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112<br />

Aus Abhängigkeit von seiner Geliebten begeht der Pferdetrainer Straker in „Silver Blaze“<br />

(2/1) ein Verbrechen, um genug Geld zu haben, um sein aufwändiges Leben mit zwei Frauen<br />

weiterführen zu können. Straker ist der sexuell attraktiven Frau so verfallen, dass er sie nicht<br />

aufgeben kann. So wird hier implizit der Frau die Schuld an der Kriminalisierung des Mannes<br />

gegeben.<br />

Typ W.I.3: Die Mutter<br />

The raison d’être of a woman is maternity. To this and this alone, nature has differenciated her from man, and<br />

built her up cell by cell and organ by organ. 297<br />

In den Sherlock-Holmes-Stories tauchen nur sehr wenige Mutter-Figuren auf, was eng damit<br />

im Zusammenhang steht, dass der Fokus der Erzählung zumeist auf männliche Figuren oder<br />

aber auf attraktive junge Frauen gerichtet ist, die sich in einer Notsituation befinden.<br />

Allerdings lassen sich zwei interessante Mütter in den Erzählungen „Norwood Builder“ (3/2)<br />

und „Three Gables“ (5/4) aufzeigen. Auch in „Copper Beeches“ (1/12) lässt sich eine<br />

Mutterfigur finden, die einer genaueren Betrachtung bedarf.<br />

Das Ideal einer guten Mutter wird durch das Bild einer fürsorglichen, warmherzigen Frau, die<br />

sich durch ständige Verfügbarkeit 298 für ihre Kinder und ihren Ehemann auszeichnet,<br />

übertragen. Sie opfert sich selbst auf, um ihrem Nachwuchs den Weg in ein gutes Leben zu<br />

ebnen. Mutterschaft steht somit für eine „self-forgetting love“ 299 . Interessanterweise spielt die<br />

Mutter in der viktorianischen Literatur allgemein keine ausgeprägte Rolle, was wahrscheinlich<br />

damit in Zusammenhang steht, dass auch im realen Leben der Mann der Herr im Haus war<br />

und die Frau nur im Hintergrund agierte und die Entscheidungen ihres Mannes mitzutragen<br />

hatte. Die Mutterschaft war somit ein Thema, das nach Calder „assumed rather than<br />

discussed“ 300 wurde.<br />

Mrs. McFarlane aus „Norwood Builder“ (3/2) ist eine der wenigen Mütter, die in den<br />

Erzählungen eine relativ wichtige Rolle spielt. Bei Nachforschungen für ihren Sohn, der unter<br />

Mordverdacht steht, findet Holmes heraus, dass eigentlich die Mutter für die Misere, in der<br />

Hector steckt, verantwortlich ist: Sie hatte sich in der Jugend mit dem bösen Jonas Oldacre<br />

297<br />

Linton, Eliza Lynn in einem Artikel der Zeitschrift The Nineteenth Century (30). Wie zitiert in Calder, Women<br />

and Marriage, S. 85.<br />

298<br />

Vgl. hierzu auch Schmidt, Jungfrau und Monster, S. 130.<br />

299<br />

Matus, Jill: Unstable Bodies. Victorian Representation of Sexuality and Maternity. Manchester/New York,<br />

1995, S. 171.<br />

300 Calder, Women and Marriage, S. 14.

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