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dann so evident, dass der Täter die Tat nur noch zugeben kann - ihm muss die Tat nicht durch<br />

einen Trick nachgewiesen werden, wie es eine Spezialität des Detektivs Holmes ist.<br />

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Detektive von Kriminalgeschichten den Fall<br />

erfolgreich aufklären können. Die Sherlock-Holmes-Stories stellen eine Ausnahme mit den<br />

nicht wenigen Fällen dar, die Holmes nur unzureichend aufklären kann oder in denen der<br />

Täter entkommt. Christies Detektive klären ausnahmslos alle Fälle auf, auch wenn es sie das<br />

Leben kostet wie im Roman Curtain: Poirots Last Case, in dem Poirot sein Leben lässt, um<br />

einen Mörder zu stellen. Dabei wird natürlich hier auch die Ähnlichkeit zu Sherlock Holmes’<br />

Tod „Final Case” deutlich. In den Christie-Stories werden Verbrecher sehr viel seltener laufen<br />

gelassen, was häufig aber auch daran liegt, dass die Verbrechen sehr viel grausamer und<br />

blutiger als die der Sherlock-Holmes-Stories sind. Nur in einer Story hat Poirot Mitleid mit<br />

dem Täter, nämlich in „Incredible Theft”, und lässt ihn laufen, darauf vertrauend, dass dieser<br />

die übergebenen Dokumente durch Fälschungen unbrauchbar gemacht hat. Alle anderen Täter<br />

der hier vorgestellten Stories werden der Polizei übergeben.<br />

Das für die Sherlock-Holmes-Stories entwickelte Modell für den Handlungsverlauf konnte<br />

nicht an die Agatha-Christie-Stories angelegt werden, da sich starke Divergenzen aufzeigen<br />

lassen konnten. In den fünf untersuchten Stories ließen sich fünf verschiedene<br />

Handlungsverläufe aufzeigen, die sehr viel geringere Ähnlichkeiten miteinander aufweisen als<br />

die Sherlock-Holmes-Stories. Anders als bei Conan Doyle tritt der Detektiv in einigen Fällen<br />

erst sehr spät auf (wie z.B. in „Incredible Theft” und „Stymphalean Birds”): Schon das<br />

Treffen mit dem Klienten wird bei Christie so sehr unterschiedlich inszeniert. Die ersten<br />

Phasen der Rätselgeschichte werden häufig von einer anderen Figur erlebt als vom Detektiv<br />

(„Incredible Theft”, „Tape-Measure Murder”, „Stymphalean Birds”) - anders als bei Conan<br />

Doyle, wo die meisten Fälle damit einsetzen, dass ein Klient in der Wohnung der Detektive<br />

auftaucht und ihnen den Fall schildert. Bei Christie wird der Detektiv erst nach oder während<br />

der zweiten Phase eingeschaltet, der den Fall anschließend untersucht. Die Ermittlung verläuft<br />

bei Christie grundsätzlich anders: Während sich Sherlock Holmes lange am Tatort umschaut<br />

und Spuren sucht, deckt der Detektiv bei Christie das Rätsel durch Befragungen von Zeugen<br />

und Verdächtigen auf. Die Ermittlungsphase besteht so aus langen Dialogen mit allen<br />

Beteiligten. Allerdings lassen sich auch hier zwischen den Stories Unterschiede aufzeigen:<br />

Während in vier der fünf Detektivgeschichten von Christie die Ermittlungsphase vom<br />

Detektiv durchlaufen wird, entfällt dieser Schritt völlig in „Stymphalean Birds”, wo der<br />

Detektiv direkt nach dem Bericht über die Ereignisse erkennt, was geschehen ist und den Fall

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