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Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts stellten die sogenannten „highway robberies“ eines der<br />

häufigsten Verbrechen dar, 472 bei denen die Banden Kutschen und Reitern am Wegesrand<br />

auflauerten und diese dann überfielen. Dagegen wurden gegen Ende des viktorianischen<br />

Zeitalters die organisierten Banden in London als größtes Problem angesehen. Es lässt sich<br />

somit im Zuge der Urbanisierung eine deutliche Verschiebung der Kriminalität vom Land in<br />

die Stadt erkennen. So stellte Reverend Charles Bereton fest, dass ein großer Unterschied<br />

zwischen den Verbrechen in der Stadt und auf dem Land bestehe: „In cities, the majority of<br />

thieves exist in gangs, practise fraud by profession, and live by a constant series of<br />

depredations [...] criminals in the country only occasionally once or twice steal a sheep, pig,<br />

corn, hay, wood, turnips, poultry as the case may be.“ 473<br />

Unter die sehr hohe Diebstahlrate fielen auch die Delikte von Frauen, die sich auf Grund ihrer<br />

Armut prostituierten und ihre - oftmals betrunkenen - Kunden bestahlen, wobei die Frauen<br />

den Diebstahl sehr oft als Teil ihrer Arbeit betrachteten. 474 Viele der typischen<br />

zeitgenössischen Verbrechen sind auch in den Sherlock-Holmes-Stories wiederzufinden.<br />

Diebstahl als eines der am häufigsten begangenen Verbrechen ist so auch eines der<br />

Hauptdelikte in den Sherlock-Holmes-Stories: In „Beryl Coronet“ (1/11), „Blue Carbuncle“<br />

(1/7) und „Mazarin Stone“ (5/3) werden z.B. sehr wertvolle Juwelen und Schmuckstücke<br />

gestohlen, aber auch Geheimdokumente werden oftmals entwendet. 475<br />

Generell sah man im viktorianischen Zeitalter einen Großteil aller Verbrechen - auf Grund der<br />

Tatsache, dass sie von Personen aus den unteren Schichten der Gesellschaft begangen wurden<br />

- als Resultat der wachsenden städtischen Armut an. Vielen Menschen blieb auf Grund von<br />

Geldnot nur ein Leben auf der Straße, das letztlich Betteln, Ruhestörung und körperliche<br />

Übergriffe nach sich zog. Interessanterweise wurden des Delikts „unlawfully pledging and<br />

disposing“, worunter vor allen Dingen die Straßenbettelei fiel, sehr viel mehr Frauen als<br />

Männer bezichtigt. 476 Dies liegt wahrscheinlich darin begründet, dass Frauen, um ihre<br />

Familien zu ernähren, diesen Weg mit geringem kriminellem Charakter wählten, um<br />

zumindest etwas Geld zu erhalten.<br />

Das von der Polizei sehr häufig erfasste Delikt „burglary and housebreaking“, das zumeist mit<br />

sehr großer Gewaltbereitschaft und Brutalität begangen wurde 477 , wird auch in „Reigate<br />

472 Ibid., S. 54.<br />

473 Wie zitiert in Emsley, Crime and Society, S. 79.<br />

474 Zedner, Women, Crime, S. 37.<br />

475 „Second Stain“ (3/12), „Naval Treaty“ (4/4), „Last Bow“ (4/8).<br />

476 Zedner, Women, Crime, S. 36.<br />

477 Ibid., S. 40. Polizeilich wurde festgestellt, dass dieses häufig von Banden ausgeführte Verbrechen beinahe<br />

ausschließlich von Männern begangen wurde; nur ca. 2-3 % der Festgenommenen waren Frauen.

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