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Kommentar:<br />

2<br />

Die Geschichte ist eindeutig eine Variante von Poes Erzählung „The Purloined Letter“. Die<br />

Figuren der vorliegenden Erzählung werden jedoch sehr viel deutlicher gezeichnet als bei Poe.<br />

Da die Täterin bekannt ist und Holmes nur noch herausfinden muss, wo sie das corpus delicti,<br />

das Foto, aufbewahrt, wird der Figurenkreis sehr klein gehalten.<br />

Der König von Böhmen, der in seinem Aufzug völlig unenglisch wirkt, wird von Watson<br />

direkt als suspekt und eigenartig eingestuft. Sein pompöser Name unterstreicht sein<br />

überhebliches Verhalten. Neben dieser Blasiertheit wird er jedoch auch als sehr ängstlich<br />

dargestellt, da er um die Ehe mit der wohlhabenden schwedischen Prinzessin fürchtet. Mit der<br />

Figur des Königs von Böhmen wird der Typ des „gefallenen Aristokraten“ (Typ M.II.3)<br />

eingeführt, der sehr arrogant ist und auf Grund dieser Arroganz und seines Standes glaubt,<br />

sich über die Wertvorstellungen der Gesellschaft hinwegsetzen zu können. Wie Lord St.<br />

Simon in „Noble Bachelor“ (1/10) lässt er seine Geliebte fallen, um sich mit einer<br />

standesgemäßeren, reichen Frau zu verbinden.<br />

Die Figur der Irene Adler ist einzigartig; sie stellt neben Isadora Klein aus „Three Gables“<br />

(5/3) de facto den einzigen, von Männern völlig unabhängigen Frauentyp der gesamten<br />

Sherlock-Holmes-Stories dar. Sie wird von Holmes wegen ihrer Klugheit bewundert und ist<br />

daneben die einzige Täterfigur, die Holmes überlistet und gegen ihn „gewinnt“. Im Gegensatz<br />

zu allen anderen weiblichen Figuren wird sie nicht als schwach und hilflos, sondern als starke<br />

Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, dargestellt. Sie ist faszinierend, charmant<br />

und sogar humorvoll, was durch ihren Brief an Holmes und das beigelegte Foto unterstrichen<br />

wird.<br />

Godfrey Norton ist grundsätzlich eine interessante Figur, weil er als männliche Figur eine<br />

ungewöhnlich unbedeutende Funktion einnimmt und neben der weiblichen Hauptfigur nur<br />

eine kleine Nebenrolle spielt. Die Figur des „Verlobten”, die Morton repräsentiert, taucht aber<br />

noch mehrfach in den Erzählungen auf (vgl. z.B. Cyril Morton in „Solitary Cyclist“, 3/4) und<br />

wird dabei kaum variiert, weshalb dieser Typ zu den Figuren mit geringer Varianz gezählt<br />

werden muss.<br />

Bei Gesamtbetrachtung der Kategorie „Figuren“ (zwei typische, eine außergewöhnliche Figur)<br />

lässt sich ein Variationsgrad zwischen „eher gering“ und „mittel“, mit größerer Tendenz zu<br />

„eher gering“ ermitteln.

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