Behandlung der Gefangenen in den englischen Gefängnissen waren nach und nach Stimmen<br />

für eine Reform des Gefängniswesens laut geworden, die letztlich eine deutliche<br />

Verbesserung der Lebensumstände der Gefangenen in den neuerbauten Gefängnissen nach<br />

sich zog. So wurde weitgehend auf die körperliche Züchtigung der Gefangenen verzichtet.<br />

Vielerorts riefen die neuerbauten Besserungsanstalten und die modernen Kriterien, unter<br />

denen sie geführt wurden, jedoch auch Kritik hervor. So schreibt Thomas Carlyle nach der<br />

Besichtigung eines Gefängnisses im Jahr 1850:<br />

Several months ago, some friends took me with them to see one of the London Prisons, a prison of the exemplary<br />

or model kind. An immense circuit of buildings; cut out first with a high ring-wall, from the lanes and streets of<br />

the quarter, which is a dim and crowded one. Gateway as to a fortified place; then a spacious court, like the<br />

square of a city; broad staircases, passages to inferior courts; fronts of stately architecture all around ... Surely<br />

one of the most perfect buildings within the compass of London...probably no Duke in England lives in a<br />

mansion of such perfect and thorough cleanliness...Hopeless for ever now [the project of governing prisoners by<br />

‘the method of love’]. These abject, ape, wolf, ox, imp and other diabolical animal specimens of humanity, who<br />

of the very gods could ever have commanded them by love? A collar round the neck, and a cartwhip flourished<br />

over the back; these in a just and steady human hand, were what the gods would have appointed them [...] 594<br />

Die Todesstrafe wurde im viktorianischen Zeitalter relativ häufig verhängt, allerdings fand sie<br />

generell nur noch dann Anwendung, wenn der verurteilte Täter einen Mord oder ein schweres<br />

Sexualdelikt begangen hatte. De facto lässt sich daran eine allgemeine Verschiebung der<br />

ethischen Beurteilung davon, welches Vergehen mit dem Tode bestraft werden sollte,<br />

erkennen. Noch wenige Jahrzehnte zuvor lassen sich erstaunlich hohe Zahlen für<br />

593 Zedner, Women, Crime, S. 173.<br />

594 Wie zitiert in Evans, Joan: The Victorians. Cambridge 1966, S. 75.

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