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er so das Erfolgsrezept seines typisierten, durch Variation modifizierten Figurenrepertoires<br />

bei.<br />

Es wurde deutlich, dass viele der Elemente, die mit Hilfe der Tabelle „setting und<br />

Handlungselemente” untersucht wurden, extrem schematisiert sind und nur geringfügig<br />

variiert werden. So gibt es grundsätzlich nur zwei Schauplätze in den Sherlock-Holmes-<br />

Stories, nämlich die Stadt London und die Manor Houses der gentry auf dem Land. Nur selten<br />

spielt die Handlung an einem anderen Schauplatz. Holmes’ Klientel stammt zumeist aus der<br />

oberen Mittelschicht und gentry, und nur selten lässt Conan Doyle Figuren aus anderen<br />

Schichten auftreten. Auch die Aufträge, die Holmes erhält, bestehen zumeist aus einem<br />

Verbrechen oder einem Rätsel, das sich später als Teil eines Verbrechens herausstellt. Viele<br />

der Elemente, die zur Spannungssteigerung eingesetzt werden, lassen sich in leichter<br />

Abwandlung auch in anderen Erzählungen finden, ebenso wie die Unterhaltungselemente und<br />

die Fallen. Auch bezüglich der Bestrafung des Täters gibt es vier verschiedene Varianten, die<br />

im ersten Band eingeführt und bis zum letzten Band beibehalten werden.<br />

Im Gegensatz zu diesen Kategorien, in denen nur ein sehr geringes Variationspotential<br />

vorliegt, wird in anderen stärker variiert. So ist die z.B. die Varianz der verschiedenen<br />

Tatwaffen durchaus hoch, und Conan Doyle lässt sich beinahe für jede Erzählung eine<br />

Besonderheit bezüglich der Mordmethode einfallen.<br />

Wie ist nun diese unterschiedliche Variationsstärke der Kategorien zu bewerten?<br />

Grundsätzlich steht fest, dass der Leser der Sherlock-Holmes-Stories gerade auch durch<br />

bekannte Elemente angesprochen wird. Dazu gehören vor allem die Schauplätze London oder<br />

ein Gut auf dem Lande. Besonders die Szenen in der Baker Street, die einen Einblick in das<br />

Zusammenleben von Holmes und Watson geben, sind äußerst populär. Die Stories würden<br />

somit einen großen Teil ihres Reizes verlieren, wenn sie nicht vor dem Hintergrund dieser<br />

etablierten settings spielen würden. In dieser Beziehung ist auch das Milieu der oberen<br />

Mittelschicht und gentry sowie der Mittelschicht von Bedeutung, und zwar deshalb, weil ein<br />

großer Anteil der Leserschaft eben aus diesem Milieu stammte 661 und darum die Ängste und<br />

Probleme der Figuren, deren Welt durch ein Verbrechen oder einen rätselhaften Zwischenfall<br />

aus den Fugen gerät, und deren Leben in den eigenen vier Wänden durch Unbekanntes und<br />

Unheimliches bedroht wird, besonders gut nachempfinden konnten. Gerade setting und Milieu<br />

sind feste Größen in den Sherlock-Holmes-Stories, weil sie den Charakter der Erzählungen<br />

ausmachen und deshalb auch nicht zu sehr verändert werden dürfen. Hingegen müssen<br />

661 Vgl. hierzu Knight, Form and Ideology, S. 83.

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