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166<br />

oder einem rätselhaften Vorfall. Warum er diese Form der Rätselkonstruktion wählt, soll<br />

später noch explizit diskutiert werden.<br />

Schon oben wurde darauf hingewiesen, dass sich die Verbrechen in der Stadt stark von denen<br />

auf dem Land unterschieden. Emsley erklärt, dass das häufigste Delikt auf dem Land<br />

Brandstiftung war. 481 Durch Brandstiftung wurden unliebsame, zumeist reichere Nachbarn<br />

„bestraft“. Hoppen berichtet von einer „long local tradition of incendiarism“ 482 in vielen<br />

ländlichen Gebieten. Doch auch andere gewalttätige Übergriffe - wie körperliche Attacken -<br />

auf reichere Bauern und Wildhüter geschahen häufig aus Neid.<br />

[...] [C]rimes of violence (which formed between a tenth and a fifth of rural offences) continued to worry the<br />

authorities more or less persistently until the mid 1860s and from time to time in later years also. [...] The people<br />

most targeted were farmers, land agents, gamekeepers, Poor Law officials, and policemen (landlords were too<br />

well protected). 483<br />

Trotz Verbesserung der Lebensumstände für die Landbevölkerung seit der Mitte des<br />

Jahrhunderts und einer gewissen Senkung der hohen ländlichen Kriminalitätsrate blieben<br />

diese und andere Verbrechen typisch für die Landbevölkerung. Auch die Verstümmelung von<br />

Tieren eines verhassten Nachbarn gehörte dazu, ebenso wie die sogenannten pot-shots, 484 eine<br />

frühe, ländliche Art des Amoklaufes, bei dem der Angreifer ziellos auf Nachbarn oder<br />

vorbeireisende Kutschen schoss.<br />

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sind für die ländlichen Regionen auch Fälle von<br />

heidnischen Ritualen bekannt, die vom Gesetz verfolgt wurden. Emsley erklärt, dass unter<br />

jungen Frauen auf dem Land lange der Aberglaube vorherrschte, dass die Verstümmelung von<br />

Tieren in einem heidnischen Ritual sie dazu befähigte, einen Ehemann zu finden. 485<br />

Handlungen dieser Art und ein weiterhin bestehender großer Aberglaube auf dem Land<br />

führten auch noch für lange Zeit zu Hexenverfolgungen. Wie weit diese tatsächlich gingen, ist<br />

nicht bekannt; Emsley spricht jedoch durchaus von heftigen körperlichen Attacken auf<br />

Frauen, die für Hexen gehalten wurden. 486 Interessanterweise geht es in drei der Sherlock-<br />

Holmes-Stories, „Wisteria Lodge“ (4/1), „Devil’s Foot“ (4/7) und „Sussex Vampire“ (5/5),<br />

die auf dem Land und in einer dörflichen Gemeinschaft spielen, auch um Aberglauben und<br />

um heidnisch anmutende Zeremonien.<br />

481<br />

Emsley, Crime and Society, S. 80.<br />

482<br />

Hoppen, Mid-Victorian, S. 20.<br />

483<br />

Ibid.<br />

484<br />

Vgl. hierzu Emsley, Crime and Society, S. 82.<br />

485<br />

Ibid. S. 87.<br />

486<br />

Emsley, Crime and Society, S. 83.

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