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115<br />

3.1.3.2 Weibliche Figuren mit stärkerer Varianz<br />

Typ W.II.1: „The Angel in the House“<br />

Sir Willoughby is a splendid creature; only wanting a wife to complete him.<br />

(George Meredith, The Egoist)<br />

Das Motiv des angel in the house stammt aus Coventry Patmores gleichnamigem Gedicht, in<br />

dem der Dichter die - nach viktorianisch-patriarchalischer Ansicht - perfekte Frau beschreibt.<br />

Die Bezeichnung beinhaltet zwei Aspekte, über die sich die „gute“, wohlerzogene Frau zu<br />

definieren hatte: zum einen wird die von <strong>Seite</strong>n des viktorianischen Mannes gewünschte<br />

weiblich-sanfte Engelhaftigkeit betont, zum anderen die Domestizierung und Fixierung der<br />

Frau im Haushalt. 308 Die perfekte Ehefrau sollte sich nach allgemeiner Ansicht aufopfernd um<br />

Haushalt und Kinder kümmern, ihren Mann in tiefer Zuneigung und Verehrung umsorgen und<br />

ihm eine gute, devote Gefährtin sein. Um Frauen auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter<br />

einzuschwören, gab es verschiedenste Ratgeber - zumeist von männlichen Autoren -, die sich<br />

mit den Aufgaben und Pflichten der Frau in der Ehe befassten. So liegen z.B. Bücher mit den<br />

vielsagenden Titeln wie A Golden Guide to Matrimony von Job Flower oder Womanhood: Its<br />

Duties, Temptations and Privileges 309 von Joseph Shillito noch in der spätviktorianischen Zeit<br />

vor.<br />

Um der Rolle als angel in the house gerecht zu werden, wurden Töchter schon von frühester<br />

Kindheit an auf die Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereitet. Dabei erschien für eine junge,<br />

finanziell von den Eltern abhängige Frau eine Ehe ein Weg in potenzielle Freiheit und<br />

Unabhängigkeit zu sein: „For most women marriage was perceived as promising a release<br />

from dependence on parents [...] Marriage conferred status, sanctioned legitimate sex, and<br />

with luck, provided companionship, children, perhaps even love.“ 310 Oftmals bedeutete die so<br />

sehnlich erhoffte Ehe jedoch keine Eigenständigkeit und Selbstbestimmung, sondern<br />

unterwarf die junge Frau lediglich einer neuen Bevormundung durch den Ehemann:<br />

In fact, the freedom was largely illusory, for most young women exchanged the control of a father for the control<br />

of a husband. Restriction was an ill education for liberty, and most of them passed straight from childhood to the<br />

responsibilities of matronhood without any chance of testing their strength as young women, except in the<br />

marriage market. 311<br />

308<br />

Vgl. hierzu auch Schabert, Ina: Englische Literaturgeschichte. Eine Darstellung aus der Sicht der<br />

Geschlechterforschung. S. 530.<br />

309<br />

Flower, Job: A Golden Guide to Matrimony (1882) und Shillito, Joseph: Womanhood: Its Duties, Temptations<br />

and Privileges (1877). Wie zitiert in Calder, Jenni: Women and Marriage in Victorian Fiction. London, 1976, S.<br />

168.<br />

310<br />

Hoppen, Mid-Victorian Generation, S. 318.<br />

311 Calder, Women and Marriage, S. 20.

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