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4.3 Schema und Variation in den Sherlock-Holmes-Stories: Abschließender Befund<br />

„I couldn’t revive him if I would, at least not for years, for I have had such an overdose of him that I feel towards<br />

him as I do towards pâté de foie gras, of which I once ate too much, so that the name of it gives me a sickly<br />

feeling to this day“ 706 ,<br />

schrieb Conan Doyle im Dezember 1893, nachdem er Sherlock Holmes in die Reichenbach-<br />

Fälle stürzen ließ, an einen Freund. Doch schon wenige Jahre später ließ er Holmes wieder<br />

auferstehen, weil er sich dem großen Druck seiner Leserschaft ausgesetzt sah. Trotz der<br />

großen Popularität bei seinem Publikum hat Conan Doyle seine eigenen Stories nie besonders<br />

geschätzt, weil er sich im schriftstellerischen Bereich zu Höherem berufen fühlte 707 und so<br />

auch äußerte, dass das Verfassen der Stories ihn von besseren Dingen abhalten würde 708 .<br />

Conan Doyle wurde sich bewusst, wie sehr ihn die rigide Form der Detektivgeschichte<br />

einschränkte, deren Begrenztheit Dorothy Sayers anhand des folgenden Bildes treffend<br />

beschreibt:<br />

The detective short story, therefore, is in the position of a city built between the sea and a precipice. On the one<br />

side it is being gradually undermined, while circumstances prevent its expansion on the other. It cannot, like the<br />

detective-novel, grow largely and loosely towards a wider psychology and more humane style, because of<br />

editorial edicts tending to constrict it; and meanwhile, the available subject-matter is becoming seriously<br />

curtailed. 709<br />

Somit konnte Conan Doyle, wenn er sich an sein Erfolgsrezept halten wollte, Veränderungen<br />

nur in sehr restringiertem Maße vornehmen. Das Grundschema konnte inhaltlich nicht<br />

geändert werden, ohne zu einem Bruch mit den Figuren zu führen, und die Leser liebten<br />

Holmes, seinen Adlatus Watson und auch die sehr typisierten Figuren, die in regelmäßigen<br />

Abständen in nur leicht veränderter Form wieder in den Stories auftraten. Auch am setting,<br />

der Metropole London mit all ihren Gefahren und der geheimnisvollen englischen countryside<br />

konnte Conan Doyle nicht viel ändern, ohne grundsätzlich den Stories einen anderen<br />

Charakter zu geben. Andere Elemente konnten ebenfalls nicht ohne Einbußen an der<br />

Grundkonzeption durchgeführt werden, weil zur Konstruktion der Rätselgeschichten<br />

Hinweise, Täuschungsmanöver und der garantierte Erfolg des Meisterdetektivs unverzichtbar<br />

waren.<br />

705 Vgl. hierzu Kap. 2.2 und 2.3.1.<br />

706 Zitiert nach Pearson, Hesketh: Conan Doyle. His Life and Art. London, 1943, S. 96.<br />

707 Conan Doyles spätere Schriften behandeln vor allen Dingen esoterische Themen; dabei versuchte er unter<br />

anderem, seinen Lesern die Existenz von Feen und anderen überirdischen Wesen zu beweisen.<br />

708 Vgl. hierzu auch Carr, John Dickson: The Life of Sir Arthur Conan Doyle. London, 1949, S. 87.<br />

709 Sayers, Dorothy (ed.): „Introduction“ in: Great Short Stories of Detection, Mystery and<br />

Horror - Second Series. London 1931, S. 11-26. Hier: S. 19.

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