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Kommentar:<br />

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Die Erzählung „Illustrious Client“ weist interessante Variationen von Motiven aus anderen<br />

Erzählungen auf. Es gibt ungewöhnlicherweise zwei Auftraggeber, wobei der „illustrious<br />

client“, der König, zur Steigerung der Spannung eingesetzt wird und nur auf mysteriöse Weise<br />

im Hintergrund agiert. Für ihn tritt der ehrenwerte Lord Damery auf, der dem Wunsch des<br />

Königs entspricht und Holmes engagiert, um die Hochzeit der Frau zu verhindern, für die der<br />

König eine väterliche Zuneigung hegt. Der König und der Diplomat Damery sind zu den<br />

Staatsmännern (Typ M. I.6) zu zählen. Wie in den Erzählungen, die die innere Sicherheit<br />

Englands zum Thema haben, z.B. „Naval Treaty“ (2/10), wird auch Damery als ehrenwerter,<br />

zutiefst betroffener Politiker dargestellt, der alles in seiner Macht stehende tun will, um einen<br />

Skandal zu vermeiden. Dabei geht es in dieser Erzählung nicht um eine politische Affäre,<br />

sondern um eine unglückliche Liebschaft.<br />

Der böse Baron Adelbert Gruner ist ein Österreicher und dadurch schon fragwürdig, wie es<br />

die meisten der ausländischen Figuren der Erzählungen sind. Er ist ein typischer „Byronic<br />

hero“, gutaussehend und faszinierend, führt aber nichts Gutes im Schilde und stürzt andere<br />

Leute ins Verderben (vgl. hierzu auch die verführerischen Dandys aus anderen Storys wie<br />

George Burnwell aus „Beryl Coronet“ (1/10) und Alec Cunningham aus „Reigate Squires“<br />

(2/6)). In seiner Funktion als Gothic villain wird ihm zugetraut, seine Frau ermordet zu haben,<br />

was ihm aber nicht nachgewiesen werden kann. Wie John Clay aus „Red Headed League“<br />

(1/2) ist er ein „gefallener Adeliger“, der sich dem Verbrechen zugewandt hat. Einzigartig ist<br />

das Album, das seine böse Natur offenbart, und das von Holmes als „lust diary“ bezeichnet<br />

wird. Wie Prof. Moriarty und Colonel Moran gehört Gruner zu den gefährlichsten Männern,<br />

mit denen Holmes zu tun hat und verübt wie diese auch einen Anschlag auf Holmes. Neu ist<br />

das Motiv des schönen, aber bösen Frauenverführers, dass Conan Doyle hier zum ersten und<br />

einzigen Mal einsetzt. Wie deutlich zu erkennen ist, werden mit der Figur des Adelbert<br />

Gruner die verschiedensten Schurken-Typen miteinander kombiniert; er stellt somit einen<br />

besonders perfiden Charakter dar und ist, auch weil er einen Mordanschlag auf Holmes<br />

verüben lässt, mit zu den Erzfeinden Holmes’ (Typ M.II.4) zu zählen.<br />

Violet de Merville stellt eine Variante des angel in the house (Typ W.II..2) dar und trägt Züge<br />

der Mary Holder aus „Beryl Coronet“ (1/10), die dem faszinierenden George Burnwell<br />

verfällt. Anders als Mary begeht sie zwar kein Verbrechen für ihren Verlobten, will ihn aber<br />

trotz Kenntnis über seine Verbrechen heiraten, da sie sie als Verleumdung ansieht. Wie die<br />

meisten weiblichen Hauptfiguren ist sie schön, wirkt auf Holmes jedoch fanatisch und

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