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Typ M.II.3: Der „gefallene Aristokrat“<br />

91<br />

Knight weist in seinen Analysen darauf hin, dass die häufig negative Darstellung von Figuren<br />

der Aristokratie damit zusammenhängt, dass Conan Doyle Kritik am Verhalten des Hochadels<br />

üben wollte, der sich nicht entsprechend den an ihn gestellten moralischen Vorstellungen<br />

verhielt 229 . Allerdings lassen sich in den 56 Erzählungen nur sechs fragwürdige Adelige<br />

finden, was im Vergleich zu der hohen Fülle an Verbrechern und dubiosen Figuren aus<br />

anderen Klassen eine eher niedrige Anzahl ausmacht. Zu den „gefallenen Aristokraten“<br />

gehören die Figuren, die entweder tatsächlich Verbrecher sind oder sich aber auf andere Art<br />

und Weise unmoralisch verhalten.<br />

Der brutalste Aristokrat tritt bereits in der zweiten Erzählung „Red-Headed League“ (1/2) auf:<br />

Vincent Spaulding, der sich als John Clay ausgibt, ist ein „murderer, thief, smasher, and<br />

forger“. Als Enkel eines Royal Duke und ausgebildet in Eton und Oxford, wendet er sich<br />

entgegen seiner Stellung in der Gesellschaft dem Verbrechen zu und zählt nach Holmes’<br />

Aussage gar zu den größten Verbrechern in London. Bei seiner Verhaftung verhält er sich sehr<br />

arrogant und verlangt, mit „Sir“ angesprochen zu werden: „ ‘I beg that you will not touch me<br />

with your filthy hands’, remarked our prisoner, as the handcuffs clattered around his wrists.<br />

‘You may not be aware that I have royal blood in my veins. Have the goodness also when you<br />

address me always to say ‘sir’ and ‘please’.“ 230<br />

Der König von Böhmen („Scandal in Bohemia“, 1/1) und Lord St. Simon („Noble<br />

Bachelor“, 1/10) lassen beide ihre Geliebten fallen, um sich mit standesgemäßeren Frauen zu<br />

verbinden, die sie vor allen Dingen wegen ihres Vermögens ehelichen wollen. Der König von<br />

Böhmen ist über alle Maßen von sich eingenommen und trägt eine große Arroganz zur Schau.<br />

Wie er fühlt sich auch Lord St. Simon in seiner Ehre verletzt, als ihm ein anderer, nicht so<br />

vermögender und einflussreicher Mann vorgezogen wird:<br />

„Then you won’t forgive me? You won’t shake my hands before I go?“ „Oh, certainly, if it would give you any<br />

pleasure.“ He put out his hand and coldly grasped that which she extended to him. [...] „I may be forced to<br />

acquiesce in these recent developments, but I can hardly be expected to make merry over them.“ 231<br />

Obwohl beide als sehr arrogant dargestellt werden, wirkt der König von Böhmen durch seine<br />

Eitelkeit und sein selbstgefälliges Gehabe zusätzlich noch überaus lächerlich:<br />

229 Vgl. Kap. 3.1.1.<br />

230 „Red-Headed League“ (1/2), S. 52.<br />

231 „Noble Bachelor“ (1/10), S. 245-246.

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