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5. atypische Figuren werden vom Autor sehr häufig aus bestehenden Stereotypen und zu<br />

diesem Stereotyp konträren, innovativen Elementen entwickelt<br />

6. atypische Figuren werden beinahe ausschließlich mit Figuren von eher geringer Varianz<br />

kombiniert<br />

7. die eingeführten Stereotype werden häufig dazu eingesetzt, um Klischees anzudeuten, die<br />

dann aber durch „Entfremdung“ des Stereotyps gebrochen werden<br />

Bei der Gesamtbetrachtung der Variationsstärke bezüglich Figuren in der Chronologie lässt<br />

sich dokumentieren, dass Conan Doyle von Anfang bis zum Ende ein relativ konstant<br />

bleibendes Maß an Variation beibehält. So konnte nicht festgestellt werden, dass die Figuren<br />

in späteren Erzählbänden stärker variiert werden als die Figuren der ersten Geschichten. Es<br />

besteht somit ein konstantes Gleichgewicht von schwächer und stärker variierten Figuren<br />

sowie von Extremvarianten.<br />

Ebenso konnte beobachtet werden, dass viele Motive, die in den ersten Erzählbänden häufig<br />

thematisiert werden, in den späteren Erzählungen selten oder gar nicht mehr aufgegriffen<br />

werden, an deren Stelle später aber andere Motive treten. Der Gothic villain in der Figur des<br />

bösen Vaters wird im ersten Band drei Mal eingesetzt, danach jedoch nicht mehr. Auch das<br />

Kolonialthema, das besonders in Band 1 und 2 häufig zu finden ist, wird später nicht mehr<br />

verwertet; es taucht zum letzten Mal in „Golden Pince-Nez” (3/10) auf, wo aber an Stelle<br />

einer der Kolonien Russland als Variante aufgegriffen wird. Im zweiten Band taucht zum<br />

ersten Mal das Spionage-Motiv auf (in „Naval Treaty” (2/10)), das später in Band 4 eine<br />

wichtige Rolle spielt, was auch dadurch bedingt ist, dass dieser Band während des<br />

1.Weltkrieges geschrieben wurde und deshalb die Bedrohung durch politische Feinde ein ganz<br />

besonders aktuelles Thema darstellte. In Band 5 - geschrieben im Jahr 1927 - spielt das Thema<br />

keine Rolle mehr. Der Typ der „Frau mit Geheimnis”(W.I.4), der in Band 2 und 3 sehr<br />

stereotyp eingesetzt wird, ist in späteren Bänden gar nicht mehr zu finden. Es wird deutlich,<br />

dass Conan Doyle bestimmte Figuren und Motive nur einsetzt, bis sie ausgereizt sind und<br />

keine Varianten des Typs mehr entworfen werden können.<br />

Die meisten Fälle, die Holmes aufzuklären hat, sind auf zwei Tatmotive zurückzuführen:<br />

Habsucht und Eifersucht/Rache. 21 der Verbrechen werden aus Habgier begangen, 13 aus<br />

Eifersucht und Rache. 16 Verbrechen werden aus verschiedenen anderen Motiven begangen,<br />

wie beispielsweise um den Ku-Klux-Klan zu schützen („Five Orange Pips“, 1/5), die eigene<br />

kriminelle Identität zu wahren („Engineer’s Thumb“, 1/9, „Bruce-Partington Plans“, 4/4), die<br />

eigene Familie vor Verbrechern zu schützen („Boscombe Valley Mystery“, 1/4, „Musgrave

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